Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
Rat. »Edle Herren«, rief er. Es wurde still, und alle sahen den Baron neugierig an. Frans öffnete die Augen, hob aber nicht den Kopf. »Ich bin Esmond Riehs, Baron von Kleeh, der jüngere Bruder von Viscomt Richard von Kleeh.«
Bei seiner Vorstellung nickten einige wissend. Riehs gestattete
sich ein leichtes Lächeln. »Ich weiß um die schwierige Beziehung zwischen unseren beiden Ländern und ebenso um die Gründe dafür«, sagte er in ausdruckslosem Ton. »Doch Prinz Frans und ich, die wir zusammen am Palast von Isamar gedient haben, teilen das Engagement für den Frieden und den freien Handelsfluss zwischen den beiden Völkern. Schließlich waren wir einmal ein Land.«
»Handel?«, schrillte Wilhelm. »Söldner sind Sie! Mit Ihren Schiffen und Ihren Soldaten … Wir wissen, was Sie sind!«
Peinliches Schweigen breitete sich über der Versammlung aus. Wilhelm warf sich wütend in seinen Stuhl. Philippa vermutete, selbst er hatte gemerkt, dass er jetzt zu weit gegangen war.
Im Kontrast dazu wirkte die kultivierte Stimme von Riehs nur umso eleganter. »Prinz Frans hat sein Leben riskiert, um nach dem brutalen Angriff auf eines unserer Dörfer zu handeln. Er brauchte unsere Hilfe, und meine Tochter wollte seit ihrer Kindheit eine Pferdemeisterin werden. Sie und ich wussten, dass sie dadurch zu einer Bewohnerin von Oc würde und nicht mehr zu Kleeh gehört. Doch sie, Prinz Frans und ich – sowie Pferdemeisterin Winter – glauben, dass dieser Austausch das Verhältnis zwischen unseren beiden Fürstentümern stärken wird.«
Er verneigte sich wieder, erst vor dem Fürsten, dann vor Frans und schließlich vor dem Rat. Hoch aufgerichtet und würdevoll schritt die schmale Gestalt durch die Ränge wieder nach oben.
Frans hatte sich auf die Armlehnen seines Stuhls gestützt und zwang seinen Körper noch einmal, sich aufzurichten. »Dieses Fohlen«, sagte er mit zitternder Stimme,
»dieses geflügelte Fohlen, das Wilhelm für seine eigenen Zwecke benutzt hat – dieses Fohlen hätte an Amelia Riehs gebunden werden sollen. Pferdemeisterin Winter hat Recht. Mein erlauchter Bruder hat Hochverrat begangen. Er und sein Zuchtmeister gemeinsam müssen sich für dieses Vergehen vor dem Rat der Edlen verantworten.«
Aufgeregte Schreie hallten durch die Rotunde. Frans sank zurück gegen die Lehne seines Stuhls, und sein Blick zuckte noch einmal kurz zu Philippa, bevor er die Augen schloss. In dem Tumult beugte sie sich zu dem Vorsitzenden und bat ihn, nach Frans’ Kutsche zu schicken und ihn nach Hause bringen zu lassen. Der Vorsitzende nickte und gab eine entsprechende Anweisung, ohne erst auf die Erlaubnis des Fürsten zu warten. Dann schlug er immer wieder erfolglos das Hämmerchen auf den Sockel.
Philippa warf einen Blick aus den hohen Fenstern der Rotunde und sah, dass sich die Dunkelheit über die Weiße Stadt gesenkt hatte. Sie war sicher, dass es heute nicht mehr zu einer Entscheidung des Rates kommen würde. Sie erhob sich und nickte dem Vorsitzenden zu. Er zuckte hilflos mit den Schultern und verbeugte sich, um ihr die Erlaubnis zu geben zu gehen.
Wilhelm starrte sie an, als würde er sie gern persönlich erschlagen. »Ich werde dafür sorgen, dass Sie der Schule verwiesen werden«, zischte er ihr zu, als sie an ihm vorbeiging. »Und dorthin geschickt werden, wo sie uns nicht länger schaden können. Sie haben Ihren eigenen Untergang besiegelt.«
»Ich glaube kaum, dass Sie dazu die Macht besitzen«, erwiderte sie zwischen den Zähnen.
»Ich warne Sie, Philippa, Sie können sich mir nicht auf diese Art widersetzen.«
»Hören Sie auf, sich etwas vorzumachen, Wilhelm. Das habe ich doch längst getan.«
Als sie sich angespannt vor Wut umdrehte, um hinter den Edlen vorbei zur Tür zu gehen, sah sie, wie Constanze, die blasse, zurückhaltende Fürstin, sie mit einem leidenschaftlichen, fast gierigen Ausdruck ansah. Als sich Philippa Mantel, Hut und Handschuhe holte, fragte sie sich, auf welcher Seite dieser unüberbrückbaren Kluft zwischen ihr und Wilhelm wohl Constanze stand.
Kapitel 33
L ark verbrachte den Tag damit, Sattel und Zaumzeug zu reinigen, Tup zu bürsten und das Stroh im Stall zu wechseln. Sie half sogar Erna dabei, Schubkarren mit Mist aus den Ställen zu bringen. Bei jeder Gelegenheit streckte sie den Kopf hinaus, um nach Meisterin Winter Ausschau zu halten. Am Abend liefen die Mädchen mit von Kälte rosigen Wangen und Nasen über den Hof zur Halle. Widerwillig ging Lark mit ihnen. Der Himmel
Weitere Kostenlose Bücher