Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
Vom Netzwerk:
schlief schlecht, warf sich in dem fremden Bett von einer Seite auf die andere, lauschte auf das Knarren des alten Holzes, die leisen Schritte im Flur über ihm und das Rascheln einiger nachtaktiver Insekten in den Wänden. Erst im Morgengrauen fiel er schließlich in einen tiefen Schlaf. Es schien ihm, als krähte bereits kurz darauf ein Hahn energisch auf seinem Misthaufen, so als wäre er ganz allein dafür verantwortlich, dass der neue Tag auch wirklich begann.
    Frans öffnete die Augen und wusste im ersten Moment nicht, wo er sich befand. Er drehte den Kopf auf dem Kopfkissen und stellte fest, dass sich im Halbdunkel eine undeutliche Gestalt über sein Bett beugte.
    Er war noch nicht ganz wach und dachte einen Augenblick, er träume. Als er verwundert Luft holte, stieg ihm der unverwechselbare Geruch von Pferden in die Nase.
    Es war diese junge Reiterin, Larkyn. Sie trug bereits ihre Reitertracht, das schwarze Wams und den Hosenrock. Sie beugte sich über ihn und hielt etwas in der Hand. Er blinzelte, versuchte zu erkennen, was es war, und fragte sich, ob er protestieren sollte.
    Es wurde allmählich hell, und jetzt konnte er auch ihr Gesicht erkennen. Sie hatte die sanft geschwungenen Brauen zusammengezogen, ihre Augen lagen tief im Schatten, und sie hatte vor Konzentration die Lippen gespitzt. Sie bewegte ihre Hand über seinem Körper bis hinauf zu seiner Brust, und nun erkannte er auch, dass sie den Fetisch hielt, den er in der Küche gesehen hatte. Sie drehte ihn, so dass der Rock hochflog und sich die entstellten Gesichtszüge
der Puppe in einen wahren Albtraum verwandelten. Dabei murmelte sie leise etwas vor sich hin und wiederholte die Bewegung. Dann lächelte sie, berührte mit den Fingerspitzen die Decken und huschte aus dem Zimmer. Frans blieb ratlos zurück und grübelte, was das wohl zu bedeuten hatte.
    Mit Hilfe der Schwester gelang es ihm, aufzustehen und sich im Hof von Philippa und Larkyn zu verabschieden. Ein heißer Sommer kündigte sich an, und es war noch wärmer als am Tag zuvor. Die Luft roch nach frisch gepflügter Erde, frisch gewendetem Kompost und nach Ziegen. Die beiden geflügelten Pferde galoppierten den Weg hinunter und erhoben sich in den blauen Himmel. Frans beobachtete sie auf einen Stock gestützt, den jemand in der Scheune gefunden hatte. Er sah dem leuchtend roten und dem glänzenden schwarzen Pferd hinterher, bis sie am Horizont verschwanden, dann drehte er sich um und musterte die Umgebung. Schweren Herzens gestand er sich ein, dass es eine schlechte Idee gewesen war, hierherzukommen. Jetzt saß er auf einem Hof im Hochland fest, in einem engen, schäbigen Bauernhaus mit Leuten, die er ebenso wenig kannte wie sie ihn. Gewiss, es duftete nach Pflanzen und die Atmosphäre war entspannt und Balsam für die Seele. Aber er hatte mit diesen einfachen Leuten nichts gemeinsam.
    Einfach … das war das richtige Wort. Er humpelte langsam auf die Mauer aus schwarzen Steinen zu, die den Küchengarten vom Hof trennte, setzte sich darauf und betrachtete die Gemüsereihen und Kletterpflanzen. Er war noch nie mit einfachen Leuten in Berührung gekommen, nicht ein einziges Mal in den beinahe dreißig Jahren seines bisherigen Lebens. Er hatte immer ein abgeschiedenes Leben geführt, entweder mit seiner Familie oder mit Prinz
Nicolas oder sogar während seines Abenteuers im Wildland mit Baron Riehs. Er hatte keine Ahnung, wie der Alltag der einfachen Leute aussah, worüber sie sprachen, was sie lasen, falls sie das überhaupt taten, oder wofür sie sich interessierten.
    Er ließ sich mit hängenden Schultern schwer auf die Mauer aus alten Steinen sinken und verfluchte sich selbst dafür, dass er sich von Philippa zu diesem Unsinn hatte überreden lassen.
     
    Eine Woche nach ihrer Rückkehr aus dem Hochland trat Philippa erneut in die Rotunde vor den Rat der Edlen. Sie hatte jedes Wort der Klageschrift aufgeschrieben, sie ein Dutzend Mal überarbeitet und sie auch eingeübt, um sie gut vortragen zu können. Ganz sicher konnte sie sich jetzt klar und deutlich ausdrücken, doch sie hoffte, dass es ihr auch gelang, den Respekt zu wahren. Viele Edle des Rates waren der Meinung, dass Frauen in der Rotunde niemals das Wort ergreifen sollten. Fürst Wilhelm war wahrhaftig nicht der Einzige, der der Ansicht war, Pferdemeisterinnen sollten nicht mehr Rechte besitzen als andere Frauen. Philippa rang damit, ihre Stellungnahme so harmlos wie möglich zu formulieren, doch das war nicht so leicht. Sie

Weitere Kostenlose Bücher