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Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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sich in die Nähe des Feuers gesetzt, und der kleine Junge stand neben ihr. Pamella war dünner, als er sie in Erinnerung hatte, und ihre Wangen waren bleich. Sie hielt den Blick auf die Hände gerichtet, die sie in ihrem Schoß ineinandergeschlungen hatte. Und dieser Junge, Brandohn – obwohl es ein nettes Kind zu sein schien, konnte Frans ihn kaum ansehen. Er wusste nicht, wieso, aber er war zu müde, um es herauszufinden.
    Als alle ihren Tee ausgetrunken hatten, sprang Pamella auf, um Peonie beim Spülen der Becher und der Kanne zu helfen. Sie gab ihrem Sohn die letzten Kekse, zog dann einen langen, abgetragenen Mantel über und verschwand durch die Küchentür nach draußen.
    Diesmal gab Frans nach, als Philippa ihn in Richtung seines Bettes im Empfangszimmer schob. Die Schwester half ihm, Stiefel und Hosen auszuziehen, und er legte sich auf einen Berg Kissen und altes, weiches Bettzeug. Hinter den Gardinen wurde der Himmel erst veilchenblau, dann dunkel, und schließlich leuchteten die ersten Sterne am Firmament. Frans beobachtete, wie die Vögel vor dem Fenster hin- und herhuschten, bis er, eingeschläfert von dem Muhen
der Kühe aus der Scheune und dem gelegentlichen Blöken einer Ziege, in einen leichten Schlaf fiel.
    Er erwachte von dem Klappern von Töpfen und Unterhaltungsfetzen aus der Küche. Die Schwester war gegangen, hatte jedoch einen Keramikbecher und einen Krug neben seinem Bett zurückgelassen. Er schenkte sich etwas Wasser ein und trank. Als er den Becher wieder absetzte, stand Philippa im Eingang und neben ihr ein großer Mann, der einen breitkrempigen Strohhut in den Händen hielt.
    »Frans, sind Sie wach?«, fragte Philippa leise. »Das ist Broh Hammloh, der Besitzer des Unteren Hofs.«
    »Hoheit«, sagte der Bauer. Seine Stimme war tief und hallte in dem alten Empfangszimmer wider. Er hatte dichtes, an den Schläfen bereits ergrautes Haar und kräftige Gesichtszüge.
    »Es tut mir leid, aber ich kann nicht aufstehen, um Sie zu begrüßen, Meister Hammloh. Es ist sehr freundlich von Ihnen, dass Sie mir erlauben, bei Ihnen zu bleiben«, erklärte Frans etwas verlegen.
    »Es ist uns eine Ehre.« Hammloh verneigte sich und blickte auf Frans, als wolle er Maß nehmen, hatte jedoch offenbar den Eindruck, dass es nichts mehr zu sagen gab. Dann sah er sich in dem Zimmer um, fand anscheinend alles in Ordnung, nickte Philippa zu und ging zurück in die Küche.
    Philippa trat ans Bett und strich die Decke über Frans’ Beinen glatt.
    »Philippa, der Junge, Pamellas Junge. Ist an ihm nicht etwas …?«
    Er verstummte. Sie spitzte die Lippen und blickte sich um, als wolle sie sichergehen, dass niemand zuhörte. »Es
gibt ganz sicher etwas Auffälliges an ihm. Larkyn und ich haben es auch beide bemerkt.«
    »Ich kann mir nur nicht erklären, was es ist oder was es zu bedeuten hat.« Frans seufzte, er kam sich begriffsstutzig vor und war ungeduldig mit sich. Sein Verstand scheute sich vor dem, was Brandohns Gesicht, die Augen, die Form des Kinns und die Nase ihm sagen wollten. Er legte die Hand auf die Augen.
    Philippa trat an die Bettkante. »Brauchen Sie irgendetwas, Frans? Soll ich die Schwester rufen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist nur … Ich hasse es, wenn mich Leute in diesem Zustand sehen.«
    »Lassen Sie sich Zeit«, erwiderte sie.
    »Philippa, ich habe mir schon viel zu viel Zeit gegeben.« Er biss fast verzweifelt die Zähne zusammen.
    Bevor sie etwas antworten konnte, erschien Larkyn auf der Türschwelle und erklärte: »Das Essen ist gleich fertig, Meisterin Winter.« Sie trug einen Stapel Servietten in der Hand. »Wird Prinz Frans mit uns in der Küche essen, oder soll ich ein Tablett hierherbringen?«
    »Ich glaube, ein Tablett wäre gut. Danke, Larkyn«, antwortete Philippa.
    Frans wollte widersprechen, doch selbst dafür fehlte ihm die Energie. Er wandte den Blick wieder zum Fenster, wo jetzt ein blasser Mond die Lorbeerhecke in silbernes Licht tauchte. Er fragte sich, ob es wirklich irgendeinen Grund gab, wieso seine Genesung an diesem ländlichen Ort schneller voranschreiten sollte als in Fleckham. Er war es so satt, krank zu sein, all seine Zeit im Bett zu verbringen, bei jeder einfachen Sache Hilfe zu benötigen. Vielleicht wäre es besser gewesen, diese verdammte Barbarin hätte ihre Arbeit gleich richtig zu Ende gebracht. Zum hundertsten Mal
wünschte er sich, dass er selbst ihrem Leben und ihrer Grausamkeit ein Ende gemacht hätte und nicht die arme Lissih.
     
    Frans

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