Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
…«
Leise sagte Lark zu Hester: »Lass es gut sein. Es ist egal, was sie denkt.«
Petra schrie: »Ich schwöre Ihnen, Schwarz, ich werde die Leitung hierüber in Kenntnis setzen!«
»Machen Sie das, Süß. Viel Vergnügen dabei!«, erwiderte Hester verächtlich.
Petra stieß ein ohnmächtiges Fauchen aus und stolzierte aus dem Stall. Neben Lark entspannte Tup die Muskeln und senkte den Kopf. Sie streichelte seine Wange. Molly trabte durch den Stall, um sich gegen ihre Knie zu drücken.
»Ist mit Seraph alles in Ordnung?« Hester legte die Ellbogen auf das Tor und beugte sich in den Stall.
Tup stellte bei dem Klang ihrer Stimme neugierig die Ohren auf. »Ja«, sagte Lark, »aber ich mache mir Sorgen, was er tun wird.«
»Seraph oder der Fürst?«, wollte Hester wissen.
»Beide«, erklärte Lark bitter. Sie ging durch den Stall, um Tups Decke aus dem Regal zu nehmen und sie auszuschütteln. »Der Fürst hasst mich«, stellte sie fest, »weil ich ihm das vorenthalte, was er haben will. Und Tup hasst den Fürsten, weil er ihn geschlagen hat.«
»Zumindest wirst du vom Rat beschützt«, erwiderte Hester und richtete sich auf. »Mamá hat mir versprochen, dass der Rat einschreiten wird, wenn der Fürst versuchen sollte, eines der Akademiemädchen zu behelligen.«
Lark breitete die Decke über Tup und sah nach, ob er genug Wasser hatte. »Aber unser Hof«, erklärte sie, als sie der braunen Ziege einen letzten Klaps gab, das Tor öffnete und hinaustrat. »Der Fürst hat die Macht, ihn den Hammlohs auf der Stelle wegzunehmen, obwohl er seit mehr als dreihundert Jahren in unserem Besitz ist.«
»Mach dir einfach keine Sorgen darum, Schwarz. Mamá und Papá werden ihr Bestes tun.«
»Das weiß ich, und ich bin sehr dankbar dafür.«
»Jetzt hilf mir mit Goldie«, sagte Hester. »Wir kommen sonst zu spät.«
»Ja«, erwiderte Lark.
Sie füllte den Wassereimer von Goldener Morgen, während Hester sie zudeckte. Als sie den Stall verlassen wollten, kam Beere, der Oc-Hund, auf sie zugelaufen.
Hester strich über seinen seidigen Kopf. »Wo bist du denn gewesen, Beere?«
Lark tätschelte den Hund ebenfalls und sagte: »Er hat den Fürsten beobachtet.«
»Woher weißt du das?«
»Das macht er die ganze Zeit. Seit er Tup entführt hat.« Sie kniete sich in das Sägemehl und murmelte: »Du bist ein ganz feiner Hund, Beere. Pass jetzt schön auf meinen Tup auf, ja?«
Beere wedelte freundlich mit dem fedrigen Schwanz, wandte sich Tups Stall zu und setzte sich vor den Eingang der Box.
»Das ist erstaunlich, Schwarz«, stellte Hester fest. »Wie machst du das?«
»Was?«
»Mit den Tieren sprechen. Du machst das mit Beere, mit Schweinchen und mit Molly, und sie scheinen dich immer zu verstehen!«
Lark lachte kurz. »Ich glaube nicht, dass Schweinchen mich immer versteht!«
»Na ja, er ist ein schwieriges Pony«, gab Hester zu. »Aber trotzdem.«
Lark dachte darüber nach, während sie den Hof durchquerten. In der Halle brannten die Lichter, und in der eisigen Luft hing der Geruch nach Essen. Trotz ihres Kummers hatte Lark Hunger.
»Ich glaube, es kommt daher, dass ich mit Tieren aufgewachsen bin«, sagte sie zu Hester, als sie die Treppen hinaufstiegen. »Ich hatte keine Mutter und keinen Vater. Meine Brüder waren lieb zu mir, aber sie waren immer bei der Arbeit. Ich hatte die Ziegen, die Kühe und die Hühner.« Sie erreichten die hohen Türen, und Hester öffnete sie. »Und eine Zeit lang hatte ich Char«, fügte Lark traurig hinzu.
»Ach, Schwarz«, erwiderte Hester mitfühlend, »du hast es wirklich nicht leicht gehabt.«
Lark schaffte es, ihre große Freundin anzulächeln. »Wir trauern eintausend Tage. Dann ist es gut.«
Hester erwiderte das Lächeln: »Das kann ich mir vorstellen.«
Doch als sie zu ihren Plätzen gingen, konnte Lark sich nicht vorstellen, dass es ihr je besser gehen würde, was Rosella anbelangte. Sie bezweifelte, dass sie irgendwann aufhören würde, um ihre Freundin zu trauern. Oder um Char, ihre zauberhafte kleine Stute, oder die Mutter, die sie nicht gekannt hatte. Die Welt schien voller Kummer zu sein.
Wenn doch nur etwas für die armen Eltern von Onmarin getan werden könnte!
Lark blickte zu dem hohen Tisch hinüber, an dem die Lehrerinnen saßen. Der Platz der Leiterin war leer, ebenso der von Philippa Winter. Als sie die leeren Stühle entdeckte, wurde das kleine geschnitzte Bild der Pferdegöttin, das sie um den Hals trug, warm auf ihrer Haut. Sie tastete danach und fragte
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