Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
wie Larkyn Schwarzer Seraph über das Wäldchen hinweg auf die Koppel zulenkte, wie sie die Zügel lockerte und für die Landung austarierte. Seraph war bereit, auf den gefrorenen Boden aufzusetzen. Er hatte die Vorderbeine ausgestreckt, die Hinterläufe angezogen und machte den Hals hübsch lang. Larkyn schien alles richtig zu machen, und dennoch verlor sie in ihrem Sattel den Halt, als sie auf dem Boden aufkamen, packte den Knauf und schien in den Steigbügeln zu erstarren. Seraphs Hufe machten eine seltsame Bewegung, als er anfing zu galoppieren, aber er fing sich gleich wieder und lief geschmeidig die Koppel hinunter. Er begann zu traben und wandte sich am anderen Ende mit hoch erhobenem Kopf und aufgestellten Ohren Soni zu.
Philippa und Soni trabten zügig die Koppel hinunter, und als sie bei den jungen Fliegern waren, sah Philippa, dass Larkyn ihr mit trotzig erhobenem Kinn entgegenblickte. Bevor Philippa überhaupt etwas sagen konnte, schrie Larkyn: »Ich hatte Angst zu landen! Der Fürst stand an der Landekoppel!«
»Es war Prinz Frans«, erwiderte Philippa müde. »Zudem haben Sie das Spitzen-Training verpasst, ganz zu schweigen davon, dass Sie uns alle in Angst und Schrecken versetzt haben.«
»Ich bin sofort zurückgekommen, als ich den Geruch von Schnee in der Luft bemerkt habe.«
»Sie haben ihn gerochen?«
»Natürlich. Ich weiß, wie es riecht, wenn ein Schneesturm
aufkommt.« Larkyn wurde erst rot, dann wieder weiß und blickte hinunter auf den Sattel. »Sie wissen doch, dass der Fürst Tup haben will, Meisterin Winter. Es war niemand anders da, und ich wusste nicht, was er tun würde.«
»Er kann Ihnen Schwarzer Seraph nicht wegnehmen, Larkyn.«
»Er hat diese magische Gerte …«
»Unsinn. So etwas gibt es nicht«, schnappte Philippa. »Steigen Sie jetzt ab und bringen Sie das Pferd in den Stall. Dann kommen Sie ins Büro der Leiterin.«
Das Mädchen schwang ihr Bein über den Knauf und sprang auf den Boden. Philippa stieg gemächlicher vom Pferd und folgte ihr durch das Gatter zu den Stallungen. Als sie Larkyns schmale Figur betrachtete und sah, wie Schwarzer Seraph elegant den Schweif nach oben warf, während er davontänzelte, überkamen sie auf einmal Gewissensbisse. Es stimmte, dass sie nicht an Zauberei oder Übersinnliches glaubte. Doch Wilhelms Gerte hatte tatsächlich seltsame Eigenschaften. Sie hatte sie am eigenen Leib zu spüren bekommen und sich monatelang einzureden versucht, dass sie sich nur etwas eingebildet hatte. Am Ende war sie zu dem Schluss gekommen, dass die Kraft eigentlich aus Wilhelm kam und es nur so wirkte, als hätte diese Gerte irgendeine magische Fähigkeit.
Mit einer entschiedenen Geste schloss sie das Tor zu Sonis Stall. Solche Gedanken führten zu nichts. Zweifellos lagen derzeit bei allen die Nerven blank, und deshalb waren sie bereit, alles zu glauben. Nichtsdestotrotz würde sie jemand abstellen, um Schwarzer Seraph und Larkyn im Auge zu behalten, solange sie mit Frans und dem Baron unterwegs war. Ganz tief in ihrem Inneren spürte sie, dass
Wilhelms labiler Geisteszustand, ob mit oder ohne Zauberei, wahrhaftig eine Bedrohung für Larkyn darstellte.
Am nächsten Tag stand Lark zitternd mit Hester in der Kälte, um dabei zu sein, wie Meisterin Winter nach Winkels aufbrach. Als Strafe dafür, dass sie am Vortag den Spitzen-Unterricht versäumt hatte, wartete im Stall reichlich zusätzliche Arbeit auf sie, doch das hatte Zeit.
Meisterin Winter trug einen schweren Pelzmantel, den Lark noch nie an ihr gesehen hatte. Um den Hals hatte sie einen dicken Wollschal geschlungen, der ihr schmales Gesicht betonte.
»Sieh dir nur ihre Handschuhe an«, flüsterte Lark Hester zu. »Es ist ein Wunder, dass sie damit die Zügel halten kann!«
»Sie hat einen langen, kalten Flug vor sich«, erwiderte Hester leise.
»Sie wird tiefer fliegen, wo es wärmer ist, nicht wahr?«
»Ja, das wird sie wohl müssen. Aber der Wind steht günstig.« Hester legte den Kopf in den Nacken und betrachtete den Himmel. »Wenigstens hat es aufgehört zu schneien.«
Auf der Flugkoppel lag eine makellose weiße Schneeschicht, unberührt von Stiefel- oder Hufabdrücken. Meisterin Winter prüfte den Boden mit dem Fuß, bevor sie in den Flugsattel glitt und Sonis Zügel in die dick gefütterten Handschuhe nahm.
Lark hörte Schritte hinter sich und drehte sich um. Leiterin Morghen war über den Hof gekommen und stand, eine Hand auf den Zaun gelegt, hinter ihr. »Sei vorsichtig,
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