Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
fünfunddreißig Männer und ein halbes Dutzend Musketen. Die größte Herausforderung wird darin bestehen, freie Bahn für unsere Scharfschützen zu schaffen.« Er winkte mit seiner schlanken Hand. »Bogenschützen können zwar genauer zielen, aber die Speere der Barbaren sind kein Schutz gegen die Kugeln. Ich bezweifle zwar, dass wir überhaupt einen von ihnen treffen werden, doch der Lärm der Musketen allein wird sie erschrecken. Wir müssen sichergehen, dass die Kinder noch am Leben sind …«
Als Philippa zusammenzuckte, machte er eine entschuldigende Geste. »Ich weiß, Meisterin Winter. Aber das sind Tatsachen. Wir müssen wirklich vorsichtig sein. Diese Barbaren werden nicht davor zurückschrecken, die Geiseln abzuschlachten, um uns abzuschrecken.«
»Ich verstehe«, sagte sie.
»Dann kann Philippa nach Onmarin zurückkehren, sobald wir sie gefunden haben?«, erkundigte sich Frans. Er war froh, dass seine Stimme fest klang. Riehs hatte ihm angeboten, dass er die Kampftruppe nicht begleiten müsste, doch Frans konnte die Vorstellung nicht ertragen, zu feige
oder zu schwach zu sein, sich den Barbaren zu stellen. Er wusste nur zu gut, dass der Großteil von Oc, insbesondere sein Bruder, ihn für einen Weichling und Bücherwurm hielt.
Der Gedanke an die bevorstehende Auseinandersetzung gefiel ihm zwar nicht, doch er konnte sich auch nicht vorstellen, aus sicherer Entfernung zuzusehen, wie die anderen ihr Leben aufs Spiel setzten.
»Das wäre am besten«, antwortete Riehs.
Philippa nickte bedächtig. »Wenn es nicht wirklich sein muss, bringen wir die geflügelten Pferde niemals in Gefahr«, erklärte sie. »Wenn Sie an irgendwelche Götter glauben, beten Sie zu ihnen, dass das Wetter sich hält.«
Riehs lächelte. »Tun Sie das, Pferdemeisterin? Glauben Sie an die Götter?«
Philippa antwortete mit einem vagen Lächeln. »Bedauerlicherweise nicht, edler Herr.«
Bevor sie sich zurückzogen, erschien eine gebeugte Frau an der Tür des Hauses. Sie hatte sich in einen dicken Schal gehüllt, und graue Haarsträhnen hingen ihr in das verhärmte Gesicht.
»Meisterin Braun«, sagte Philippa, als sie sie entdeckte. Sie stand auf, ging zur Tür und streckte ihr eine Hand entgegen. Sodann führte sie die Frau zum Tisch und komplimentierte sie auf einen Stuhl. Frans beobachtete verwirrt, wie Philippa der Frau Tee aufdrängte, sie fragte, ob sie hungrig und ob ihr warm genug sei.
»Das ist Valeria Braun«, sagte Philippa, an die beiden Männer gewandt. »Die Mutter unseres Stallmädchens Rosella. Lissih, die wir hoffentlich noch retten können, ist ihre jüngste Tochter.«
Frans öffnete den Mund, wusste aber nicht, was er sagen
sollte. »Es … es tut mir sehr leid«, stammelte er schließlich. »Oc … Oc fühlt mit Ihnen.«
Ihr bitterer und kluger Blick machte deutlich, dass sie genau wusste, dass Oc nicht das Geringste getan hatte, um sie zu unterstützen. Schamerfüllt senkte Frans den Blick.
Riehs wirkte dagegen selbstbewusster. »Wir werden alles tun, um Ihre Tochter nach Hause zurückzubringen.« Er beugte sich nach vorn. »Sie haben mein Wort, Meisterin Braun.«
»Ich bin nur gekommen«, antwortete die trauernde Mutter leise, »um Ihnen für Ihre Bemühungen zu danken, edle Herren.«
»Wir werden uns nicht nur bemühen«, erwiderte Riehs. Sie nickte, doch Frans bemerkte ihren hoffnungslosen Blick.
Sie blieb nicht lange. Philippa stand auf, um sie zur Tür zu bringen, doch Frans hielt sie mit einem Kopfschütteln auf. Er stand auf und ging mit Valeria Braun nach draußen. »Ich werde Sie nach Hause begleiten«, sagte er höflich.
Sie seufzte. »Wir sind sicher genug hier in Onmarin, edler Herr. Das heißt natürlich, wir waren es, bis das geschehen ist.«
Frans hakte sich bei der Frau unter. Ihr Ellbogen fühlte sich knochig und zart an, fast wie der eines Vogels. Er eskortierte sie über die schmalen, gewundenen Wege, bis sie vor einer schiefen Hütte stehen blieb.
»Meisterin Braun«, sagte er aus einem Impuls heraus. »Ich möchte mich für meinen Bruder, den Fürsten, bei Ihnen entschuldigen.«
Sie zuckte in der Dunkelheit fast unmerklich mit den Schultern. »Fischer gelten wohl nicht viel in der Weißen Stadt.«
»Ich versichere Ihnen, dass das nicht der Fall ist«, erwiderte Frans förmlich. Während er diese Worte sprach, fasste er den Vorsatz, dieses Versprechen auch wahrzumachen. »Jeder Einwohner von Oc ist uns wichtig.«
Sie blickte zu ihm hoch. »Ich werde Sie in meine Gebete
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