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Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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gegenüberliegenden Küstenlinien voneinander unterschieden. Die Ostküste von Oc zeichnete sich durch sandige Dünen und lange Gräser sowie zahlreiche Landzungen und Buchten aus, die von den Fischern genutzt wurden. Die Küste des
Wildlandes war rau und felsig. Zwischen dem Rand des Gletschers und der Küste erstreckte sich eine gewaltige Hochebene ohne Bäume, die jetzt mit Schnee bedeckt war. Vermutlich wurde der Charakter eines Volkes von seiner Umgebung beeinflusst, dachte Philippa. Von der Trägheit der Ismarianer bis zur Derbheit der Menschen im Hochland hatte sie beobachtet, wie sich die Charaktere eines Volkes entsprechend den Lebensumständen entwickelten. Diese Barbaren, wie sie sie nannten, waren das Produkt eines barbarischen Landes. Philippa jedenfalls konnte in der Landschaft unter ihr nichts Warmes oder Tröstendes entdecken.
    Bis auf die Geschichten über ihre wilden Kriegshunde, ihre mit Widerhaken versehenen Pfeile, die Speere mit den Doppelspitzen und die Bösartigkeit, mit der sie ihre Sklaven behandelten, wusste sie eigentlich nichts über die Wildländler. Einige erzählten, sie töteten Pferde, wenn sie welche einfingen, äßen das Fleisch und verarbeiteten ihre Haut. Philippa suchte den Horizont ab, hielt nach dem Rauch eines Feuers und den Umrissen von Zelten Ausschau, die sich vom Schnee abhoben. Vielleicht würden Kleeh und Isamar ja bald wissen, welche Legenden über das Wildland der Wahrheit entsprachen.
    Riehs hatte erzählt, dass Kleeh im letzten Jahrzehnt zwar häufig gegen das Wildland gekämpft hatte, sie selbst aber nicht in feindliches Territorium eingedrungen waren. Die Grenze von Kleeh stieß an das Wildland, und die Barbaren versuchten immer wieder hartnäckig, sie zu überschreiten. Diese angeblichen Schlachten waren im Grunde nur Scharmützel. Seit der Zeit, als Kleeh und Isamar noch ein vereintes Königreich gewesen waren, war kein zivilisiertes Land mehr in die nördliche Wildnis einmarschiert. Das Wildland besaß nichts, worauf sie es abgesehen hätten.

    Philippa ließ Soni tiefer kreisen. Die Mittagssonne kämpfte sich durch die Wolkendecke und glitzerte auf den Segeln des Schiffes, während es auf die Küste zuhielt. Auf dem Schneefeld unter ihr funkelten die Eiskristalle. Philippa kniff die Augen gegen die Helligkeit zusammen, konnte jedoch nichts erkennen. Sie drehte eine weitere Runde, gingen noch ein bisschen tiefer und flog dann zurück in Richtung des Schiffes, über die Klippen und hinunter zur Küste. Auf der Suche nach einem Landeplatz überquerte sie den Strand.
    Am Ende eines langen schmalen Bachs, der sich durch die Felsen hindurch ins Landesinnere gegraben hatte, entdeckte Philippa mehr oder weniger ebenes Gelände, das sich direkt über dem Strand zwischen ein paar spärlichen Baumreihen erstreckte. Alles war mit Schnee bedeckt, und sie konnte nicht einschätzen, wie vertrauenswürdig der Boden war. Doch Soni war seit Stunden in der Luft, und es wurde Zeit, ihr eine Pause zu gönnen. Philippa zog sanft an den Zügeln und verlagerte das Gewicht. Gehorsam drehte Soni die Flügel und begann mit dem Landeanflug.
    Philippa lockerte die Zügel. Soni wusste, wie sie gut landen konnte, und auf unsicherem Gelände war es das Beste, dem Instinkt der geflügelten Pferde zu vertrauen. Soni machte den Hals lang, stellte die Ohren auf und streckte die Vorderbeine aus. Philippa hielt die Hände tief, verlagerte ihr Gewicht etwas nach hinten und presste die Schenkel gegen die Riemen der Steigbügel.
    Soni berührte mit den Vorderläufen den Boden und streckte die Hinterläufe aus, ließ die Flügel jedoch ausgebreitet. Philippa spürte, wie vorsichtig sie auf dem Schnee aufsetzte, weil sie nicht wusste, was sich darunter verbarg. Sie rutschte mit dem linken Vorderhuf aus und wäre womöglich gestolpert, kippte jedoch reaktionsschnell die Flügel,
fing sich mit ihnen ab und stabilisierte sich. Dann galoppierte sie behutsam weiter, ließ die Flügel im Wind flattern und bog den Hals vor, um ihr Gleichgewicht zu finden. Philippa folgte ihrer Bewegung und stellte sich, als Soni anfing zu traben, in den Steigbügeln auf.
    Als sie stehen blieb und nach Luft rang, beugte sich Philippa über ihren Hals, der voller Schaum war. Sie strich über die krause Mähne und murmelte: »Soni, ich bin deiner wahrlich nicht würdig.« Soni schüttelte den Kopf und zuckte mit den Ohren. Philippa musste lachen. »Alles in Ordnung, mein Mädchen.« Sie schwang ihr Bein über den Sattel. »Ich

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