Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
Kindermädchen«, erwiderte Wilhelm.
»Aber einen Beschützer, vielleicht?«
»Nein.« Wilhelm schlüpfte in den Mantel und zog an der Weste. Es wurde immer schwieriger, die Veränderungen an
seinem Körper zu kaschieren. Er betastete flüchtig seine Brust unter dem Revers. Seit er die doppelte Dosis einnahm, hatte die Wölbung stark zugenommen. Das hatte er sich weder gewünscht, und es gefiel ihm auch nicht, doch es war die Sache wert. Jedes Opfer war es wert, wenn er dadurch sein Ziel erreichte.
Er drehte sich zum Spiegel und musterte sich. Wenn er die Jacke geschlossen ließ, würde niemand etwas bemerken. Er betrachtete sein weiches Kinn und berührte mit einem langen schlanken Finger eine Augenbraue. Wie seine Haare waren auch seine Brauen hell wie Schnee. Nicht wie bei dieser Larkyn Hammloh. Ihr Haar war genauso rabenschwarz wie die Flügel ihres kleinen Hengstes.
Bei dem Gedanken an das Mädchen erzitterte er erneut vor Wut. Diese verdammte Göre hatte dort am Fenster gestanden und frech auf ihn hinuntergestarrt. Sie bildete sich wahrscheinlich ein, dass er ihr nichts anhaben konnte, dachte, dass sie und ihr Pferd – das Pferd, das eigentlich für ihn bestimmt gewesen war – jetzt vor ihm in Sicherheit wären. Wie gern hätte er Slathan gebeten, sie nur ein einziges Mal herzuschaffen und ihn eine Stunde mit ihr allein zu lassen, damit er ihr diesen unverschämten Blick aus dem hübschen Gesicht prügeln konnte.
Wenn dieser verfluchte Hund nicht gewesen wäre, wäre er letzte Nacht an sie herangekommen. Während er die Haare zusammenband und die Gerte vom Haken nahm, überlegte er, dass Slathan sich vielleicht dieses verdammten Oc-Hundes annehmen sollte. Ein Hieb mit einem scharfen Messer würde genügen … Sicher, es wäre eine Verschwendung, doch dann gäbe es ein Hindernis weniger zwischen ihm und der Göre.
Er lächelte in sich hinein, als er die Treppe hinunter und
hinaus zu seinem braunen Wallach ging, der dort bereits gesattelt auf ihn wartete. Dieser Hammloh-Göre ein kleines bisschen ernsthaft wehzutun, wäre die beste Methode, Philippa Winter ihre Unverschämtheit heimzuzahlen. Wenn er sich um Larkyn Hammloh kümmerte und damit erreichte, dass Philippa endlich aufhörte, sich in seine Angelegenheiten einzumischen, würde er sich auch keine Sorgen mehr machen müssen, was Pamella über ihn erzählte.
Der Gedanke verlieh ihm neue Energie. Er nahm dem Stallburschen die Zügel aus der Hand, schwang sich in den Sattel, riss den Kopf des Wallachs herum und gab ihm die Sporen. Der Wallach keuchte und brach in einen heftigen Galopp aus. Wilhelm zerrte wieder an den Zügeln, um ihn zu beruhigen, und empfand einen kurzen Augenblick Reue. Es war schließlich nicht die Schuld des Pferdes, dass der Rest der Welt ihm solche Schwierigkeiten machte. Er hielt den Wallach etwas zurück, vor allem, um Slathan Gelegenheit zu geben, ihn mit seinem hässlichen Pony einzuholen.
Sie trabten in Richtung Ratssaal, wobei Slathan in seinem Sattel von einer Seite auf die andere geworfen wurde. Wilhelm vertrieb sich die Zeit mit der Vorstellung, dass Pamella und Philippa den kleinen, geschundenen Körper von Larkyn Hammloh fanden und ihn von der blutigen Erde aufhoben. Ein Schauer durchfuhr ihn, ein wollüstiger Schauer. Oh ja, und wie ihm das Befriedigung verschaffen würde!
Kapitel 13
H och über der Meeresenge beobachtete Philippa, wie sich der Winter ihnen aus nördlicher Richtung näherte. Es sah fast so aus, als wäre er mit riesigen Schritten vom Gletscher aus nach Süden gewandert und hätte große Fußabdrücke von Schnee zurückgelassen. Der schmale schwarze Umriss des Schiffs aus Kleeh pflügte unter Soni durch das grüne Wasser und auf das Wildland zu. Soni flog mühelos durch die kalte Luft, und der eiskalte Wind biss auf ihrer Haut, als sie das Schiff hinter sich ließen. Philippa zog den Kragen ihres Reitermantels höher und überließ Soni die Wahl des Wegs. Sie behielt die Küste vor ihnen im Auge. Der Wind würde drehen, sobald sie dort ankamen.
Die Meeresenge war nicht breit, und bevor der Morgen halb verstrichen war, drehte Philippa hoch oben am Himmel die erste Runde über dem Land. Der Wind hatte, wie Philippa vorhergesehen hatte, gedreht, doch Soni stellte sich problemlos darauf ein. Philippa presste die Schenkel fest unter die Knierollen ihres Sattels, verlagerte ihr Gewicht, wenn Soni sich in den Wind legte, und suchte den Boden unter ihnen ab.
Es war erstaunlich, wie sehr sich die beiden
Weitere Kostenlose Bücher