Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
einfach zurück zur Akademie fliegen und hoffen, dass niemand sie vermisst hatte. Da hoffte sie wohl vergebens, und wenn sie in der Dunkelheit allein zurückflog, würde sie ihr Vergehen nur noch verschlimmern und sich und Tup gefährden, auch wenn die Sterne so hell leuchteten. Sie konnte aber auch die Nacht über bleiben, wo sie war, und sich neben Tup in den Ponystall kuscheln.
Oder …
Sie schnalzte mit der Zunge, als es ihr auf einmal klar war. Es gab nur eine logische Handlung, auch wenn sie einige Erklärung erforderte.
Sie stand auf und drehte sich um.
Und stellte fest, dass Hesters Mama ihr mit ihrer eindrucksvollen Gestalt den Weg versperrte. Baronin Beeht verschränkte die Arme und sah sie streng an.
»Nun, Larkyn, kommen Sie jetzt endlich ins Haus?«
Lark senkte den Kopf, sowohl aus Höflichkeit als auch in der schwachen Hoffnung, die roten Flecken auf ihren Wangen zu verbergen. »Ja, Baronin Beeht«, erwiderte sie. »Ich … ich wollte ohnehin gerade kommen.«
Eine viertel Stunde später saß Larkyn Baronin Beeht an dem breiten Küchentisch gegenüber und hatte ein kaltes Stück Roastbeef mit Pastete sowie einen Teller mit Blutrübenscheiben vor sich stehen. Die Köchin stellte geschäftig eine Teekanne, ein Tellerchen mit Biskuits und einen winzigen Napf Pflaumengelee neben sie. Lark versuchte zurückhaltend zu essen, doch das Rindfleisch war zart und saftig und die Pastete luftig leicht. Die Köchin zwinkerte ihr hinter Baronin Beehts Rücken zu, und Lark lächelte mit vollem Mund.
Als sie ihren Teller zur Hälfte leergegessen hatte, stützte Baronin Beeht die Ellbogen auf den Tisch und ihr Gesicht in die Handflächen. »Und nun«, sagte sie, »erklären Sie mir, junge Dame, wieso Sie sich den ganzen Nachmittag über in unseren Stallungen verstecken.«
Lark hätte widersprechen können, dass sie schon neunzehn und wirklich erwachsen war, doch das tat sie nicht. Amanda Beeht behandelte die mutterlose Lark immer wie ihre eigene Tochter, und Lark erwiderte ihre Zuneigung. Sie kaute auf einem Stück Rindfleisch, schluckte und antwortete: »Ich bin Meisterin Winter gefolgt. Sie hat die Akademie überstürzt verlassen, als die Formation über den Hafen hinweggeflogen ist, und ich habe mir Sorgen gemacht … Ich dachte, sie würde …« Sie winkte mit der Gabel ab und wusste nicht, wie sie es erklären sollte.
Baronin Beeht hob lediglich die Brauen und musterte sie. Lark trank einen Schluck Tee. Er duftete angenehm, doch er hätte ihrem Geschmack nach einen kleinen Schwenk mit dem Fetisch vertragen können. Sie hob den Blick und sah Baronin Beeht in die Augen. Auf einmal platzte sie heraus: »Meisterin Winter würde sich für die Schülerinnen der Akademie opfern, für mich und für Hester, und selbst für Beril und die anderen, die sich dem Fürsten gegenüber loyal verhalten, obwohl er einen so schrecklichen Fehler macht. Ich hatte Angst, sie würde zum Palast gehen und sich stellen, weil der Rat gesagt hatte, dass sie das tun sollte. Dann müsste ihr Pferd sterben, und der Fürst hätte gewonnen! Und das wäre nicht richtig, das wäre überhaupt nicht richtig!«
»Und Sie haben gedacht, Sie könnten sie ganz allein aufhalten?«
Lark schüttelte den Kopf. »Ich habe gar nicht nachgedacht«, gab sie zu. »Ich wollte nur … Tup und ich …«
»Ich glaube, Hester würde sagen, dass Sie für Ihr Tier mitdenken müssen.«
»Oh, ja.« Lark sah auf ihren Teller. Trotz der Schelte wirkte das Rindfleisch immer noch anziehend auf sie, und es juckte sie in den Fingern, die Reste der Pastete zu vernaschen. Die Köchin kam mit der Teekanne zu ihnen, um ihr nachzuschenken, doch Baronin Beeht winkte ab.
»Ich nehme an, Hester weiß nicht, dass Sie hier sind.« »Nein.« Lark schüttelte den Kopf. »Sie hätte mich bestimmt aufgehalten.«
»Haben Sie nicht daran gedacht, dass sie sich Sorgen um Sie machen könnte?«
Wieder errötete Lark. »Nein, Baronin Beeht. Auch daran habe ich nicht gedacht.«
Amanda Beeht seufzte und ließ die Hände in den Schoß fallen. Sie wirkte etwas weicher, als sie Lark über den Tisch hinweg ansah und den Kopf schüttelte.
»Es tut mir leid«, erklärte Lark. »Ehrlich. Aber ich mache mir wirklich Sorgen um Meisterin Winter.«
»Das tun wir alle«, erwiderte Baronin Beeht. »Verstehen Sie denn jetzt, was vor sich geht?«
Lark schüttelte den Kopf. »Nein, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass Meisterin Winter Soni hier gelassen hat und allein weggefahren ist und
Weitere Kostenlose Bücher