Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
und fiel zu Boden. Der junge Hauptmann schrie einen Befehl, und die Männer mit den Degen sprangen nach vorn. Es wurde noch ein Gewehrschuss abgegeben, und von irgendwoher kam ein Pistolenschuss. Als die Situation entglitt, war Philippa wie erstarrt vor Schreck. Die Männer schrieen durcheinander, Menschen fielen zu Boden, und die Pferde schnaubten und scheuten, so dass die Kutsche heftig zur Seite gerissen wurde.
Auf einmal umfasste ein kräftiger Arm ihre Mitte und riss sie genau in dem Moment grob nach hinten, als eine Gewehrkugel an ihr vorbeiflog und auf dem Kopfsteinpflaster auf der Brücke hinter ihr aufschlug. Die Hand, die genauso stark und fest war wie der Arm, riss ihren Kopf herum und drückte sie mit der Stirn auf eine weiche Oberfläche.
Eine ganze Weile versuchte sie nur zu Atem zu kommen. Als sie endlich wieder Luft bekam, hob sie den Kopf und blickte wild um sich. Sie fand sich in der Kutsche zwischen den Bänken wieder mit Knien und Ellbogen auf dem Teppich des Bodens. Draußen stießen die Männer Drohungen und Befehle aus, und sie hörte Klingen aneinanderschlagen.
Es dauerte zu lange, die Gewehre nachzuladen, so dass die Männer auf Degen und Messer zurückgriffen, nachdem sie einmal gefeuert hatten.
Sie kauerte auf dem Boden der Kutsche und versuchte die Tatsache zu verdauen, dass Broh Hammloh nicht nur Frans das Leben gerettet hatte, sondern auch ihr.
Wahrscheinlich verging nur kurze Zeit, aber es kam Philippa ewig vor, bis sich der Tumult auf der Brücke legte und jemand die Tür der Kutsche öffnete, um ihr hinauszuhelfen. Diesmal war es nicht Broh, sondern Baron Beeht.
Seine Miene war grimmig, die Stiefel schlammverschmiert, und Philippa fürchtete, dass es sich bei den dunklen Flecken auf seinem Wams um Blut handelte. Sie trat vorsichtig hinaus und sah sich erschüttert um.
Zu ihrer Erleichterung bemerkte sie schnell, dass es nur einen Toten gegeben hatte, und das war derjenige, von dem sie bereits wusste. Der Leichnam des grauhaarigen Mannes war in eine Decke gehüllt, und der junge Hauptmann hob ihn gerade hoch und verfrachtete ihn, nachdem Philippa ausgestiegen war, in die Kutsche.
Auf der Brücke herrschte Ordnung, obwohl auf dem Kopfsteinpflaster Blutpfützen schimmerten und etliche von Frans’ Leuten mit gezückten Degen dastanden, falls die Milizionäre des Fürsten, die offenbar kapituliert hatten, es sich anders überlegen sollten. Etliche Verwundete lehnten an dem Brückengeländer, während sich andere selbst um ihre Verletzungen kümmerten.
Keine der Wunden schien sonderlich lebensbedrohlich zu sein. Die Kutschpferde schnaubten aufgeregt, als sie den Geruch von Blut witterten, doch der Kutscher war bei ihnen, beruhigte sie und behielt dabei wachsam die Männer um ihn herum im Auge. Philippas Herz setzte einen Schlag aus, als sie zunächst weder Broh noch Frans entdecken konnte, bis sie die beiden schließlich hinter der Kutsche bemerkte, wo sie den Rückzug von Wilhelms Miliz zum Palast organisierten.
Philippa blickte in das Gesicht des jungen Hauptmanns. In seinem pummeligen Gesicht zeichneten sich sowohl Erleichterung als auch Enttäuschung ab. Er schien um Jahre gealtert zu sein, was sicherlich von den tiefen Falten um Augen und Mund herrührte. Der Traum vom Ruhm hatte sich offenbar sehr schnell erledigt. Sie wusste aus eigener
Erfahrung, wie abrupt der Tod jugendliche Träumereien beenden konnte. Gegen ihren Willen empfand sie Mitgefühl für ihn und wandte sich von ihm ab. Das war nicht der Moment, um weich zu werden, und außerdem würden ihm ihre Gefühle vermutlich nicht gefallen.
Frans schritt um das Ende der Kutsche herum. »Hauptmann«, sagte er.
»Hoheit«, erwiderte der junge Mann resigniert.
»Richten Sie meinem erlauchten Bruder aus, dass wir Sie und Ihre Männer als Zeichen unseres guten Willens zu ihm zurückschicken.«
»Das nützt Digbert aber auch nichts mehr, nicht wahr, Hoheit?«
Frans zog einen Mundwinkel hoch, ein Ausdruck, der an das schiefe Lächeln seines älteren Bruders erinnerte. »Das wohl nicht, Hauptmann. Aber es könnte Ihnen und dem Rest Ihrer Truppe helfen.«
»Ja.« Der junge Hauptmann seufzte und ließ die Schultern hängen. »Fürst Wilhelm wird sehr unzufrieden sein.«
»Es liegt beim Fürsten, diesem Zustand jederzeit Einhalt zu gebieten.«
Der Hauptmann runzelte die Brauen. »Bitte verzeihen Sie, Prinz Frans. Ihr erlauchter Bruder sagt, dass er für ein neues Oc kämpft, das eine bessere Beziehung zu Prinz Nicolas
Weitere Kostenlose Bücher