Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
als Amelia plötzlich ein Gedanke kam.
»Jimmieh«, flüsterte sie.
»Ja?«
»Kennst du vielleicht jemanden mit einem Boot?«
Kapitel 31
A ls Philippa die Stufen vor dem Fürstenpalast hinunterschritt und über den Hof zu den Stallungen lief, wo Wilhelms Kutschpferde angespannt wurden, hatte sich der Himmel aufgeklart. Das Firmament schimmerte blauschwarz und klar.
Der Kutscher der Beehts hatte rundweg abgelehnt, dass ein Soldat des Fürsten die Kutsche seines Herrn benutzte. Es hatte einen scharfen Wortwechsel zwischen einem von Wilhelms Hauptleuten und dem Kutscher gegeben, doch als der Soldat nach seinem Degen gegriffen hatte, war Philippa eingeschritten.
Sie waren immer noch in der Eingangshalle des Palastes, doch die Türen standen offen, so dass der eisige Wind hereinfegte. Philippa trat zwischen die Soldaten und den Gefolgsmann der Beehts und sagte ruhig zu dem Kutscher: »Haben Sie vielen Dank, dass Sie mich hergebracht haben. Fahren Sie jetzt bitte zurück und informieren Sie Baron und Baronin Beeht darüber, dass ich mich im Gewahrsam des Fürsten befinde.«
Es folgte ein angespannter Augenblick, und Philippa fürchtete schon, der Kutscher würde nicht nachgeben. Der Hauptmann rasselte jedoch ein bisschen mit dem Degen, woraufhin der Bedienstete der Beehts erblasste.
»Niemand zweifelt an Ihrem Mut. Das versichere ich Ihnen.«
Er warf ihr einen dankbaren Blick zu und schüttelte den Kopf, als er zu den Soldaten blickte, die steif in der Halle standen. Es war etwa ein Dutzend Männer, und als Philippa sich auf die Tür zubewegte, folgten sie ihr. Die Sohlen ihrer Stiefel klackten laut auf dem Marmorboden. Sie ging mit zügigem Schritt voran über das verschneite Kopfsteinpflaster und empfand einen Moment der Genugtuung, als zwei oder drei von ihnen auf der eisigen Oberfläche ausrutschten. Blacher war noch dabei, die Pferde anzuspannen, und schlug Philippa vor, in der warmen Sattelkammer zu warten.
Der Mann, offenbar der Anführer der Milizionäre, protestierte, als sie aus seinem Blickfeld verschwand, und wedelte mit seiner schweren Flinte. Philippa hörte, wie der Stallbursche sagte: »Lassen Sie es gut sein, Mann. Das hier ist eine Pferdemeisterin aus Oc. Sie verdient Respekt.«
Philippa verstand zwar die brummige Antwort des Soldaten nicht, doch Blacher zischte: »Sie widmen ihr Leben den Geflügelten Pferden. Das sollten Sie ja wohl wissen.«
Dann hörte sie das Knarren von Leder, das Rattern von Rädern und das Klappern von Hufen auf den Pflastersteinen. Es war die Kutsche der Beehts, die vom Hof rollte. Als sie die verschneite Straße erreichte, verstummten die Geräusche. Einen Augenblick später trat Blacher in die Sattelkammer und verbeugte sich vor Philippa.
»Bitte verzeihen Sie, Pferdemeisterin«, sagte er mit verschämtem Gesichtsausdruck, »Die Kutsche steht bereit, um Sie … das heißt, sie steht für Sie bereit.«
»Danke, Blacher«, erwiderte sie liebenswürdig, als hätte sie die Kutsche selbst angefordert.
»Das alles gefällt mir nicht«, erklärte er. Er schien noch mehr sagen zu wollen, aber offenbar wusste er nicht, wie er
sich ausdrücken sollte. Er räusperte sich und blickte über seine Schulter zurück, ob ihm die Miliz womöglich doch noch in die Sattelkammer gefolgt war.
»Ich verstehe Sie voll und ganz, Meister Blacher. Machen Sie sich keine Vorwürfe. Es ist nicht Ihre Schuld.«
Er sah ihr in die Augen, dann glitt sein Blick wieder zur Seite. Er kam noch einen Schritt näher auf sie zu, und sie nahm den angenehm vertrauten Geruch von Pferd und Leder wahr. Es war der Geruch eines Mannes, der sein ganzes Leben in den Stallungen verbrachte. »Meisterin«, sagte er mit einem Unterton in der Stimme, »meine Familie hat für den alten Fürsten Friedrich gearbeitet, und wir sind so loyal wie …«
Der Hauptmann der Milizionäre schlug mit der Faust gegen die Tür. »Los jetzt!«, sagte er.
»Meisterin«, fügte Blacher eilig hinzu, »Wenn Sie wollen, lenke ich diese Narren ab, während Sie hinten hinaus verschwinden …«
Philippa nickte ihm anerkennend zu. »Sie sind ein guter Mensch, Meister Blacher. Ich weiß Ihr Angebot zu schätzen, aber ich werde gehen.«
»Aber, Meisterin … das Inseehl-Haus ist …«
»Ein Gefängnis, ja. Wenn auch ein recht luxuriöses!« Sie lächelte ihn gezwungen an. »Nicht zuletzt befinde ich mich im Schoße meiner Familie.«
Der Hauptmann schlug wieder gegen die Tür. Er steckte mit finsterem Blick den Kopf herein.
»Ja, ja,
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