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Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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Schneiderin, die einen Berg roter Seide in den Armen hielt. Und sie weinte. Tränen liefen über ihr wettergegerbtes Gesicht und fielen auf Wintersonnnes kaputten Flügel.
    »Meisterin Winter, was kann ich bloß tun?«, fragte Lark.
    Meisterin Winter hob nicht den Blick zu ihr, sondern lehnte die Stirn an die schweißnasse Schulter ihres Tieres und schluchzte. »Nichts, Larkyn. Niemand kann irgendetwas tun.« Sie sagte noch etwas, doch Lark konnte ihre erstickten Worte nicht verstehen.
    Lark ließ Diamant neben Tup stehen und trat neben Meisterin Winter. Sie riss ihren Hosenrock in Streifen und half ihr, den kaputten Flügel zusammenzubinden, probierte es vorsichtig an verschiedenen Stellen, bis er hielt. Meisterin Winter schluchzte währenddessen unaufhörlich vor sich hin. Als sie fertig war, trat Lark zurück, und Meisterin Winter rieb sich mit ihren schmalen Händen das Gesicht, holte tief Luft und schüttelte sich.
    Als sie die Hände senkte, biss Lark sich auf die Lippe, um nicht aufzuschreien.
    Meisterin Winters Tränen waren versiegt, doch ihr Gesicht war geschwollen und verweint, und ihre Augen blickten dunkel und starr aus ihrem gebräunten Gesicht. Auf der Wange hatte die Gerte des Fürsten einen bösen roten
Striemen hinterlassen. Sie wirkte um zwanzig Jahre gealtert.
    »Sie wird nie mehr fliegen können«, sagte sie mit gebrochener Stimme, legte die Arme um Wintersonnes Hals und drückte ihre Wange an das schweißnasse Fell der Stute. »Mein Liebling Soni, mein großes Mädchen. Sie wird nie wieder fliegen.«
    Lark rang nach Worten, wollte irgendetwas Tröstendes sagen, wusste jedoch nicht, was.
    Schließlich trat sie vor und schlang die Arme um Meisterin Winter, die daraufhin erneut in Tränen ausbrach und an Sonis Hals schluchzte. Ihr Körper bebte in Larks Armen. Lark hielt sie einfach nur fest, stützte die beiden, bis Männer mit fragenden Gesichtern vom Anleger die Gasse heraufkamen und ihnen ihre Hilfe anboten.
    Lark ließ Meisterin Winter mit Soni allein und lief den Männern entgegen, damit sie nicht zu nah an die Geflügelten Pferde herankamen. Sie erkannte ihre eigene Stimme kaum wieder, als sie Anweisungen gab und Befehle erteilte, um Decken und Seile bat und den größten Karren, den sie finden konnten.
    Als sie ihn schließlich brachten, war sie sehr erleichtert zu sehen, dass ihr Bruder Nikh auf dem Kutschbock saß. Und neben dem davor eingespannten Ochsen stand Broh. Sie brauchten den beiden nichts zu erklären. Broh und Nikh traten zurück, als Meisterin Winter und Lark erschöpft, aber ein wenig gefasster Wintersonne auf den Karren halfen. Sie nahmen Planken vom Frachtanleger als Rampe, um der Stute den Aufstieg zu erleichtern.
    Lark bot an, den Wagen zu lenken, doch Soni hatte offenbar zu starke Schmerzen, so dass ihr Nikhs Geruch nichts ausmachte, als er auf den Kutschbock kletterte und
die Zügel aufnahm. Broh lief neben dem Ochsen her, blickte sich ab und an um und achtete darauf, dass Meisterin Winter und Wintersonne nicht zu sehr hin und her schaukelten.
    Lark blieb mit Tup und Diamant zurück. »Du folgst jetzt Tup, mein Mädchen«, erklärte sie der Jungstute. »Heute Abend sind wir wieder sicher im Stall der Akademie.« Sie ging mit Tup in Richtung Straße, die an der Rotunde vorbei aus der Stadt hinausführte. Es war ein langer Spaziergang, aber fliegen würden sie heute ganz gewiss nicht mehr.
    Sie holten den Karren ein, als er gerade die Straße erreichte, und Lark hob eine Hand.
    »Ich bereite Sonis Stall vor«, sagte sie.
    Meisterin Winter, die in dem Karren neben ihrem Tier herumschaukelte, nickte nur. Als Lark mit den beiden Pferden in weitem Bogen um den Ochsen und die Männer herumlief, rief Broh ihr zu: »Pass auf dich auf, Lark. Die Neuigkeiten haben sich sicher noch nicht überall herumgesprochen.«
    Über ihre Schulter fragte sie zurück: »Was für Neuigkeiten, Broh?«
    »Der Fürst ist tot. Er ist ertrunken.«
    »Er ist tot? Er ist wirklich … Bist du sicher, dass keines der Boote …?« Lark schüttelte ungläubig den Kopf. Sie schüttelte sich vor Ekel, als sie daran dachte, wie Fürst Wilhelms schwarz gekleidete Gestalt in die Bucht herabgestürzt war.
    »Nein«, erwiderte Broh. »Er ist wie ein Stein untergegangen. Man konnte ihn nicht finden. Aber bis alle es wissen, sind die Straßen nicht sicher. Also pass gut auf dich auf.«

    »Ja.« Sie wandte sich nach vorn in Richtung Stadt, wo die bunten Wimpel auf der Rotunde wehten. Ohne weiter auf ihre Umgebung

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