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Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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dem langen Tag war sie müde, aber sie musste dem Drang zu schlafen widerstehen. Sie zwang sich wach zu bleiben, indem sie im Geiste immer wieder die Ereignisse durchging, die ihr Sorgen machten. Die Gedanken ließen ihr Herz wie rasend klopfen, doch sie halfen ihr wach zu bleiben, während es im Palast langsam ruhiger wurde. Sie dachte an Fürst Wilhelm, an die Fleckham-Schule und an Nikh, der bei der Miliz diente. Sie dachte an Meisterin Sterns Wunsch, Philippa Winter wäre da. Und sie machte sich Gedanken darüber, welche Strafe sie wohl erwartete, weil sie eigenmächtig die Akademie verlassen hatte.
    Währenddessen lauschte sie angestrengt nach den Geräuschen im Palast. Erst spät in der Nacht, als sie ganz sicher war, dass alle Pferdemeisterinnen schliefen, schlüpfte sie aus ihrem warmen Bett und schlich den langen, kalten Flur entlang. Sie musste den Saum ihres geliehenen Nachthemdes anheben, lief barfuß über den dicken, harten Teppich
und erschauderte. Hinter den hohen Fenstern herrschte tiefste Nacht. Weder die Sterne noch der Mond waren durch die Wolken hindurch zu sehen. Ihre Augen gewöhnten sich jedoch rasch an die Finsternis. Sie zählte die Türen und versuchte sich, wie man es ihr geraten hatte, an die Flure und Treppenabsätze zu erinnern. Sie bog ein paarmal falsch ab und war schließlich kurz davor, mit jemandem zusammenzustoßen, der heimlich aus einer Tür schlüpfte und durch den Flur huschte. Sie drückte sich flach in eine Nische in der Wand, bis die Person über eine Treppe verschwand, dann lief sie weiter. Sie strengte sich derartig an, um rechtzeitig zu hören, wenn jemand auf sie zukam, dass ihr die Ohren schmerzten. Es schien eine Stunde vergangen zu sein, bis sie endlich die Bibliothek gefunden hatte, die sie bereits bei ihrem ersten Gang durch den Palast gesehen hatte.
    Dort war es sogar noch dunkler als im Flur. Die Lampen auf dem langen Tisch waren gelöscht, und das einzige Licht kam von der Glut in dem großen Kamin am anderen Ende des Raumes. Wie versprochen klemmte hinter dem Porträt über dem Kamin eine zusammengerollte Karte, die von einem Band in dem Blau der Kleehs gehalten wurde. Genau das hatte er ihr bei dem ausgiebigen Abendessen rasch ins Ohr geflüstert, als er sich kurz zu ihr hinübergebeugt hatte. Lark nahm die Karte und eilte denselben Weg zurück, den sie gekommen war.
    Diesmal machte sie keinen Fehler und lief direkt zurück zur Wohnung der Pferdemeisterinnen. Sie schlüpfte hinein und hielt die Luft an, aus Furcht, dass jemand durch das Klicken der Tür aufgewacht sein könnte. Doch sie hatte Glück. Kurz darauf legte sie die Karte auf das kleine Päckchen mit ihren Habseligkeiten und kuschelte sich wieder
unter die Decke. Sie war hellwach und unruhig und befürchtete, dass sie den Rest der Nacht wach liegen würde. Sie zwang sich, die Augen zu schließen, und hoffte, dass sie wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf bekam.
    Während sie tief ein- und ausatmete, stellte sie sich vor, wie Tup sicher in einer warmen Box in den Stallungen des Palastes stand, mit vollem Bauch und in Gesellschaft anderer Geflügelter Pferde. Ihr Herz schlug langsamer, und sie seufzte.
    Als Nächstes bemerkte sie, dass schwaches Morgenlicht in das Zimmer fiel und jemand an die Tür klopfte. Sie setzte sich alarmiert auf. Die Karte lag noch dort, wo sie sie hingelegt hatte.
    »Larkyn?« Das war die Stimme von Madeleine Sturm. »Wenn Sie sich beeilen, können Sie mit uns frühstücken, bevor Sie sich auf den Heimweg machen.«
    »Ja, Meisterin«, antwortete Lark schnell. »Danke. Ich komme sofort.«
    Sie warf die Decke zurück, wusch sich rasch das Gesicht, putzte sich die Zähne und fuhr sich mit dem Kamm durch die Haare. Sie zog ihr Wams und den Hosenrock über und schlüpfte in die Stiefel. Die Karte steckte sie zwischen die Unterwäsche in ihrer Tasche. Als sie mit ihren Sachen unter dem Arm den Raum verließ, blickte sie zurück auf das unordentliche Bett und wusste nicht, ob sie es machen sollte oder nicht.
    Meisterin Sturm wartete vor der Tür auf sie und bemerkte ihren Blick. »Machen Sie sich wegen des Bettes keine Gedanken, Larkyn. Eine Dienerin sorgt dafür, dass die Laken gewechselt werden.«
    Lark nickte ihr dankbar zu und folgte Meisterin Sturm zurück in den Besprechungsraum. Man hatte einen Tisch
hineingerollt, auf dem eine Kanne Kaffee bereitstand, sowie kleine Gläser mit rotem Fruchtsaft, ein Teller mit ein paar Scheiben Speck und gekochten Eiern und dazu ein Korb mit

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