Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
waren, weil sie flogen und weil sie dachten, das könnte kein anderer. Er würde ihnen eine Lektion erteilen, die sie niemals vergaßen. Wenn die Fleckham-Schule erst voller junger Männer war, die wild darauf waren zu fliegen, würde er diese ganze eingebildete Bande wegjagen.
»Natürlich«, erklärte Felicitas Baron endlich, »diene ich dem Fürstentum.«
»Und dem Fürsten«, sagte er scharf.
»Ich diene dem Willen und den Launen des Fürsten«, stimmte sie kalt zu. »Die Geflügelten Pferde jedoch sind meine Angelegenheit.«
Wilhelm ließ Diamant los und ging zum Stalltor. Meisterin Baron trat zur Seite und folgte ihm hinaus in den breiten Gang der Palaststallungen. »In drei Tagen will ich fliegen. Arbeiten Sie morgen mit schwereren Sandsäcken«, ordnete er an.
»Diamant kann mehr Gewicht tragen«, antwortete Meisterin Baron. »Aber wenn Sie versuchen, mit ihr zu fliegen, übernehme ich keine Verantwortung.«
»Machen Sie sich keine Sorgen«, entgegnete Wilhelm wutentbrannt. Er umklammerte die Gerte und er hätte zu gern diese Frau damit verprügelt. Sie trieb ihn fast in den Wahnsinn. »Ich bin für mich selbst verantwortlich.«
»Und das Fohlen?«, fragte sie.
Er machte einen Bogen um sie. »Verflucht, Meisterin. Ich bin Ihr Fürst! Begegnen Sie mir gefälligst mit dem gebotenen Respekt!«
Als sie ihn ansah, waren ihre Lippen ein schmaler Strich, wodurch sie nur noch älter und härter wirkte. Es war ein absolut unglückliches Gesicht voller Falten und Runzeln. »Ich dachte, jemand, der sein Leben lang im Dienst des Fürstentums stand, hätte genug Respekt gezeigt, Durchlaucht.« Er hatte den Eindruck, dass sie das letzte Worte auf eine sarkastische Art betonte.
»In drei Tagen soll sie bereit sein. Merken Sie sich das!« Er zitterte vor Wut.
»Reiten Sie das arme Ding zumindest vorher einmal am Boden«, erwiderte sie trocken.
»Selbstverständlich. Das hatte ich ohnehin vor.«
Felicitas Baron senkte den Kopf, drehte sich auf dem Absatz um und ging weg. Wilhelm sah ihr mit zusammengebissenen Zähnen hinterher und spielte mit seiner Gerte. Er würde es ihr zeigen. Er würde es allen zeigen. Natürlich würde er Diamant zuerst reiten und ihr Gelegenheit geben, sich an ihn zu gewöhnen.
Er folgte der Pferdemeisterin aus den Stallungen und machte sich auf den Weg über den Hof zum Palast. Zwei Milizionäre bemerkten, dass er auf sie zukam, und bevor er die Tür überhaupt erreicht hatte, öffnete sie sich auch schon wie von selbst. Er betrat die Halle. Parksohn stand hinter der Tür und verbeugte sich. »Schicken Sie Slathan zu mir!«, polterte Wilhelm. Er würde die Dosis des Mittels noch einmal verdoppeln. Er glaubte zwar nicht eine Sekunde, dass diese Zicke von Pferdemeisterin Recht hatte, aber er wollte nichts riskieren.
Nachdem er Slathan zum Apotheker geschickt hatte, ging er in das große Arbeitszimmer im zweiten Stock des Palastes, von dem aus man den südlichen Teil des Parks überblicken konnte. Er nahm an dem breiten Kirschholzschreibtisch Platz, der seinem Vater gehört hatte, und klingelte nach seinen Sekretären. Zwei setzten sich auf Stühle ihm gegenüber, um mit ihm einige Schreiben der Edlen des Rates sowie eine Anfrage von Prinz Nicolas zu bearbeiten. Es gab stapelweise Abrechnungen zu prüfen, Listen, in denen detailliert die Ausgaben für Verpflegung, Unterbringung und Kleidung der Miliz aufgeführt waren.
Wilhelm war gereizt und ungeduldig. Er hatte seit dem Abendmahl vom Vortag nichts mehr gegessen und wollte bis heute Abend auch nichts mehr zu sich nehmen, doch auch wenn ihn sein schwindendes Gewicht eher ermutigte, schmerzte ihn doch der Kopf, und sein Magen knurrte vor Hunger.
Er schob die Abrechnungen beiseite und diktierte Antworten auf die Briefe. Er hatte soeben seine Unterschrift – Wilhelm von Oc - unter den letzten von ihnen gesetzt, als Parksohn auftauchte.
»Durchlaucht, Baron Beeht, Mitglied des Rates«, verkündete er.
Wilhelm lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und stieß einen genervten Seufzer aus. Hier blieb ihm keine Wahl. Jedes Mitglied des Rates hatte das Recht auf eine Audienz beim Fürsten, und Beeht konnte bereits sehen, dass er am Schreibtisch saß. Beide Sekretäre standen auf und verbeugten sich vor ihm.
Bei den Göttern, dachte Wilhelm, macht der Mann denn keinen Schritt ohne dieses Weib? Denn hinter Beeht erschien die Baronin, eine große Frau mit breiten Schultern
und Hüften und einem kantigen Gesicht. Sie lächelte nicht. Obwohl Beeht
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