Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
streichelte seine samtene Nase und sagte: »Es tut mir leid, Mahagoni. Es gibt keine Karotten und auch keine Äpfel. Ich glaube nicht, dass du dir etwas aus Blutrüben machst, und das ist alles, was ich dir anbieten könnte.«
Nicht ganz überzeugt schnüffelte er an ihren Taschen. Sie tätschelte ihn. »Komm schon, gehen wir ein bisschen auf die Trockenkoppel und üben. Wir lassen die Decke drauf, ansonsten bist du so nass wie diese armen Soldaten im Wäldchen.«
Die Trockenkoppel war an diesem Morgen natürlich alles andere als trocken. Die zwei Wachleute standen am Lattenzaun und sahen zu, wie Amelia Mahagoni ein paar Runden auf dem schlammigen Platz drehen ließ. Beere blieb unter dem Dachvorsprung sitzen. Der Regen hatte sich in einen trüben Nebel verwandelt, Amelias Haare waren ebenfalls bald durchnässt, und kalte Regentropfen rannen in ihren Kragen. Bei der dritten Runde hielt sie inne und sah durch die geweißten Latten des Zauns zu den Milizionären. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie, »ich weiß nicht, wie ich Sie korrekt anreden muss, aber Sie dürfen sich gern unter das Dach stellen, damit Sie vor dem Regen geschützt sind. Dann können Sie mich immer noch sehen, sollte ich mich zur Flucht entschließen.«
Einer der beiden Wachmänner sah sie an, als verstünde er sie nicht. Der andere, ein Mann mit dunklen Haaren, hellblauen Augen und weißen Zähnen, lächelte sie strahlend an. »Sie sprechen wie eine wirkliche Edeldame«, stellte er fest.
»Ich bin eine«, erklärte Amelia.
»Ach ja?«, fragte er. »Und wiese müssen Sie dann hier in dem Stall wohnen?«
Der andere Soldat stieß ihn mit dem Ellbogen an, doch der dunkelhaarige Mann ließ sich nicht beeindrucken. »Edle Dame«, sagte er und zeigte seine weißen Zähne, als er lächelte, »es ist mir eine Ehre, Ihre Einladung anzunehmen.« Er verbeugte sich etwas übertrieben.
Amelia musste beinahe lachen. Es war schön, dass ihr das erste Mal nach drei Tagen zum Lachen zumute war. »Ihr Akzent kommt mir irgendwie bekannt vor, mein Herr Soldat«, sagte sie.
Er legte den Kopf auf die Seite und betrachtete sie.
»Nein«, antwortete er. »Es ist unwahrscheinlich, dass Sie hier in Oscham anderen Hochländern begegnet sind.«
Sie schürzte die Lippen. »Da irren Sie sich«, erwiderte sie. »Meine Tutorin an der Wolkenakademie kommt aus dem Hochland. Sie ist eine sehr gute Fliegerin!«
Sein Lächeln erlosch. »Sie kommen von der Wolkenakademie? Aber Sie tragen nicht die Reitertracht.«
»Meine Kleidung war schmutzig«, sagte sie schlicht. »Jemand hat mir diese Sachen gegeben. Das ist alles, was ich zum Anziehen habe.« Sie zeigte auf den Stall, dessen schräges Dach weit über die Mauern hinausragte. »Kommen Sie jetzt. Schützen Sie sich vor dem Regen.«
Das taten sie, der Dunkelhaarige stolzierte ein bisschen, während der andere schlurfte, als wären seine Stiefel voller Schlamm. Auf sie auf Beere zukamen, stand der Hund auf und sah sie aus seinen dunklen Augen starr an. Nachdem sie sich unter dem Vordach untergestellt und ihre Hüte ausgeschüttelt hatten, blickte der Mann aus dem Hochland noch einmal durch den Zaun zu Amelia. »Ich glaube, Sie haben meine Schwester gemeint. Larkyn Hammloh. Seit sie gebunden ist, wird sie Schwarz genannt!« Seine Augen waren beinahe so strahlend blau wie die von Larkyn, doch er hatte sie jetzt zusammengekniffen und funkelte sie an. »Wieso werden Sie hier festgehalten, Mistress?«
»Amelia Riehs«, sagte Amelia und fügte bewusst hinzu: »Aber manche nennen mich Kleeh.«
»Dann stimmt es also«, sagte er. Sein attraktives Gesicht wurde ernst, und er zog die dunklen Brauen zusammen. »Es geht das Gerücht um, dass der Fürst eine Geisel genommen hat. Das gefällt mir gar nicht.«
Wieder stieß ihn der andere Milizionär mit dem Ellbogen
an. »Das hast du nicht zu beurteilen. Wir haben nur zu gehorchen.«
Larks Bruder legte eine Hand auf den Zaun, der zwischen ihm und Amelia stand. Mahagoni schnaubte und wich vor seiner Nähe zurück. »Tut mir leid«, sagte er. »Ich hatte einen Augenblick nicht an das Geflügelte Pferd gedacht. Ich bin Nikh Hammloh.«
Sie neigte den Kopf. Wieder grinste er. Wenn die weißen Zähne in dem gebräunten Gesicht aufblitzten, war es, als käme an einem wolkigen Tag die Sonne heraus. »Genauso neigt Lark immer den Kopf«, stellte er fest.
»Was meine Geiselhaft angeht, ist es offensichtlich so …« Amelia spitzte verächtlich die Lippen, »… dass Fürst Wilhelm dadurch
Weitere Kostenlose Bücher