Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
sinken, und seine Flanken bebten, während er nach Luft rang.
Lark sprang aus dem Sattel, wobei sie auf seine herabhängenden Flügel achtete, hielt seinen Kopf, streichelte ihn und ermutigte ihn, die Flügel zusammenzufalten und ein bisschen herumzulaufen, damit er abkühlte.
Auch sie zitterte, und ihre Knie waren weich wie Pudding.
»Oh, Tup«, sagte sie atemlos und lehnte sich gegen seine schweißnasse Schulter. »Das war haarscharf.«
Er wimmerte und stupste mit der Nase gegen ihre Wange. Sie lief mit ihm auf und ab, hielt dabei ausreichend Abstand zu den Bienenschwärmen, die über den Stöcken aufstiegen, und beobachtete aufmerksam den Himmel. Es waren kaum mehr als fünf Minuten vergangen, als sie die andere Fliegerin in der Ferne entdeckte. Sie zog Tup schnell in den Schatten der Scheune, wo Mariella Rauch sie nicht sehen konnte. Sicherlich machte sich die Pferdemeisterin Sorgen um sie, doch das konnte sie jetzt nicht ändern. Sie stand ganz still da und beobachtete, wie Rauchprinzessin immer weitere Kreise über der Landschaft zog, bis sie schließlich die Küste entlangflog.
»Es stimmt, was man über Kämpfer sagt, Tup«, murmelte sie. »Sie sind zwar langsam, aber sie können sehr weit und lange fliegen!« Er wieherte, und sie zog seinen Kopf an sich. »Aber du, mein lieber, tapferer Junge«, sagte sie und küsste seine heiße Wange, »bist das schnellste und klügste Pferd von ganz Isamar!«
Hinter ihnen im Bauernhaus wurde eine Tür aufgestoßen, und Lark drehte sich vorsichtig herum. Die Bauersfrau kam aus dem Haus, stand auf den Stufen zu ihrer Küche und starrte verwundert auf das Geflügelte Pferd, das in ihrem Scheunenhof gelandet war. Lark hielt einen Finger an ihre Lippen und bat sie, ruhig zu sein. Die Bauersfrau blickte sie nur finster an, wischte sich die Hände an einer makellosen Schürze ab und verschwand in der Küche, wobei sie ihren langen Baumwollrock mit einem verächtlichen Schwung hinter sich her zog.
Kapitel 14
A m dritten Tag ihrer Gefangenschaft erwachte Amelia davon, dass Regen auf das Dach des Stalls tropfte. Sie benutzte die Abseite hinter der rückwärtigen Tür, ging zurück in die Sattelkammer und sah hinaus in das Buchenwäldchen. Dicke Tropfen fielen von den nassen Zweigen, und die Wolken hingen niedrig. Die Milizionäre standen unglücklich im Regen. Ihre Hüte waren vollkommen durchnässt, und das Wasser troff von den breiten Krempen.
Noch immer glaubte Amelia, dass die Pferdemeisterinnen nach ihr suchten, wie sie es am Vortag getan hatten und an dem Tag davor, als die Geflügelten Pferde über das Feld geflogen waren. Bei Schnee konnten sie zwar nicht fliegen, doch Regen hielt sie nicht auf. Meisterin Stern konnte sie doch nicht so schnell aufgegeben haben! Sie suchte den Himmel ab, aber sie konnte keine Spur von Fliegern entdecken, zumindest nicht von ihrer Position unter dem Stalldach aus.
Sie hatte gerade ihre Haare zu einem Reiterknoten zurückgekämmt, als Jinson erschien. »Guten Morgen, Meister Jinson« sagte sie. »Finden Sie nicht, dass man diese Soldaten unter das Vordach einladen sollte, anstatt sie dort draußen im Regen stehen zu lassen?«
»Ich werde sie fragen, Baroness. Das ist sehr freundlich von Ihnen«, erwiderte er. Er hielt ein Tablett in Händen, darauf standen ein zugedeckter Teller, ein kleiner Krug und
ein Becher. »Paulina hat Ihnen Frühstück gemacht. Ich hoffe, es ist noch nicht kalt. Ich musste es über die Straße hertragen.
Amelia nahm die Haube vom Teller. Darauf lagen zwei gekochte Eier, eine bereits ziemlich harte Semmel mit einem Klacks Butter und ein Teller mit Blutrüben. Sie seufzte. »Das alles war schon lange kalt, bevor es die Küche verlassen hat.«
»Tut mir leid, Baroness«, sagte er. »Diese Paulina hat die meiste Zeit schlechte Laune. Sie sagt, das käme von dem ganzen Gehämmer und dem Sägen dort oben, und weil die Miliz ihr überall im Weg steht.«
»Macht nichts«, entgegnete Amelia. »Ich danke Ihnen, dass Sie es versucht haben.«
Er senkte den Kopf und verließ die Sattelkammer. Amelia deckte den Teller wieder ab. Da sowieso alles kalt war, gab es keinen Grund, sich zu beeilen. Sie würde Jinson bitten, einen Kessel und Becher mitzubringen, so dass sie sich ihren Tee selbst zubereiten konnte.
Sie ließ das Tablett in der Sattelkammer zurück und ging den Gang hinunter zu Mahagoni. Er wieherte, als sie auf ihn zukam, steckte fröhlich den Kopf über das Stalltor und erwartete das morgendliche Ritual. Sie
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