Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
Schubkarre, dann kehrte sie Slathan den Rücken zu, stellte sich neben Mahagoni, streichelte ihren Hals und sorgte dafür, dass sie den Backenriemen seines Halfters fest im Griff hatte. Mahagoni schnupperte mit geweiteten Nüstern. Auch Amelia nahm Slathans widerlichen Gestank wahr. Natürlich müsste sie sich auch wieder einmal waschen, aber sie bezweifelte, dass Slathan irgendetwas dergleichen bemerkte, so sehr stank er.
Als sich Mahagoni ein bisschen beruhigt hatte, drehte sie sich um. »Was wollen Sie?«
»Zuallererst einmal, dass Sie auf eine kultivierte Art mit mir sprechen«, verlangte er. »Diesen Tölpel in der Sattelkammer nennen Sie Meister, dann können Sie mich ja wohl auch so anreden.«
Sie zeigte keinerlei Regung. »Meister Jinson hat sich meinen Respekt verdient. Sie nicht.«
Er grinste sie schief an. »Wenn ich muss, verdiene ich ihn mir, Mädchen. Aber das wird Ihnen nicht gefallen.«
Amelia schnaufte und tätschelte Mahagoni ein letztes Mal. Sie durchquerte den Stall, trat in den Gang und schloss fest das Tor hinter sich. Aus der Nähe roch Slathan noch schlimmer. Sie drehte sich zur Sattelkammer um und wollte ihn dazu bringen, von ihrem Fohlen wegzugehen, indem er ihr folgte. Das tat er auch. Er schlurfte durch das Sägemehl und keuchte dabei vernehmlich.
Als sie die Sattelkammer erreicht hatte, war Jinson nirgends zu sehen. Amelia setzte sich auf eines der Fässer und zog ihren Rock glatt. »Wenn es etwas zu bereden gibt, sprechen Sie«, forderte sie ihn auf. »Andernfalls würde ich gern meine Arbeit erledigen.«
Er musterte sie von oben bis unten, und ihre Haut kribbelte unter seinem Blick. »Sie sind nicht gerade hübsch, was?«
»Ich war noch nie für meine Schönheit bekannt«, sagte sie. Sie saß ganz aufrecht und sah ihn so kühl an, wie sie konnte. »Ich habe andere Vorteile. Was haben Sie hier zu schaffen, Slathan?«
»Ich kümmere mich nur um die Angelegenheiten meines Herrn.« Er grinste. »Aber ich möchte Sie warnen. Ich bin nicht so geduldig wie Durchlaucht.«
»Mir ist bisher nicht aufgefallen, dass Fürst Wilhelm ein außerordentlich geduldiger Mann ist.«
Er kicherte, und selbst sein Lachen hörte sich widerlich an. »Das stimmt, Mädel.« Er beugte sich viel zu dicht zu ihr. Sie erstarrte und weigerte sich, vor ihm zurückzuweichen. »Hören Sie mir gut zu, meine Dame «, flüsterte er mit heiserer Stimme. Sein Atem roch faulig. »Die Kleehs haben im letzten Krieg meinen Bruder umgebracht. Dafür konnte ich mich bisher noch nicht rächen.«
Amelias Mund schien plötzlich wie ausgetrocknet. Aber sie verzichtete darauf, sich die Lippen zu befeuchten, weil sie diesem Kerl nicht die Genugtuung gewähren wollte, zu merken, dass er ihr Angst einflößte. »Während des Krieges war ich noch ein Kind.«
»Sie sind eine Kleeh«, sagte er und richtete sich auf. »Das genügt mir.«
»Sie wollen den Tod Ihres Bruders sühnen, indem Sie mir etwas antun?«
Er zog an dem Revers seines Mantels. »Und? Es funktioniert doch.«
Er lächelte, zeigte dabei seine ekelhaften Zähne, und Amelias Hände begannen zu zittern. Sie riss sich zusammen. Wenn er zu ihr kam, wenn er sie berührte, würde sie nach den Soldaten draußen vor dem Stall rufen. Er machte einen Schritt auf sie zu, noch einen, doch in dem Moment erschien zum Glück Jinson im Eingang. Slathan blieb stehen, wo er war.
»Was machst du hier, Slathan?«, fragte Jinson.
»Das geht dich gar nichts an, Jinson«, erwiderte Slathan und starrte weiterhin Amelia an. Sie verhielt sich ruhig.
»Wenn du die Baroness belästigst, sorge ich dafür, dass Durchlaucht es erfährt.«
Slathan wirbelte herum, und Jinson stolperte zurück. Seine Lippen waren nur noch ein weißer Strich, so fest presste er sie zusammen. Amelia sah, dass er seine Schwäche bereute, sich straffte und die Zähne zusammenbiss. Slathan musste ein gefährlicher Mensch sein, wenn er jemandem solche Angst einjagen konnte.
»Du bist ein Narr, Jinson«, sagte Slathan. »Glaubst du, unseren Fürsten interessiert auch nur im Geringsten, was mit diesem unansehnlichen Mädchen passiert? Er wäre mir dankbar, wenn ich sie ihm vom Hals schaffen würde!«
»Sie ihm vom Hals schaffen?«, wiederholte Jinson mit weit aufgerissenen Augen. »Ich habe die Soldaten beauftragt zu schießen, wenn du das versuchst! Ich … werde selbst auf dich schießen!«
»Ha!«, schnaubte Slathan verächtlich und raffte den Mantel um sich. »Wenn du tatsächlich so viel Mut aufbringst,
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