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Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman

Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman

Titel: Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanca Busquets
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noch während sie das sagte, bemerkte sie, dass der Stachel der Eifersucht auch Antoni durchbohrte, derselbe, der ihr Herz malträtierte, und so schien der eigene Schmerz für eine Weile nachzulassen.
    Dolors muss nun laut lachen. Auf was für eine naive Art und Weise hatte sie sich an Antoni dafür gerächt, dass er nicht mehr unerfahren war. Genauso naiv, wie zu glauben, dass die Männer im Allgemeinen nur mit der Frau ihres Lebens Erfahrungen sammeln wollten. Du liebe Güte, ausgerechnet die Männer. Dolors lacht erneut laut auf.
    »Ich würde zu gern wissen, worüber Oma gerade lacht.«
    »Wahrscheinlich ist ihr wieder irgendwas Schönes von früher in den Sinn gekommen. Wir sollten sie dabei nicht stören.«
    Wahrscheinlich hat Leonor schnell das mit ihren Erinnerungen gesagt, damit Martí nicht auf den Gedanken kommt, seine Oma wirklich nach dem Grund zu fragen, denn bestimmt glaubt sie, Dolors lache über sie und das, was sie ihr gebeichtet hat. Und dem war nun wirklich nicht so! Sobald ihre Tochter ins Wohnzimmer kommt, wird sie das richtigstellen und ihr erklären, dass sie über etwas ganz anderes gelacht hat, nachher wird sie es gleich aufschreiben. Das fehlt gerade noch, dass die arme Leonor denkt, ihre eigene Mutter mache sich über den skrupellosen Machtmissbrauchihres Chefs lustig! Leonor hat noch nicht genügend Jahre auf dem Buckel, um sich von so etwas nicht verletzen zu lassen. Dolors hingegen mit ihren fünfundachtzig Lenzen hat inzwischen ein dickes Fell, wenn man so alt ist wie sie, verletzen einen nur noch Dinge, die mit den Kindern und Enkeln zu tun haben, Männer sind längst nicht mehr so wichtig. Sie selbst würde inzwischen wer weiß was mitmachen, ohne sich davon erschüttern zu lassen. Nur: Wer will sich schon mit einer Fünfundachtzigjährigen vergnügen? Und da muss Dolors noch einmal laut lachen, du liebe Güte, altes Mädchen, was für einen Unsinn du da denkst, dir ist wirklich nicht mehr zu helfen.
    Der Winter 1946 war ein warmer Winter – zumindest in einer Hinsicht. In diesem Winter schenkte Dolors ihre Jugend und ihr Herz ihrem Geliebten, dem einzigen Mann, den sie in ihrem Leben leidenschaftlich geliebt hat, und die Abende mit ihm waren süß, innig und verboten. Die Kastanienzeit war vorbei, doch hatte sie einen anderen Vorwand gefunden: Wenn sie einmal pro Woche abends spazieren ging, dann, um in der freien Natur frische Luft zu schöpfen. Du wirst dir noch eine Erkältung holen, Kind, ermahnte der Vater sie besorgt, wenn nicht gar eine Lungenentzündung, merkst du nicht, dass es schneidend kalt ist? Ach, nun sei doch nicht so, Papa, umschmeichelte sie ihn und gab ihm zum Abschied einen Kuss, mach dir um dein Töchterchen nicht immer so viele Sorgen, ich ziehe mich warm an, schau, ich trage Stiefel, Mantel und Handschuhe, mir wird bestimmt nicht kalt. Und dass sie nicht fror, stimmte. Allerdings nicht, weil sie eine Stunde über Felder und Wiesen marschierte, sondern weil sie in dieser Zeit in den Armen eines Mannes lag, der für sie wie einBollerofen war und sie in einem warmen Bett, wenn auch nicht in einem warmen Haus empfing, denn nur die Küche hatte einen Herd, aber es gab haufenweise Decken und darunter ein Geheimnis, das die Glut ihrer Leidenschaft zum Lodern brachte.
    Mit dem Frühling kam dann das Tennisspiel mit Eduard. Überraschend war er eines späten Nachmittags bei ihr zu Hause erschienen. Doch dieses Mal hatte er keine Schokolade dabei, sondern zwei Schläger und fragte sie nervös, ob sie nicht mit ihm Tennis spielen wolle. Dolors wusste nicht, was sie ihm antworten sollte, sie hatte nicht die geringste Lust dazu, doch die Einladung abzulehnen, wäre nicht schicklich gewesen, zumal sie mit Sicherheit auf das Betreiben von Eduards Mutter und ihrem Vater zurückging. Ganz nach alter Manier versuchten die beiden, Schicksal zu spielen: Sie mögen sich, nicht wahr, dann lassen Sie uns alles tun, um sie vor den Altar zu bringen, die beiden sind dafür längst alt genug, und zudem sollten sie ja auch noch Nachwuchs bekommen! Was für eine fixe Idee, das mit den Kindern, aber beide Familien sahen sich schon um ihre Enkel gebracht. Mit sechsundzwanzig Jahren noch nicht einmal verlobt zu sein, bedeutete zur damaligen Zeit, als alte Jungfer zu enden, und sie war die einzige Tochter ihres Herrn Papas und Eduard der Erbe eines beträchtlichen Vermögens.
    Du liebe Güte, wie sich die Zeiten ändern, man braucht sich bloß Sandra anzusehen, die irgendwann zwischen einem

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