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Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman

Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman

Titel: Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanca Busquets
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ersten Mal gewesen, denkt Dolors jetzt, doch im Gegensatz zu Leonor hat sie immerhin die Entschuldigung, dass die Zeiten andere waren und sie damals auch noch sehr jung war.
    Jetzt würde Dolors ihrer Jüngsten nur zu gern das von der Ich-dich-auch-Mònica erzählen, damit sie erkennt, dass ihr Göttergatte in Wirklichkeit gar nicht so ist, wie sie immer meint. Doch nun ist sie ausnahmsweise einmal froh über den Schlaganfall, der sie verstummen ließ, denn ihr wird klar, dass der Bekehrungsversuch wahrscheinlich gründlich in die Hosen gegangen wäre. Sie hätte Leonor sicher nicht von ihrer abgöttischen Verehrung abgebracht, weil sie ihr nicht geglaubt hätte; im Konflikt zwischen ihrer Mutter und ihrem Ehemann hat sie sich immer auf Jofres Seite geschlagen, und sicher hätte sie auch diesmal gedacht, dass Dolors ihr nur wieder ihren Halbgott madig machen will. Und dann hätte sie ihn direkt darauf angesprochen, und es wäre alles noch viel schlimmer gekommen, als es ohnehin schon war. Mit anderen Worten, ein dreifaches Hoch aufden Schlaganfall, ausnahmsweise einmal, der das verhindert hat. Nur: Schön wär’s doch, wenn Leonor ihm auf die Schliche kommt, und das möglichst bald.
    In jener Nacht, nachdem sie ihre Jungfräulichkeit verloren hatte, tat sie kein Auge zu. Ein Herrentaschentuch zwischen den Beinen, falls es noch weiter bluten sollte, lag sie schlaflos im Bett und grübelte. Beim ersten Mal ist das normal, hatte Antoni gesagt, als sie sich hastig angezogen hatte. War es für ihn das etwa nicht gewesen? Hatte er vor ihr schon mit einer anderen seine Erfahrungen gemacht? In jenen nächtlichen Stunden überkam sie immer stärker ein Gefühl der Eifersucht, das den Schrecken und die Lähmung überdeckte, den die ja eigentlich ersehnte körperliche Vereinigung bei ihr hinterlassen hatte. Jedes neue, intensiv erlebte Gefühl lässt das vorherige in Vergessenheit geraten, sagt sich Dolors und seufzt, so ist das Leben nun mal.
    In diesem Moment hört sie, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wird, und Leonor wischt sich hastig die Tränen ab.
    »Kein Wort, Mama. Bitte, tu mir den Gefallen!«
    Leonor merkt nicht, was für einen Unsinn sie da von sich gegeben hat, wie ein aufgescheuchtes Huhn sieht sie sich im Zimmer um, so als wollte sie sich irgendwo verstecken. Im Flur hören sie Martí einen aktuellen Hit summen, er ist gut aufgelegt. Dolors rettet die Situation, indem sie den Zettel mit Sandras Maßen aus der Tüte zieht und ihre Tochter zu sich winkt.
    Als Martí hereinkommt, gibt sich Leonor gerade alle Mühe zu verstehen, was Dolors ihr mit Gesten sagen will: dass das von ihr notierte Taillenmaß nicht stimmen kann. Dankbar ergreift Leonor die Gelegenheit: Sie setzt dieBrille auf und beugt sich über das Papier, sodass Martí ihre rotgeweinten Augen nicht sehen kann. Scheinbar zerstreut begrüßt sie ihn mit einem knappen Hallo, ohne aufzublicken, doch kaum ist ihr Sohn im Arbeitszimmer verschwunden, läuft sie schnurstracks ins Bad, nachdem sie Dolors zuvor versichert hat, dass dies tatsächlich Sandras Taillenweite ist.
    Es ist echt schade, dass du in letzter Zeit immer so schlecht gelaunt bist. Dabei hast du so intelligente Augen, hatte Teresa ihr bei einem ihrer letzten Gespräche vor dem Schlaganfall gesagt, nachdem Dolors sich wieder einmal mit Fuensanta gestritten hatte. Mama, du darfst ihr das Leben nicht so schwer machen. Siehst du nicht, wie sehr sie das bedrückt?, hatte Teresa ihr ins Gewissen zu reden versucht. Aber ich brauche keine Aufpasserin!, hatte Dolors gereizt geantwortet und war aus dem Zimmer gerauscht, um sich im Bad einzuschließen. Doch Teresa ließ nicht locker, sie folgte ihr, und durch die Badezimmertür sagte sie ihr das mit den intelligenten Augen. Und was ist, wenn dir was passiert, Mama? Du musst doch verstehen, dass Menschen in deinem Alter jemanden brauchen, der sich um sie kümmert, und wenn es nur ein klitzekleines bisschen ist. Schließlich bist du keine Zwanzigjährige mehr, oder? Ich brauche keine Hilfe!, hatte Dolors halsstarrig gerufen, worauf sich Teresa voller Ironie korrigierte: Oh, entschuldige, ich wusste nicht, dass ich gerade mit einer Fünfjährigen rede.
    Intelligente Augen, so ein Unsinn: Nichtsdestotrotz hatte Dolors sich geschmeichelt gefühlt. Wollte ihre Tochter ihr damit durch die Blume sagen, dass sie sie für äußerst klug hielt? Doch sicher verwechselte Teresa Intelligenz mit Erfahrung, denn erstere wird einem doch schon in die Wiegegelegt und

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