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Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman

Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman

Titel: Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanca Busquets
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Dann macht Sandra den Mund wieder zu, gibt ihr einen Kuss auf die Stirn und sagt, du bist doch so modern, Oma, da kann ich es dir ja sagen:Ich habe einen neuen Freund, der ganz verrückt danach ist, es erregt ihn, dass   … ach, du weißt schon   …
    Es erregt ihn also. Ob sie nun in der Klinik war oder nicht, Sandra sieht jedenfalls besser aus, doch die Kleine ist gleich darauf geflüchtet, als würde sie sich dafür schämen, was sie da angedeutet hat. Dolors versucht, sich vorzustellen, was Sandras neuen Freund erregt, und was ihr da durch den Kopf geht, bringt sie zum Lachen – und ihr fällt ein, wie sie eines Tages bloß mit einem Tuch beschürzt vor Antoni einen Bauchtanz improvisiert hatte und sie sich beide beim Anblick der kleinen Ausbeulung an seinem Schambein totlachten, die wuchs und wuchs, bis sie stattlich genug war, dass Dolors zu tanzen aufhörte und sich auf ihn stürzte.
    Diese erotischen Spiele waren das i-Tüpfelchen einer Liebe, die nie den kleinsten Riss bekam und die Jahr für Jahr stärker wurde.
    Bis zu dem Tag, als Antoni beim Überqueren der Straße genau vor der Buchhandlung von einem Motorrad überfahren wurde. Dolors kann sich noch gut an das schreckliche Geräusch erinnern. Sehen konnte sie Gevatter Tod nicht, der den Mann, den sie so sehr liebte, mit sich nahm, aber hören. Und das war schlimmer, denn Geräusche sind unmissverständlich und an manche erinnert man sich sein Leben lang. Noch heute hört Dolors das Quietschen der Motorradreifen auf dem Asphalt und den grauenerregenden Schlag gegen einen weichen Körper, den Schlag, der ein Stück ihrer selbst für immer mit sich nahm.
    »Schau mal, was ich für dich habe, Oma.«
    Dolors kneift die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Das, was Martí ihr da mit strahlenden Augenbringt, sieht aus wie ein Koffer, den ihr Enkel nun auf den Rolltisch legt, den sie zum Essen hat. Es ist ein Koffer mit einem Stecker. Martí klappt ihn auf, schiebt den Stecker in die Steckdose – und da leuchtet ein Bildschirm auf. Ein Computer! Und, als Krönung des Ganzen, ein Computer mit einer Katze! Ist es Fèlix? Kann es sein, dass das Kätzchen von einem Computer in den anderen gesprungen ist? Tun virtuelle Kätzchen, oder wie sie auch heißen mögen, so etwas? Dolors wundert sich über gar nichts mehr, die heutigen Erfindungen haben wirklich alles auf den Kopf gestellt. Wie dem auch sei, wenn es nicht das gleiche Kätzchen ist, dann ähnelt es dem ihren so stark, dass man meinen könnte, es wären Zwillinge. Vor Rührung läuft Dolors eine dicke Träne über die Wange. Martí legt ihre linke Hand auf eine Maus, die anders ist als die, die sie normalerweise hat, aber genauso funktioniert. Doch natürlich ist es mit der linken Hand viel schwieriger, das Kätzchen zum Spielen zu bringen.
    Gottlob ist Fuensanta jetzt nicht da. Wenn Dolors sich nicht irrt, kommt sie immer am Vormittag, und nachmittags ist entweder Martí oder Sandra da. Jedenfalls ist sie nie allein zu Hause, und sie hat ein Glöckchen, um jemanden zu rufen, wenn sie etwas braucht. Lieber wäre es Dolors ja, wenn sie von niemandem abhängig wäre, zum ersten Mal muss sie um Hilfe bitten, bloß um sich aufzurichten, und das behagt ihr gar nicht. Seit der Zeit in der Fabrik hat sie sich immer allein zu helfen gewusst.
    Es tat ihr leid, dass sie Antoni nicht hatte sagen können, dass sie eine gemeinsame Tochter hatten. Später hätte sie es gern auch Teresa gesagt, es ihr zumindest aufgeschrieben, doch jetzt kann sie weder das eine noch das andere,und ihr das alles mit Gesten verständlich zu machen, ist zu kompliziert. Schon allein der Versuch wäre müßig. Aber es ist sowieso besser, wenn sie das Geheimnis mit ins Grab nimmt, das wird ihrer Familie weniger Probleme bereiten, und Teresa wird sich nicht den Kopf darüber zerbrechen müssen, warum sie ihr das nicht früher gesagt hat und warum Dolors nicht ihren wahren Vater geheiratet hat.
    Ich habe gleich das nächste Flugzeug genommen, Mama, mit diesen Worten war Teresa im Krankenhaus aufgetaucht, und nun kommt sie, wie immer, sonntags, um sie bei Leonor zu besuchen. Und Jofre geht nicht mehr fort. Bis letzten Sonntag – zumindest nimmt Dolors an, dass es am letzten Sonntag war – schloss er sich lediglich in seinem Zimmer ein. An jenem Tag jedoch kam er in ihr Zimmer, weil er dachte, Teresa sei schon weg. Doch Teresa war noch da. Sie hatte nur schon eine Weile nichts mehr gesagt und bloß Dolors’ Hand gehalten. Sie hatte

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