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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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gar nicht dein Kostüm aussuchen.«
    »Immerhin hast du ein tolles Kostüm, das ist doch das Wichtigste. Halloween wird bestimmt phantastisch.«
    Sein Kopf schien in seinem Halstuch zu versinken.
    »Jetzt zieh dir wieder deine normalen Sachen an, damit du an Halloween alle mit deinem Kostüm überraschen kannst«, forderte ihn Meggie mit all der aufgesetzten guten Laune auf, die sie zustande brachte.
    »Okay«, antwortete Carson.
    * * *
    Nessa lag auf dem abgewetzten, mitgenommenen Fußboden nahe der Treppe, die von der Turmspitze hinunterführte. Sie wusste, dass sie für das, was sie vorhatte, Ärger bekommen würde; die Frage war nur: wie viel? Sie hatte bis tief in die Nacht in dem riesigen Monster von Buch gelesen, das sie in Aubreys Zimmer gefunden hatte, und wusste nun, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis sie versuchen würde, das Unbezwingbare mit eigenen magischen Mitteln zu bezwingen. Aber da sie bislang noch nicht zaubern konnte, und weil sie nicht viel Zeit hatte, blieben ihr nur ihre üblichen, nichtmagischen Methoden, um die Dinge geradezurücken.
    Sie verdrehte ihr Bein, damit es noch ein wenig schmerzhafter aussah. Dann zog sie ein blaues Plastikdöschen aus ihrer Hosentasche und schmierte sich den Inhalt unter die Augen. Sie hörte, wie ihre Mutter hastig die Turmtreppe herauftrampelte, dicht gefolgt von Aubrey und Meggie. Sie holte gerade tief Luft, als ihre Mutter um die letzte scharfe Kurve der Treppe gebogen kam.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Bitty. »Was ist passiert?«
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich weiß, dass ich nicht hier sein sollte. Aber ich – «
    »Sag mir, was passiert ist«, unterbrach Bitty sie. »Was tut dir weh?«
    Nessa schluchzte und rieb an der Träne, die ihr die Wange hinunterrollte. Den Trick mit der Erkältungssalbe unter den Augen hatte sie aus einer Fernsehsendung; sie war überrascht, wie gut es funktionierte. Sie lag verkrümmt da, ihre linke Schulter gegen die Wand gelehnt, ihr rechtes Bein mit nach innen gedrehtem Knie ausgestreckt. Sie hatte den Socken ausgezogen, und ihr Fußknöchel war ein harter, weißer Höcker.
    »Ich wollte nur ganz kurz hier hochgehen«, schniefte sie. In ihren Ohren klang sie ziemlich überzeugend. »Das schwöre ich, Mom. Es tut mir wirklich leid.«
    »Ist es dein Knöchel?«, fragte Meggie und hockte sich neben sie.
    Nessa nickte. »Ich weiß, Mom hat gesagt, ich soll nicht hierherkommen, aber ich musste es einfach tun, und als ich gerade wieder gehen wollte, bin ich irgendwie falsch mit dem Fuß aufgekommen.« Beim Sprechen malte sie sich die Szene genauso wie in ihrer Beschreibung aus, und die Vorstellung davon, wie sie fiel und ihr vor Überraschung und Schmerz die Luft wegblieb, trieb ihr erneut die Tränen in die Augen – und diesmal waren es echte Tränen, die nichts mit der beißenden Salbe zu tun hatten –, auch wenn der Sturz gar nicht stattgefunden hatte. Sie piepste: »Ist er … glaubt ihr, dass er gebrochen ist?«
    »Kannst du ihn bewegen?«, fragte Aubrey.
    »Ich weiß nicht.« Nessa tat so, als würde sie es probieren, und beugte leicht die Zehen. Sie zog die Luft zwischen den Zähnen ein und schrie leicht auf.
    »Mist.« Bitty stand auf, und Aubrey folgte ihr. »Wir müssen sie wohl in die Notaufnahme bringen.«
    »Nein! Nicht ins Krankenhaus. Mir geht es gut. Das geht schon wieder. Ich brauche nur einen Moment.« Nessa blickte zu ihrer Mutter und ihren Tanten auf und hoffte, nach leidender Tapferkeit auszusehen. Der Satz, den sie als Nächstes sagen würde, war der wichtigste von allen. Wenn irgendetwas die Scharade auffliegen lassen würde, dann war er es. Sie ließ eine Träne von ihrem Gesicht tropfen. »Könntet ihr vielleicht ein bisschen Platz machen? Ich … ich kann so nicht aufstehen. Ihr müsst mir einfach ein bisschen mehr Platz machen.«
    »Lass mich dir helfen«, sagte Bitty. »Hier, nimm meine Hand.«
    Nessa warf ihr einen wütenden Blick zu.
    »Okay, okay«, machte Bitty und ging mit erhobenen Handflächen ein paar Schritte rückwärts, als hätte Nessa eine Waffe auf sie gerichtet. Aubrey tat es ihr gleich undtrat ebenfalls in das Turmzimmer. Es war nicht besonders groß und vollgepackt mit Krempel, so dass nicht viel Abstand zwischen Nessa und ihrer Mutter lag, höchstens ein, zwei Meter. Hoffentlich würde es reichen.
    Nur Meggie verharrte zögernd an Nessas Seite. Ihr Blick war scharf und misstrauisch. Nessa spürte, wie ihr etwas wässriger Rotz von der Nase tropfte, und anstatt ihn

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