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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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Schattendickicht der Turmtreppe auftauchte, wusste Aubrey sofort, dass etwas nicht stimmte – und dass es mehr war als nur ein Kinderstreich. BittysBlick war entschuldigend; der Zug um ihren Mund ließ sie verhärmt aussehen.
    »Lass mich raten«, meinte Meggie. »Wir sind eingesperrt.«
    »Was? Wieso?« Aubrey verzerrte das Gesicht vor Sorge. »Geht es den Kindern gut?«
    »Denen geht es gut«, erwiderte Bitty. »Die reinsten kleinen Engel.«
    Meggie schnaubte verächtlich.
    »Ich verstehe das nicht«, murmelte Aubrey.
    »Dann werde ich es dir mal erklären«, setzte Bitty an. »Unsere Freundin Meggie hier hatte vor, zu verschwinden, ohne irgendjemandem Bescheid zu sagen. Und das hat meine Kinder auf die Palme gebracht.«
    »Ist doch nicht meine Schuld, wenn du deine Monster nicht unter Kontrolle hast«, wehrte sich Meggie. Sie stand mit verschränkten Armen nachlässig gegen die Wand der Strickerei gelehnt.
    »Und es ist weder ihre noch meine Schuld, dass du an niemand anderen denkst als an dich selbst!«, rief Bitty. »Die Kinder lieben dich, Meggie. Du kannst nicht einfach so abhauen. Ich meine, was hätte ich ihnen denn sagen sollen, nachdem du weg bist?«
    Draußen wurde es dunkel, und durch die klappernden Dielen drang kühle Luft herein. Es war tatsächlich eiskalt im Raum, so kalt, als stünden sie direkt draußen in der Dämmerung. Aubrey begann zu zittern. Als sie die Stimme erhob, war das schwache Weiß ihres Atems zu sehen: »Fangen wir noch mal von vorn an. Meggie – stimmt das? Wolltest du uns heute verlassen, ohne etwas zu sagen?«
    Meggie sah sie finster an.
    »Wieder«, sagte Bitty. »Sie verlässt uns schon wieder.«
    »Hör auf, Bit«, warf Meggie ein. »Als wärst du eine Heilige oder so. Und als hättest du die Strickerei nicht auch verlassen.«
    »Ich hatte zumindest den Anstand, mich zu verabschieden. Und zu sagen, wo ich hingehe.«
    »Dann hast du also bessere Manieren als ich«, erwiderte Meggie. »Ganz toll. Du verdienst eine Medaille, und ich sollte zur Hölle fahren.«
    »Keine vorschnellen Urteile«, mischte Aubrey sich ein. »Ich bin mir sicher, dass Meggie einen guten Grund dafür hat, wenn sie ohne unser Wissen abreisen will. Richtig, Meggie? Du hattest bestimmt einen Grund.«
    »Ja – genauso einen guten Grund wie beim ersten Mal«, warf Bitty ein.
    »Ich tue, was ich tun muss«, presste Meggie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Bitty lachte: »Indem du deine Familie bescheißt? Tut mir leid, wenn ich das nicht ganz oben auf die Liste der ehrenwerten Absichten setze.«
    »Ich bescheiße die Familie?«
    »Hört auf!«, rief Aubrey. »Hört einfach auf!«
    Sie sah ihre Schwestern an, die zwar in entgegengesetzten Ecken des kleinen Raumes standen, aber jederzeit bereit schienen, aufeinander loszugehen. Bitty war gespannt wie ein Bogen, stand praktisch auf den Zehen und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Ihre Muskeln zitterten vor Kälte. Meggie blieb trügerisch ruhig unter der schweren Kapuze ihres Sweatshirts, ihre Augen hatten sich zu Schlitzen verengt, und ihr Körper hatte die gefährliche gekrümmte Haltung eines Menschen angenommen, der kurz vorm Explodieren steht.
    »Beruhigt euch, ihr beiden!«, rief Aubrey. Sie stand zwischen ihnen. »Bitty – ich bin mir sicher, dass Meggie nicht wusste, in was für eine Situation sie dich mit den Kindern bringt, wenn sie geht. Und Meggie – Bitty wollte bestimmt nicht so … unsensibel klingen. Oder, Bit?«
    Bitty atmete hörbar aus. »Ich habe es nicht nötig, irgendjemanden zu beschuldigen. Meggie weiß, was sie getanhat – und sie wusste ganz genau, wie sehr es meinen Kindern weh tun würde, wie sehr es uns weh tun würde, wenn sie wieder abhaut. Das war ganz klar eine Strafe für irgendetwas – sie will uns bestrafen. Die Frage ist natürlich, wofür?«
    »Ist das wahr?«, fragte Aubrey.
    Meggie hatte sich tief in ihre Kapuze zurückgezogen. »Ich finde ja, die Frage sollte eher lauten: Wie zum Teufel kommen wir hier wieder raus? Anscheinend haben Bits Kinder noch nie etwas von Unterkühlung gehört.«
    »Du hast wenigstens ein Sweatshirt«, erwiderte Bitty. Ihre Nase war rot angelaufen, und ihre Augen glänzten.
    Aubrey warf einen Blick durch den Raum. Sie öffnete einen alten Schrankkoffer und wühlte darin herum, bis sie eine Decke fand, die zwar alt war und nach Mottenkugeln roch, aber relativ sauber zu sein schien. »Hier«, sagte sie zu Bitty.
    Bitty rückte näher, und sie setzten sich nebeneinander auf den

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