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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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»Komm.«
    Sie führte ihn die schiefe Treppe zur Strickerei hinauf bis in die dunklen Schatten der Veranda. Als sie sich zu ihm umwandte, strich er ihr mit der Hand durchs Haar.
    »Ich hoffe, du weißt, was du tust«, sagte sie.
    »Ich habe keine Ahnung, was ich tue«, erwiderte er. »Ich weiß nur, dass ich nicht bereit bin, auf dich zu verzichten. Du bist anders als alle anderen. Oje, das klingt wie ein blöder Spruch. Aber es ist wahr. Du bist faszinierend.Unberechenbar. Es ist so interessant, mit dir zu reden. Du hast ein Herz, so groß wie die Tappan Zee. Es ist, als sei die Welt, in der du lebst, anders als die, in der wir anderen leben, und bei Gott, ich möchte dir dort Gesellschaft leisten.« Er legte ihr die Hände auf die Hüften, zwischen seinen Handflächen und ihrem Körper war nur noch die dünne weiße Baumwolle ihres Nachthemds. »Ich möchte, dass du weißt, dass ich keine Angst habe. Ich fürchte mich nicht vor Ruth Ten Eckye und ihren Leuten, und ich fürchte mich nicht davor, zu sehen, wo das hier hinführt. Wenn du es noch möchtest. Wenn ich nicht schon alles vermasselt habe.«
    Aubrey brachte die nächsten Worte kaum heraus: »Ich hatte Angst.«
    »Wovor?«
    »Ich hatte Angst, dass ich dich womöglich niemals küssen dürfte.«
    Sie hatte nicht bemerkt, wie er einen Schritt auf sie zu getan hatte, doch plötzlich war er direkt vor ihr, und sie spürte die kühle Wand der Strickerei in ihrem Rücken und seine Hitze um sie herum. Er strich ihr mit dem Daumen über die Lippen. »Mach dir darüber keine Sorgen«, sagte er.
    Sie blickte zu ihm auf, und das Gefühl, als sein Mund auf ihren traf, war nicht zu vergleichen mit den paar flüchtigen Küssen, die sie in der Vergangenheit ausgetauscht hatte, als das Verlangen wie ein zartes Glockenspiel in der hintersten Ecke ihres Bewusstseins angeklungen war. Nein – dies war ein gewaltiges Geläut, das an einem klaren Tag durch das Tal schallte, wie ein Blitzschlag, der einen Baum in Brand setzte. Er neigte den Kopf auf der Suche nach etwas Heißerem, Tieferem, und sie öffnete die Lippen und spürte die Erschütterung und Hitze und aufgestaute Frustration seines Körpers, der nach mehr verlangte. Sie merkte nicht mehr, wie kalt es war. Ihr Schalrutschte zu Boden. Seine Hände wanderten unbekümmert überallhin, suchten jede Kontaktfläche, jeden Millimeter Haut, und wenn er ihr das Nachthemd in der Kälte der Nacht vom Körper hätte reißen wollen, hätte sie ihm nur zu gern dabei geholfen. In diesem Augenblick war ihr nichts lieber als das Aufeinanderprallen der kalten Luft mit der Hitze seines Körpers, der sich gegen ihren drückte. Doch schließlich zog er sich mühevoll zurück.
    Er atmete schwer; seine Hände bildeten Fäuste in seinen Jackentaschen. Sie lehnte den Kopf in die Vertiefung seiner Brust, und ihm entwich ein Geräusch zwischen Schmerz und Erleichterung.
    »Ich werde dir das nicht noch einmal antun«, erklärte er. »Was immer von nun an zwischen uns geschieht, geschieht ausschließlich zwischen uns. Das verspreche ich.«
    Aubrey lächelte in seine Jacke hinein und zog ihn fester an sich heran. Erst später kam ihr der Gedanke, dass sie ihm dasselbe Versprechen hätte geben können.

Kapitel 17
    Heb zwei Maschen ab und stricke sie rechts zusammen
    Tarrytown hatte Carson in seinen Bann gezogen. Meggie stellte fest, dass er besessen von Geisterjägervideos im Internet war, in denen spirituelle Pioniere mit Mikrophonen, Heißluftpistolen und Geigerzählern anrückten, um die Existenz von Tarrytowns zwielichtigen Existenzen zu beweisen. Die vielbeschworenen Geister des Ortes ergaben eine so fröhliche und allseits beliebte Versammlung, wie man es von Toten eben erwarten konnte: Da war der verrückte Mönch, der fünf Jungfrauen umgebracht hatte; der höfliche Soldat John André, dessen Hinrichtung noch bei den hartnäckigsten Revolutionären Mitgefühl erweckte; die süße Matilda Hoffman, die mit nur siebzehn Jahren kurz vor ihrer Hochzeit ums Leben kam, und ihr Verlobter Washington Irving, der nach ihrem Verlust niemals eine andere heiraten sollte; die Hexe Hulda, eine böhmische Ausgestoßene, die meisterhaft auf die Rotröcke zielte, bis sie tödlich verwundet wurde; und hin und wieder kam noch der Fliegende Holländer des Hudson River hinzu, das Schiff Halbmond, dessen Mannschaft die gefährlichen Ufer im Auge behielt und den rechten Zeitpunkt für eine Meuterei abwartete.
    Die Halloween-Armeen waren in voller Stärke aufgelaufen,

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