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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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Treffens wartete – ein ungemein guter Abend. Die Neuigkeit von dem »Zwischenfall« bei Mariahs Beerdigungspicknick hatte die Runde gemacht, und beinahe ganz Tappan Square war zum Watch-Treffen erschienen. Mariahs Tod, in Verbindung mit dem näherrückenden Stichtag für die Abstimmung im Stadtrat, hatte die Nachbarn zum Kampf aufgerüttelt. Und doch versetzte der Anblick der wachsenden Menge Aubreys Herzen einen Stich. Es erschien ihr so traurig, dass Tappan Watch erst jetzt in der Lage war, all die Kräfte zu mobilisieren, die Mariah zusammenzutrommelnso wild entschlossen gewesen war – nach ihrem Tod.
    Sie zog sich den Poncho aus schwerer peruanischer Wolle enger um die Schultern. Kälte war in das Tal eingebrochen, mit Dunkelheit und Regen auf ihren Fersen, eine Kälte, die bis in die Knochen vordrang.
    »Hey.«
    Vic ließ sich in den Klappstuhl neben ihr fallen, und das Frösteln, das ihren gesamten Körper erfasst hatte, begann nachzulassen. Sie beendete eine Reihe und hob dann den Blick, um ihn anzusehen. Er trug eine Jacke in der Farbe verbrannten Zedernholzes und roch nach Leder, Regen und einem Hauch Rasierwasser. Sein dunkles Haar war klatschnass. »Alles okay?«
    »Klar.«
    »Was machst du da? Kann ich mal sehen?« Er deutete auf ihr Strickzeug. Sie hatte gerade etwas Neues begonnen – eine blassrosa Mütze mit einem schwarzen Totenkopfmotiv. Mit ihrem brutal kurzen Haar würde Meggie an Abenden wie diesem eine warme Mütze brauchen. Falls sie in Tarrytown blieb.
    Aubrey hielt Vic ihre Arbeit hin, und er berührte die glatt rechts gestrickten Maschen ehrfürchtig und strich mit dem Daumen sanft über das Muster. Ihr Mund wurde trocken, und ihr Poncho kam ihr plötzlich viel zu warm vor.
    »Strickst du einen … ähm … Zauber?«
    »Nein. Das mache ich nur zum Spaß.«
    »Ist das ein Piratensymbol?«
    Sie lachte. »Sozusagen.«
    »Ganz schön krass. Wenn ich daran denke, dass meine Großmutter Toilettenpapierüberzüge gestrickt hat.«
    »Ach ja. Klorollenhüte«, erwiderte sie. »Die Leute stricken die sonderbarsten Sachen. Wenn du auf der Straße eine Frau mit einem Hut wie aus einem Buch von Dr. Seuss siehst, kannst du davon ausgehen, dass sie strickt.«
    »Warum?«
    Sie zuckte die Achseln. »Weil wir gern mit unseren Kreationen angeben. Selbst wenn es nichts besonders Praktisches ist … wie ein Überzug für Klopapierrollen.«
    »Na, na.« Er runzelte mit gespielter Ernsthaftigkeit die Stirn. »Sag nichts gegen die Klorollenhüte. Ich habe schöne Erinnerungen daran, wie ich sie zur Aufbewahrung von Paintballkugeln benutzt habe.«
    Sie lächelte. »Als hätte ich nicht selbst schon einige davon gestrickt.«
    Er rückte ein wenig von ihr ab. »Kommt Jeanette heute Abend?«
    »Sie wird bald da sein.« Sie sah zu ihm hinüber und nahm verwundert zur Kenntnis, dass er sie geradezu anstarrte. Sie wand sich auf ihrem Platz, und ihr wurde unter seiner Musterung ganz heiß. »Was ist denn?«
    »Du weißt schon, dass es draußen dunkel ist?«
    »Oh.« Sie griff sich ins Gesicht. Sie hatte sich entschlossen, an diesem Abend dunkle Brillengläser zu tragen – um die Wirkung abzumildern, sollte sie jemandes Blick auf sich ziehen. Sollte sie seinen Blick auf sich ziehen. »Ich bin ziemlich lichtempfindlich. Und, weißt du, das Stricken ist die Hölle für meine Augen.«
    »Dann leg doch mal eine Pause ein.«
    Sie blickte auf die Mütze in ihren Händen. Sie hatte ihm nicht ganz die Wahrheit gesagt: Ihr taten nicht nur die Augen weh. Auch ihre Hände schmerzten, wahrscheinlich von einer Arthritis im frühen Stadium. Und ihren Rücken von all seinen Verhärtungen befreien zu wollen, war so vergeblich wie der Versuch, die Astlöcher aus einer Kiefer herauszumassieren. Doch sie liebte das Stricken viel zu sehr, um es aufzugeben. Wie sollte sie ihm erklären, dass es ihr wie Zeitverschwendung vorkam, stillzusitzen und nicht zu stricken, nichts zu erschaffen?
    »Das mache ich. Später«, antwortete sie nur.
    »Jaja. Wenn du schläfst.« Er lächelte. Er hatte schöne Zähne, was ihr erst jetzt auffiel, da sie ihnen noch nie zuvor so nahe gewesen war – sie waren ziemlich weiß und gerade schief genug, um ihr zu gefallen. Er sah sich um, als wollte er sichergehen, dass sie nicht belauscht wurden, und rückte dann näher. Sein Arm auf ihrer Stuhllehne löste in ihr ein wohliges Gefühl aus.
    »Also«, flüsterte er. »Lässt du dich aufstellen?«
    Sie verfiel ebenfalls ins Flüstern: »Wohin?«
    Er lachte. »Wo

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