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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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über der Strickstube. Bitty stellte fest, dass der Strom in der Strickerei ausgefallen war. Die Straßenlaternen vor dem Fenster waren die einzige Lichtquelle.
    Aubrey zerrte die Nadel aus ihren Maschen wie ein Krieger, der ein Schwert schwang. »Nimm ihn«, forderte sie Bitty auf und schwang den Schal durch die Luft. »Mach schon!«
    Benommen trat Bitty einen Schritt vor und nahm den Schal entgegen. Sie hatte sich erst wenige Meter entfernt, als Aubrey zusammensackte und sich übergab.
    Bitty blieb stehen.
    »Keine Sorge, ich kümmere mich um sie.« Meggie eilte an Aubreys Seite. »Geh schon.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Habe ich erwähnt, dass die Cops jeden Augenblick hier sein werden? Nun geh!«
    Bitty rannte aus der Strickstube.
    Ihr Mann, der im Garten hin und her gelaufen war, blieb stehen und blickte zu ihr auf, sein Oberkörper so breit wie der eines Schwarzbären, seine Zähne strahlend weiß. Bitty fühlte sich, als hätte jemand anderes die Machtüber ihren Körper übernommen. Sie trat von der Veranda auf den verwilderten Rasen.
    »Du musst doch frieren«, sagte sie.
    * * *
    Von der Website www.GovSpyDog.org , 16. Oktober
    Danke an unseren Leser D-Avid, der das Folgende auf dem Polizeifunk mitgehört hat:
    Die Einwohner von Tappan Square, einem heruntergekommenen Stadtteil in der sagenumwobenen Ortschaft Tarrytown, New York, wurden von einem »Ehekrach« aufgeweckt und dann Zeugen von etwas viel Beunruhigenderem. Vom Streit war später nichts mehr zu hören, mehrere aufgeregte Einwohner meldeten den Beamten jedoch ein »grelles blaues Licht, das vom Himmel kam«. Soweit wir wissen, gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Polizei den Beschwerden nachgeht.
    Leute, hier kommt ihr ins Spiel. Ich muss euch nichts über das Hudson Valley erzählen, über die unerklärlichen Steinmonolithe in der ganzen Region, die bislang kein Wissenschaftler erklären konnte. Ich muss euch nicht erzählen, dass der Hudson River womöglich eine gigantische Landebahn für ein hochentwickeltes Raumschiff ist, das uns zum ersten Mal in der Antike besucht hat.
    Wenn ihr das blaue Licht in Tarrytown gesehen habt, möchte ich etwas darüber hören.
    Im Übrigen sind Theorien willkommen.
    * * *
    Aubrey lag auf den kalten weißen Fliesen im Badezimmer, eingeklemmt zwischen der Schüssel des Porzellanwaschbeckens und dem militanten Bollwerk der Badewanne. Ein paar Kerzen standen auf dem Toilettenspülkasten, die Luft roch nach Nessas Erdbeershampoo. Der Raumwar eisig, und trotz der unbequemen Verdrehung ihres Körpers fühlte sich Aubrey so leicht, als schwebte sie in kaltem Meerwasser. Ihre Schwestern waren bei ihr. Gesprächsfetzen sickerten zu ihr durch, und sie bemühte sich, deren verworrene Fäden zu ergreifen. Bitty sagte: »Er hat den Schal nicht angezogen, aber er hat ihn in der Hand gehalten.« Meggie fragte: »Denkst du, sie erholt sich bald?«
    Aubrey versuchte, den Kopf zu heben. Sofort waren ihre Schwestern zur Stelle, um ihr zu helfen. Sie öffnete die Augen, und die verschwommene Welt um sie herum wurde allmählich klarer. Sie setzte sich auf und lehnte sich gegen die Badewanne.
    »Mach langsam«, meinte Meggie.
    »Wasser«, brachte Aubrey hervor. Bitty drückte ihr einen Moment später einen Becher in die Hand. Sie trank, und ihr Hals kühlte sich ab. Sie blickte zu ihren Schwestern auf. Meggie saß auf dem geschlossenen Toilettendeckel, Bitty auf dem Rand der Badewanne. »Hat es funktioniert?«
    Bitty antwortete: »Er ist weg.«
    »Passiert das jedes Mal?«, wollte Meggie wissen. »Das Kotzen? Und die Ohnmacht?«
    »Nein. Das ist mir noch nie passiert.«
    »Warum gerade jetzt?«, fragte Bitty.
    Aubrey nippte an ihrem Wasser. Sie hatte das Gefühl, langsam die Kontrolle über ihren Körper zurückzugewinnen, und zitterte bis auf die Knochen. »Ich weiß es nicht. Ich schätze, es liegt an der Intensität des Zaubers.« Sie hatte noch nie zuvor so schnell gestrickt; es hätte eigentlich gar nicht funktionieren dürfen. Normalerweise brauchte es Zeit, um einen Zauber in Fahrt zu bringen, wie wenn man ein liegengebliebenes Auto anschob – ein langsames Rucken hin zur Beschleunigung. Doch der Zauber, den Aubrey gerade gestrickt hatte, kam sofort von nullauf hundert. Was nicht hätte möglich sein sollen. Doch das war nicht das Problem. Aubrey bekam Angst vor dem Ausmaß an Magie, von dem sie nicht gewusst hatte, dass es in ihr steckte – und ein Teil von ihr wollte es auch gar nicht wissen. Bei all der Macht, die sie

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