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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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Sie hätte Meggie dafür anschnauzen können, dass sie sich eingemischt hatte, doch eigentlich hatte sie nur getan, was Aubrey selbst auch gemacht hätte. »Na gut, danke.« Sie schenkte sich Kaffee in eine Tasse. Den brauchte sie dringend; sie fühlte sich immer noch schwach von den Anstrengungen der letzten Nacht. »Das Watch-Treffen ist um sechs. Wir müssen uns einen Plan überlegen, um den Leuten vor Augen zu führen, in welcher Situation wir gerade sind. Wenn wir einen echten Aufstand machen, wird der Stadtrat den Antrag vielleicht doch ablehnen.«
    »Ihr wollt also einen öffentlichen Skandal. Gefällt mir. Mariah wäre stolz.«
    Aubrey sah sie an. »Meinst du, auf mich?«
    »Auf wen denn sonst?«
    »Weshalb?«
    »Weil du dich so tapfer zur Wehr setzt. Auch wenn sie nicht mehr da ist.«
    Aubrey warf ihrer Schwester einen Blick zu. »Weißt du, du könntest heute Abend einfach mit zum Treffen kommen.«
    Meggie lachte: »Und dein heißes Date in der Feuerwache ruinieren?«
    »Gemeinsam mit ein paar Dutzend anderen Leuten.«
    »Ich weiß nicht«, meinte Meggie nachdenklich. »Ist schon eine Weile her, dass ich in Tarrytown für Unruhe gesorgt habe.«
    Aubrey lächelte.
    »Ich schätze, wir bekommen mehr Geld für die Strickerei, wenn wir nicht zulassen, dass die Stadtverwaltung die ganze Nachbarschaft niederreißt.«
    Aubrey erwiderte nichts, da es sie traurig stimmte, dass Meggie ihr die Strickerei immer noch unter dem Hintern weg verkaufen wollte. Sie hatte gehofft, die letzte Nacht hätte etwas verändert. Falls Meggie ihre Enttäuschung wahrnahm, ließ sie sich nichts anmerken.
    »Hey, eine Frage: Weißt du, wo Bitty ist?«, wechselte sie stattdessen das Thema.
    »Ist sie nicht hier?« Aubrey blickte geistesabwesend in ihre Tasse und überlegte, den Kaffee in den Ausguss zu kippen. Er war ein wenig zu stark für ihren Geschmack. »Hat sie dir nicht gesagt, wo sie hingegangen ist?«
    »Ich bin gerade erst aufgestanden«, erwiderte Meggie. »Wahrscheinlich ist sie einkaufen gegangen oder so.«
    »Hmm«, machte Aubrey, während sie doch noch einen Schluck nahm. Die Erschütterungen des vorigen Abends hallten noch immer am Rand ihres Bewusstseins wider. Craigs paschahaftes Auftreten. Bittys trauriger Blick. Die riesige, höhlenartige Zisterne der Macht, die Aubrey tief in ihrem Inneren entdeckt hatte.
    Sie bemerkte ein Bündel doppelt gefalteten Papiers auf der Arbeitsplatte, das Bittys perfekt geschwungene Handschrift trug. Darauf stand: A & M.
    »Meggie?«
    »Was?«
    Aubrey griff nach dem Bündel. Sie hatte Angst, es zu öffnen. Falls Bitty verschwunden war, nach allem, was passiert war, wollte sie nichts davon wissen.
    Liebe Schwestern,
    letzte Nacht, nachdem Craig gegangen war, habe ich versprochen, dass ich Euch alles erzählen würde. Aber ich bin nicht besonders gut darin, mich zu öffnen. Es gibt Dinge, von denen Ihr nichts wisst, und auf diese Weise fällt es mir leichter, mich zu erklären.
    Lasst mich dort beginnen, wo ich aufgehört habe – wo sich unsere Wege getrennt haben. Nachdem ich vor zwölf Jahren aus der Strickerei ausgezogen war, habe ich Mariah angerufen,um ihr zu sagen, dass ich schwanger war und dass Craig und ich heiraten würden. Ich war glücklich. Oder zumindest glaubte ich, es zu sein. Ich würde einen Ehemann haben. Eine Familie. Ein eigenes Haus.
    Mariah nahm die Neuigkeiten nicht gut auf. Sie bat mich, zurückzukehren. Sie sagte, ich würde eine schlechte Entscheidung treffen, und ich habe praktisch mitten im Gespräch aufgelegt. Ich versuchte, mir ein besseres Leben aufzubauen, was Mariah nie so sehen konnte.
    Jedenfalls, eine Woche bevor wir unser Ehegelübde ablegten, verhielt Craig sich plötzlich sonderbar. Er ging mir aus dem Weg. Er schlief auf dem Sofa ein und kam erst morgens ins Bett. Er meinte auf einmal, wir müssten ja vielleicht nicht sofort heiraten. Vielleicht würden seine Eltern sich stattdessen auch mit einer langen Verlobungszeit zufriedengeben.
    So ging es tagelang. Und dann entdeckte ich ein Paar dicke anthrazitgraue Handschuhe an einem Haken im Hauseingang. Handgestrickt. Craig bestätigte meinen Verdacht: Mariah hatte sie ihm als Hochzeitsgeschenk geschickt. Er wusste nichts von der Zauberei.
    Nun – um das klarzustellen: Ich glaube nicht, dass die Handschuhe die Ursache seiner Bedenken gegen unsere Hochzeit waren. Das Wesentliche an der Sache war, dass Mariah versucht hatte, sich auf diese Weise einzumischen, zu einem Zeitpunkt, an dem Craig und ich

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