Die Wuensche meiner Schwestern
ohnehin schon verwundbar waren. Ich rief sie an, und sie leugnete es nicht. Ich habe die Handschuhe sofort weggeworfen und mir geschworen, Mariah nie wieder nahezukommen. Mit mehr als Höflichkeit würde ich sie fortan nicht behandeln.
Nach der Hochzeit legte Craig sein sonderbares Verhalten ab. Zumindest für eine Weile. Doch in den letzten Jahren haben sich die Dinge erneut verändert. So ungern ich es zugebe, vielleicht hat Mariah am Ende doch recht behalten.
Das grundlegende Problem unserer Ehe lässt sich in vier Worten zusammenfassen: Er hat eine Geliebte. Ich habe voretwa anderthalb Jahren von ihr erfahren, als eine Nachbarin mir einen Tipp gab. Zuerst war ich bestürzt, doch dann dachte ich noch einmal darüber nach. Ich entschied, eine Affäre könnte ihm guttun. Ich habe mich dabei wirklich großmütig gefühlt. Als wäre ich eine Frau, die in der Lage ist, zu begreifen, weshalb ihr Mann sie betrügt, und es ihm daher gestattet. Außerdem haben reiche Männer nun einmal Affären, so wie sie Jaguars, teure Füller und hübsche Ehefrauen haben. Ich wusste, worauf ich mich einließ, als ich ihn heiratete.
Aber mit der Zeit wurde er arrogant und protzte herum. Er zahlt mittlerweile ihre Miete ganz offen von unserem Bankkonto (es ist natürlich sein Geld, aber ich mache die Buchführung). Er lädt sie zum Essen ein und kauft ihr Schmuck und Lebensmittel. Er kümmert sich um sie. Sie ist zu seinem Leben in den Kulissen geworden, das er führt, wenn er nicht auf der Bühne steht. Und ich? Ich bin die Mutter seiner Kinder, seine Köchin, seine Haushälterin, seine Innenausstatterin, seine Buchhalterin, sein allzeit bereites Kindermädchen.
Er würde sich niemals freiwillig von mir scheiden lassen; eine Scheidung wäre ihm zu ordinär und niveaulos. Aus genau diesem Grund war ich ja am Anfang von ihm angetan: Ich wusste, wenn ich in erst einmal heiratete, würde ich es für immer sein. Damals erkannte ich noch nicht den Unterschied zwischen Zugehörigkeit und Besitz. Er hat klargestellt, dass er die Kinder, wenn nötig, als Druckmittel verwenden wird, damit ich bei ihm bleibe – genauso, wie er darum kämpfen würde, sein Haus, sein Auto oder was auch immer zu behalten.
Ich schätze, es ist wohl meine Schuld. Ich hätte ihm wegen der Affäre die Hölle heiß machen sollen, sobald ich davon wusste. Im letzten Jahr habe ich zweimal versucht, ihn zu verlassen. Ich nahm die Kinder und seine Kreditkarte und ging in ein Hotel. Ich habe versucht, von ihm wegzukommen. Aber er hat mich genau da, wo er mich haben will, und ich kann nichts tun, als wieder und wieder zu ihm zurückzukehren.
Wie soll eine Frau ihren Mann verlassen, wenn sie keinenOrt hat, an den sie gehen kann? Craig hatte mir nahegelegt, meine Ausbildung abzubrechen, als ich damals schwanger wurde, und ich habe bereitwillig zugestimmt. Jetzt würde ich keinen ordentlich bezahlten Job mehr finden, selbst wenn mein Leben davon abhinge. Vielleicht könnte ich auf die Strähnchen und das Waxing, meine Fitnessclub-Mitgliedschaft und meinen Handyvertrag verzichten. Aber auch wenn ich all das täte, könnte ich immer noch nicht meine Kinder ernähren.
Habt Ihr eine Ahnung, wie sich das anfühlt? Ich bin die ärmste reiche Frau der Welt.
Und hier kommt noch ein Geständnis. Wahrscheinlich das schlimmste von allen.
Aubrey, als ich hörte, dass die Möglichkeit bestand, die Strickerei zu verkaufen, habe ich dabei an mich gedacht. Selbstsüchtig und ungerecht habe ich nur an mich gedacht.
Das Geld aus dem Verkauf der Strickerei hätte mir die nötigen Mittel verschafft, um Craig zu verlassen und die Kinder mitzunehmen. Ich habe einen Fluchtweg gesehen. Freiheit. Für meine Kinder, für mich. Ich war mir sicher, dass ich Euch zum Kauf überreden könnte.
Aber nach letzter Nacht weiß ich, dass ich das nicht mehr will.
Ich habe Euch beide vermisst – ich hatte keine Ahnung, wie sehr. Als ich die Strickerei verließ, dachte ich, wenn ich meine Wurzeln nicht rasch ausrisse, bestünde die Gefahr, dass ich kneifen und es gar nicht tun würde. Meggie, ich nehme an, Du weißt in etwa, wovon ich spreche.
Doch nun bin ich zum ersten Mal in meinem Leben tatsächlich froh, dass es die Strickerei gibt und dass Du, Aubrey, noch immer dort bist. Ich möchte kein weiteres Jahr meines Lebens ohne Euch verbringen. Nicht einmal einen weiteren Tag. Ich möchte, dass meine Kinder ihre Familie kennenlernen. Mariah hatte recht: Gemeinsam sind wir stärker als getrennt. Es tut mir
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