Die Würde der Toten (German Edition)
blauen Himmels frei.
»Vielleicht hat Henry im Stillen gehofft, dass du nicht lockerlässt. Es konnte nicht ewig so weitergehen, das muss ihr klar gewesen sein.«
Viktor betrachtete Adrian von der Seite. Er war erschöpft. Unglücklich. Verstört. Sicher sah Viktor ihm das an.
»Sie hat gesagt, ich soll zu Katja nach München gehen. Weit weg, neu anfangen – und das alles hier vergessen.«
»Sie vergessen?«
Adrian nickte und stellte den Kaffeebecher auf den Boden. Viktor Bertram tat es ihm gleich, stützte sich neben seinem Sohn mit den Unterarmen auf dem Geländer ab, verschränkte die Finger ineinander und schwieg.
Adrian schabte mit einer Hand über seine Bartstoppeln. Er hatte sich seit drei Tagen nicht mehr rasiert und es nicht einmal bemerkt. Beiläufig zog er eine Tüte mit gesalzenen Pistazien aus der Jackentasche und hielt sie Viktor hin, ehe er selbst zugriff. Das Knacken wirkte beruhigend und half ihm beim Denken.
»Was wirst du jetzt tun?«
Drei Pistazien verschwanden nacheinander in Adrians Mund. Er kaute langsam und konzentriert. Sein Entschluss stand fest.
»Ich werde Katja anrufen und mich entschuldigen. Bald. Ich habe mich ihr gegenüber wie ein Arschloch benommen. Feige und absolut unfair. Das hat sie nicht verdient.«
»Und dann?«
Ein Frachter schob sich gemächlich unter ihren Füßen hindurch, zog einen weißen Wirbel aus schäumender Gischt hinter sich her. Adrians Augen verengten sich und machten dabei die kleinen, sie umgebenden Fältchen sichtbar.
»Weißt du Viktor, ich habe festgestellt, dass ich dir doch verdammt ähnlich bin.«
Er knackte eine weitere Pistazie mit den Zähnen.
»Das heißt?«
»Ich bin stur, hartnäckig, unbelehrbar, wenn mir etwas wirklich wichtig ist. Und ich will nicht noch mal ein feiges Arschloch sein. Ich werde kämpfen.«
»Um Katja?«
Adrian spuckte die Pistazienschale ins Wasser und lachte leise. »Sonja hat mir erzählt, ihr hattet mal einen Wellensittich, der Hen ry hieß.«
»Ein echt komischer Vogel«, bestätigte Viktor lächelnd.
Adrian schloss die Augen und reckte das Gesicht in die Sonne. »Stimmt. Das ist sie!«
Ende
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© Prolibris Verlag Rolf Wagner, Kassel, 2012
Tel.: 0561 / 766 449 0, Fax: 0561 / 766 449 29
Lektorat: Anette Kleszcz-Wagner
Korrektur: Christiane Helms
Titelfoto: © Jens Heise, Bremen
E-Book: Prolibris Verlag
ISBN: 978-3-95475-054-2
Dieses Buch ist auch als Printausgabe im Buchhandel erhältlich. 978-3-95475-002-3
www.prolibris-verlag.de
Danksagung
Meinen herzlichen Dank an all die wunderbaren Menschen, die mich bei der Entstehung dieses Buches unterstützt, begleitet und fachlich beraten haben: meinen Mann, meine Familie und die „Mörderische Schwestern“; Willi P. Heuse – Bestatter, der mich in die fremde Welt der Trauerkultur mitgenommen und an einen Thanatopraktiker vermittelt hat; Henning Schwethelm – Kriminaloberrat, für seinen ungetrübten Blick auf die Realität; Andreas Fassmann – Free-Fight-Trainer, dessen Kampftechniken mich staunen ließen; Erich Bösch – Kampfsportler und Autor, der einige Szenen kritisch unter die Lupe nahm; ASP – die Band, für die Genehmigung, eine Zeile aus ihrem Song „Sing child“ zu verwenden; und „special thanks“ an meine Freundin Nina Gille für ihre Einblicke ins Goth-Lebensgefühl, die passende Musik dazu und ihre wunderbar inspirierenden Friedhofsphotographien; und selbstverständlich an meinen Agenten Dr. Michael Wenzel und meine Lektorin Dr. Anette Kleszcz-Wagner.
Sie alle haben geholfen, das vorliegende Buch zu dem zu machen, was es ist. Sollten trotz sorgfältiger Prüfung noch sachliche Fehler enthalten sein, so gehen diese ausschließlich auf mein Konto.
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