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Die Würde der Toten (German Edition)

Die Würde der Toten (German Edition)

Titel: Die Würde der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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war noch zu kalt, um sich auf die bereitgestellten Stühle zu setzen. Er orderte zwei Becher Kaffee zum Mitnehmen. Adrian schwieg, bis sie sich wieder außer Hörweite fremder Ohren befanden.
    »Die Kollegen hatten Westermann schon eine Weile auf ihrer Liste, nur beweisen konnten sie ihm nichts. Gegen ihn wurde von Frankfurt aus ermittelt. Mann, hätte ich nur den Mund aufgemacht! Was fehlte, war die Verbindung zwischen Westermann und Bilanow. Die Spendensache wurde anscheinend gleich von zwei Seiten falsch eingeschätzt. An Bilanow waren nämlich nur die Offenbacher Kollegen dran. Sie haben zuerst vermutet, dass er in Versicherungsbetrug bei Verkehrsunfällen verwickelt war. Aber dann gab es Hinweise, dass er auch mit Falschgeld zu tun hatte.« Er nippte an dem glühendheißen Kaffee.
    »Sie haben tatsächlich versucht, Bilanows Sarg auf dem Weg in die Ukraine abzufangen und zu filzen, aber der ist ihnen durch die Lappen gegangen. Der Transport ging zu schnell, und er wurde mit dem Wagen eines ukrainischen Unternehmens abgeholt. Man geht davon aus, dass die beauftragt wurden, als Bilanow noch höchst lebendig war! Warum und wie er sterben musste, ist noch nicht geklärt. Wahrscheinlich ging es um Geld, das er abgezweigt hat. Oder er wollte aussteigen. Der alte Moosbacher hat ausgesagt, dass Bilanows gute Freunde sich am offenen Sarg von ihm verabschiedet hätten. Dabei wurde wohl nicht nur die Stirn des Toten geküsst, sondern ihm auch ein paar Bündel Geld untergeschoben. Ob das Blüten waren oder Schwarzgeld, wusste er natürlich nicht.«
    »Und Henry?«
    »Hatte davon keine Ahnung, Moosbacher hat den Sarg verschlossen. – Wenn ich mir damals den Mann angesehen hätte, so wie sie das gewollt hat, wäre frühzeitig alles aufgeflogen.«
    »Also lag sie auf der ganzen Linie richtig.«
    »Allerdings.«
    »Was wird aus Westermann?«
    »Den haben die Kollegen gestern einkassiert. Sie waren sehr diskret bei Henry und Moosbacher, dadurch war er nicht vorgewarnt. Uwe hat mich vorhin angerufen, obwohl er eigentlich nicht durfte. Einer von Westermanns Leibwächtern packt gnadenlos aus. Westermann hat die Finger in jedem dreckigen Geschäft, das du dir vorstellen kannst, und verschiebt alles, was illegal ist, quer durch Europa. Aber vor allem vermittelt er Kredite zu sittenwidri gen Bedingungen. Und er ist Mittelsmann zwischen den verschiedenen Sparten der Kriminellen, bringt Betrüger und Fälscher mit Drogenhändlern und Menschenschmugglern zusammen. Vermut lich hat er über sein pseudo-soziales Engagement immer wieder neue Kräfte rekrutiert.«
    Adrian war froh, dass Cem Celebi nicht mit in der Sache steckte. Vielleicht würde er in den nächsten Tagen im Sportstudio vorbeischauen und ein bisschen trainieren, er brauchte dringend Ablenkung – müde nahm er die Brille ab und rieb sich die Augen – und Schlaf. Davon hatte er in den vergangenen Nächten viel zu wenig abbekommen.
    »Westermanns neustes Projekt war das elegante Entsorgen von Leichen.«
    »Mit Henrys Hilfe«, ergänzte Viktor.
    »Unfreiwilliger Hilfe. Erst hat er den alten Moosbacher zu halbseidenen Sachen gezwungen. Der hat stillgehalten und die Schweinereien gedeckt. Aber weil er nicht aus seiner Haut konnte, hat er heimlich Buch geführt über die für Westermann erbrachten Leistungen. Die Unterlagen habe ich in seinem Schreibtisch gefunden. Das Problem war, dass Henry nicht bereit war wegzugucken. Darum hat Westermann sie direkt erpresst und Jürgens Leben als Pfand eingesetzt. Von da an hat sie mich belogen.«
    Wenn er die Augen schloss, sah er sie vor sich, spürte unter sei nen Händen die Wölbung ihres Bauches, die weiche Rundung ihrer Hüfte. Ihre Haut war fast makellos weiß, bis auf die Sommersprossen. Kein Tattoo. Irgendwie hatte er eines erwartet, ein Kreuz, einen Totenkopf, wenigstens eine Spinne. Schmerzhaft wurde ihm bewusst, wie sehr sie ihm fehlte. Er wünschte, sie wären sich früher begegnet, dann hätten sie einander vielleicht vertraut, als es darauf ankam.
    »Mit ihren Lügen hat sie womöglich auch versucht, dich zu schützen, damit du nicht in Westermanns Schusslinie gerätst. Schon mal daran gedacht?«
    Adrian hob die Achseln. Ja, hatte er, natürlich. Aber das machte die Sache für ihn nicht besser. Im Gegenteil.
    In stillem Einverständnis bogen sie nach links auf die Fußgängerbrücke ab. Erst in der Mitte über dem Fluss blieben sie nebeneinander stehen. Der Nebel stieg höher, die Wolkendecke brach auf und gab erste Flecken

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