Die Würde der Toten (German Edition)
Bestattungsinstitutes Moosbacher, mit der Aufforderung, eine Nachricht nach dem Signalton zu hinterlassen, und dem Versprechen eines umgehenden Rückrufs. Alfred Westermann hieb mit der fla chen Hand auf die Tasten, bis die freundliche Stimme verstummte.
»Wo ist dieses verdammte Pack hin?«, brüllte er in jähem Zorn und baute sich vor seinen Leibwächtern auf, die synchron die Schultern hoben. Von Henriette Körner fehlte ebenso jede Spur wie von Eberhard Moosbacher und seiner Frau. Das war völlig in akzeptabel.
»Warum steht ihr hier herum? Sucht sie gefälligst! Ich brauche diese kleine Schlampe und ich brauche einen Sarg – heute noch!«
Wütend marschierte er vor dem Fenster auf und ab, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Auf dem Tisch türmten sich in Plastikfolie gewickelte, fest verklebte Päckchen, die darauf warteten, außer Landes gebracht zu werden. In einem verlöteten Zinksarg. Er hatte sich genau informiert. Beim Autotransport innerhalb der Schengenstaaten machte man wenig Aufhebens um reisende Leichen, und wenn dieses erste Geschäft sauber abgewickelt wurde, konnte man das Prinzip ausbauen und vielseitig anwenden. Seine Idee war genial. Aber sie war nichts wert ohne einen gefügigen Bestatter unter seinem Kommando.
Seite an Seite verharrten seine Gehilfen in Habachtstellung und schauten ihn erwartungsvoll an.
»Manchmal frage ich mich, wofür ich euch Schwachköpfe eigent lich bezahle, wenn ich euch jeden Handgriff vorsagen muss. Rimas – Vytautas!« Er schlug ihnen mit der geballten Faust gegen die Brust. »Durchsucht die Wohnung, stürmt das Haus, nehmt den Bullen als Geisel, ihr wisst, wo er wohnt – scheißegal wie, aber schafft mir das Totengräbervolk heran.«
* * *
Die Handyortung führte die Fahnder der SoKo »Friedhof« zu einer dreigeschossigen Villa im Frankfurter Süden. Neben der Wester mann Consulting im Obergeschoss beherbergte das Gebäude eine Anwaltskanzlei und eine zahnärztliche Gemeinschaftspraxis mit angeschlossenem Dentallabor. Das bedeutete reichlich potentielles Publikum, das aus dem Gefahrenbereich gehalten werden musste. Wenigstens verfügte der alte Bau nicht über ein zweites Treppenhaus. Es blieb nur die Feuerleiter als möglicher Fluchtweg, und die konnte man gut überwachen. Durch die Festnahme des Bestatters und seiner Angestellten befanden sie sich unter Zugzwang. Ewig würde deren Aufenthaltsort Alfred Westermann nicht verborgen bleiben. Der Zugriff musste also schnell erfolgen.
Aus einem unauffälligen Wagen heraus beobachteten sie die Bewegungen hinter den Fenstern, die der Straße zugewandt waren, und konnten drei Personen ausmachen. Alfred Westermann und seine engsten Mitarbeiter. Außer ihnen musste aber wohl noch die Sekretärin anwesend sein, wie sie durch ihre bisherigen Observierungen wussten.
Der Einsatzleiter schickte zwei Fahnder in Zivil ins Gebäude, die die Situation in den unteren Stockwerken kontrollieren sollten, dann brachte er die weiteren Kripobeamten in Position. Er musste davon ausgehen, dass alle drei Männer im Büro bewaffnet waren. Und nicht zimperlich beim Gebrauch der Waffen.
Er prüfte ein letztes Mal die Sprechverbindung mit allen Kollegen und begab sich dann selbst ins Haus. Den Augenblick, wenn Westermann endlich erledigt wäre, wollte er sich auf keinen Fall entgehen lassen. Darauf wartete er schon eine halbe Ewigkeit, aber die Beweise hatten nie ausgereicht, um einen Staatsanwalt zu überzeugen.
Aus dem Überwachungswagen kam die Bestätigung, dass sich die Zielpersonen noch immer alle in Westermanns Büro befanden. Die Marmortreppe erleichterte den geräuscharmen Anmarsch. Fünf Mann auf alten Holzdielen hätten dagegen einen Höllenlärm verursacht, der jede Diskretion zunichte gemacht hätte. Eine kleine Kamera über dem Eingang zu den Geschäftsräumen erfasste nur den unmittelbaren Bereich vor der Tür. Auf sein Nicken hin trat einer der Fahnder vor und klingelte.
* * *
Mit beiden Händen langte Alfred Westermann in den Päckchenhaufen und hielt jeweils ein Bündel davon hoch. »Ihr habt wirklich keinen Schimmer, was das alles hier wert ist oder was es bedeutet, wenn der Handel platzt, oder?« Kopfschüttelnd ließ er das teure Gut auf den Tisch fallen. »Ich habe euch aus dem Dreck geholt, und dort könnt ihr ganz schnell wieder landen. Vergesst das nicht.«
Beide Leibwächter nickten. Vytautas, der kleinere, zerbiss knackend das Streichholz, das wie fast immer zwischen seinen Zähnen steckte, und
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