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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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stand noch ein Mann mit einer Flinte, ein alter zahnloser Bursche mit einer John-Deere-Kappe auf
dem Kopf, und zu seiner Rechten stand ein kleiner, gedrungener Junge, der vielleicht acht oder neun Jahre alt war. Der Junge hatte eine selbst gemachte Steinschleuder in der Hand, und sein Gesicht war merkwürdig platt.
    »Hört ihr mir zu?«, fragte der dicke Mann. Er hatte einen dichten braunen Bart, und über seinem linken Auge klebte ein schmutziger Verband. »Ich hab euch eine Frage gestellt.«
    David nickte. Das waren die einheimischen Jäger, von denen Gupta gesprochen hatte. Großvater, Vater und Sohn, keine Frage. Hinterwäldler aus West Virginia, mit ihrem Misstrauen Fremden gegenüber. Vermutlich nicht sehr dazu geneigt, für eine schwarze Physikerin und einen Geschichtsprofessor mit nacktem Oberkörper Verständnis zu haben. Aber von der Regierung hielten sie vermutlich auch nicht allzu viel. David fragte sich, ob er sich diesen Umstand zunutze machen konnte, um sie auf seine Seite zu ziehen. »Wir stecken in Schwierigkeiten«, räumte er ein. »Sie sind gekommen, um uns festzunehmen.«
    Der dicke Mann richtete sein gutes Auge auf ihn. »Wer ist gekommen?«
    »Das FBI. Und die State Trooper. Sie arbeiten zusammen.«
    Der Mann schnaubte. »Was haben Sie angestellt? Eine Bank überfallen?«
    David war sich natürlich klar darüber, dass er nicht die Wahrheit sagen konnte. Er musste sich eine Geschichte ausdenken, die die Jäger ihm abnehmen würden. »Wir haben gar nichts angestellt. Es ist eine illegale Regierungsoperation.«
    »Was zum Teufel meinen Sie mit …«
    Er wurde von seinem Sohn unterbrochen, der plötzlich einen hohen, heiseren Schrei ausstieß, ganz wie der Ruf eines tropischen Vogels. Auf dem Gesicht des Jungen zeichnete sich ein verzerrtes Lächeln ab, und er schwankte von einer Seite zur anderen, als würde er vom Wind geschüttelt. Mit
einem Schlag begriff David, was mit dem Jungen los war. Er litt am Down-Syndrom.
    Der dicke Mann schenkte seinem Sohn keine Beachtung. Er hielt seine Flinte auf David gerichtet. »Hören Sie mal, wollen Sie mir jetzt endlich sagen, was hier los ist?«
    Okay, dachte David. Sie hatten etwas gemeinsam. Das war zumindest ein Anfang. Er zeigte auf Michael, der auf dem Boden hockte und sich vor und zurück wiegte. »Sie sind hinter unserem Sohn her!«, rief David. »Sie versuchen ihn uns wegzunehmen!«
    Monique starrte ihn völlig entgeistert an. Aber die Lüge war nicht völlig absurd, so weit hergeholt sie auch schien. In der Finsternis konnte man den dunkelhäutigen Teenager gut für ihren Sohn halten. Und die Jäger schienen diese Möglichkeit zu akzeptieren. Der kräftig gebaute senkte seine Flinte ein Stück, sodass sie jetzt auf ihre Füße gerichtet war. »Ist euer Junge krank?«
    David machte ein entrüstetes Gesicht. »Die Ärzte wollen ihn in eine Irrenanstalt stecken! Wir sind aus Pittsburgh abgehauen, um von den Dreckskerlen wegzukommen, aber sie sind uns gefolgt!«
    »Wir haben vor einiger Zeit ein paar Schüsse gehört. Haben die auf euch geschossen?«
    David nickte abermals. »Und jetzt haben sie sich Verstärkung besorgt. Hören Sie die Hubschrauber?«
    Das Rotorengeräusch wurde lauter. Der Junge mit dem Down-Syndrom schaute zum Himmel hoch. Der alte Bursche mit der John-Deere-Kappe wechselte einen Blick mit dem dicken Mann. Dann senkten beide ihre Waffen. Der dicke machte seine Taschenlampe aus. »Kommt hinter mir her«, befahl er. »Der Weg geht hier lang.«
     
    Simon erkannte die Hubschrauber an ihren Silhouetten. Niedrig fliegende Blackhawks, nur ein paar Meter über den
Baumwipfeln. Das war eine Taktik der Delta Force, im Windschatten der Erde zu fliegen, unterhalb des Radarschirms. Simons Puls schlug schneller – seine Feinde waren nah. Die Soldaten, die nach Tschetschenien geflogen waren, diejenigen, die seine Frau und seine Kinder umgebracht hatten, waren vielleicht sogar unter ihnen. Einen Moment lang dachte er daran, seine Uzi abzufeuern; mit einem Glücksschuss konnte er einen der Piloten erwischen. Aber dann würden die anderen Blackhawks seine Position einkreisen, und das Spiel wäre vorbei. Nein, sagte Simon sich, besser hältst du dich an den ursprünglichen Plan. Auf diese Weise tötest du viel mehr von ihnen.
    Er und Brock erreichten bald darauf den Pick-up und hievten Professor Gupta auf die Rückbank der Fahrerkabine. Dann brach Brock auf dem Beifahrersitz zusammen, und Simon setzte sich hinter das Lenkrad. Er wusste, dass er die

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