Die Würfel Gottes
verärgert. Dann entdeckte sie etwas über Davids Schulter, und wieder machte sich Anspannung in ihrem Gesicht bemerkbar. Er drehte sich um und sah einen Konvoi von schwarzen Geländewagen aus südöstlicher Richtung auf der Landstraße näher kommen.
Er trat von dem Abhang zurück und zog Monique hinter die Felsnase. »Kommt hier herüber!«, rief er Graddick zu, der Michael sofort in den Schatten des Felsvorsprungs zerrte. Graddick kniete sich auf die Erde, lugte über den Vorsprung und machte ein finsteres Gesicht. »Das scharlachrote Tier!«, zischte er. »Voller Abscheulichkeiten!«
Die Wagen wurden langsamer, als sie sich dem Beginn des Kletterpfads näherten. Die Agenten hatten offenbar die topografischen Karten studiert und herausgefunden, auf welchem Weg man den Gipfel am schnellsten erreichen konnte.
Davids Plan war es, in ihrem Versteck zu bleiben, während das Einsatzteam auf dem Pfad näher kam, damit die FBI-Männer nicht in Versuchung kämen, aufs Geratewohl auf sie zu schießen; sobald die Agenten in Hörweite wären, würde er durch einen Schrei ihren Aufenthaltsort bekannt geben. Dann würde der Anführer des Teams sie vermutlich auffordern, langsam mit erhobenen Händen herauszukommen. Es schien ihm die sicherste Methode, sich zu ergeben. Natürlich wären die Agenten nicht besonders glücklich, wenn sie vom Schicksal der einheitlichen Theorie erführen. Aber daran war nichts zu ändern.
Während die Geländewagen an der Straßenböschung abgestellt wurden, wandte sich David an Graddick. Er erkannte mit einiger Verspätung, dass er den Vornamen des Mannes nicht erfahren hatte. »Äh, Bruder? Es wird Zeit, dass Sie aufbrechen.«
Voller Wut starrte Graddick auf die Geländewagen. Die Wagentüren öffneten sich eine nach der anderen, und die Männer in den grauen Anzügen strömten heraus. »Ja, sie sind so zahlreich wie der Sand des Meeres«, rezitierte er. »Aber das Feuer wird vom Himmel herabfallen und sie verzehren!«
David begann, sich Sorgen zu machen. Es gab keinen guten Grund für Graddick, noch länger dazubleiben. Das FBI kannte seinen Namen nicht. Wenn er jetzt ginge, konnte er ungeschoren davonkommen. »Hören Sie mal, Bruder. Wir müssen Caesar geben, was des Caesars ist. Aber Ihr Platz ist die Wildnis, verstehen Sie? Sie müssen jetzt gehen.«
Der Mann schnitt eine Grimasse. Er wünschte sich vermutlich, er hätte noch ein paar Klapperschlangen, die er auf die Agenten werfen könnte. Aber einen Augenblick später ließ er seine Hand auf Davids Schulter fallen. »Ich werde gehen, aber nicht weit. Falls es irgendwelche Schwierigkeiten gibt, komme ich zurück.«
Bevor er ging, hob er seine Hand an Davids Stirn und sprach noch einen unverständlichen Segen. Dann drehte er sich um, flitzte den westlichen Hang von Haw Knob hinunter und verschwand in den dichten Schatten unter den Kiefernzweigen.
Die FBI-Agenten marschierten inzwischen im Gänsemarsch den Wanderweg hoch. Der Pfad war steil und felsig, sodass einige Männer genötigt waren, auf allen vieren zu klettern. David schätzte, dass sie noch zehn Minuten entfernt waren. Er duckte sich hinter den Vorsprung und schaute nach Michael, der in aller Ruhe die parallelen Brechungen in dem Felsgesims studierte und sich der herannahenden Gefahr gar nicht bewusst war. Um ehrlich zu sein, machte sich David jedoch mehr Sorgen um Monique. Weil sie die Expertin in theoretischer Physik war, würden die Agenten sie am schärfsten verhören. Er ergriff wieder ihre Hand und drückte sie. »Sie werden uns für die Verhöre trennen. Vielleicht werde ich dich eine Zeit lang nicht sehen.«
Sie lächelte und sah ihn verschmitzt an. »Ach, da wäre ich mir nicht so sicher. Vielleicht laufen wir uns in Guantánamo über den Weg. Ich hab gehört, die Strände dort sollen schön sein.«
»Hab keine Angst vor ihnen, Monique. Sie befolgen nur ihre Befehle. Sie werden nicht …«
Sie lehnte sich gegen ihn und drückte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. »Schhh, hör auf, dir Sorgen zu machen, okay? Sie können mir nicht wehtun, weil ich nichts zu sagen habe. Ich hab die Gleichungen schon wieder vergessen.«
Er glaubte ihr nicht. »Das kannst du deinem Friseur erzählen.«
»Das ist die Wahrheit. Ich bin immer schon gut darin gewesen, Dinge zu vergessen.« Ihre Miene wurde ernst. »Ich bin an einem der beschissensten Orte in Amerika aufgewachsen, an einem Ort, der dich normalerweise fürs Leben zeichnet.
Aber ich hab das alles vergessen, und jetzt bin
Weitere Kostenlose Bücher