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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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ein Postamt, ein Laden mit Gasflaschen. Na also, dachte sie, endlich ein Zeichen von Zivilisation! Jetzt brauchte sie nur noch einen Lkw-Fahrer, der sie bis zur nächsten Stadt mitnahm.
Aber während sie auf das Gebäude zurannte, bemerkte sie zu ihrer Enttäuschung, dass alle Geschäfte geschlossen waren und kein Auto auf dem Parkplatz stand. Plötzlich war ihr schlecht, und sie griff sich an den Bauch. Und dann sah sie es, direkt vor dem Postamt: ein Münztelefon.
    Zunächst stand sie da wie gelähmt. Sie kannte eine Nummer, die sie anrufen konnte, aber sie rührte sich nicht von der Stelle. Von allen Menschen auf der Welt war dies der letzte Dreckskerl, mit dem sie sprechen wollte. Aber er hatte ihr vor langer Zeit gesagt, dass sie ihn in einem Notfall immer anrufen konnte.
    Beth ging zu dem Telefon. Mit zitternden Fingern wählte sie die Vermittlung und gab die Nummer für ein R-Gespräch an. Nach einer kurzen Pause ging der Typ an den Apparat.
    »Hallo, Elizabeth, meine Liebe. Was für eine angenehme Überraschung.«
     
    Jonah war Gott sei Dank schließlich eingeschlafen. Während der vergangenen drei Stunden hatte Karen ihm dabei zugesehen, wie er gegen die Kordeln ankämpfte, mit denen seine Füße und Hände zusammengeschnürt waren. Brock, dieses Ungeheuer, hatte auch einen Knebel über Jonahs Mund gebunden, um die Schreie des Jungen zu dämpfen, und das hatte ihn natürlich noch verzweifelter gemacht. Karen war auch gefesselt und geknebelt, aber sie konnte fühlen, wie ihr Sohn zitterte, während er neben ihr auf dem Boden von Brocks Van lag. Ihre größte Qual war, dass sie ihn nicht trösten, ihn nicht in die Arme nehmen, ihm nicht zuflüstern konnte: »Es ist schon okay, es wird alles wieder gut.« Sie konnte nichts anderes tun, als seine Stirn mit ihrer zu berühren und zu versuchen, durch den feuchten Lappen über ihrem Mund ein beruhigendes Geräusch zu machen.
    Irgendwann um Mitternacht herum, nachdem sie mindestens zweihundert Meilen zurückgelegt hatten, hörte Jonah
auf zu schreien. Seine Erschöpfung wurde stärker als sein Schrecken, und er dämmerte ein, während sein nasses Gesicht sich an den Hals seiner Mutter presste. Sobald er eingeschlafen war, drehte sich Karen auf die Seite, sodass sie einen kurzen Blick durch die Windschutzscheibe des Vans werfen konnte. Sie entdeckte ein Straßenschild: AUSFAHRT 315, WINCHESTER. Sie waren bereits in Virginia und fuhren auf dem I-81 nach Süden. Sie hatte keine Ahnung, wo sie hinfuhren, aber sie war bereit, eine Menge Geld darauf zu setzen, dass es nicht die FBI-Zentrale war.
    Brock saß am Steuer und aß Kartoffelchips aus einer Großpackung und hörte eine Wiederholung der Rush Limbaugh Show. Selbst sein Hinterkopf war hässlich mit den rosafarbenen Flecken unter den Haaren und hinter den Ohren. Sie schloss einen Moment lang die Augen und rief sich das kalte Lächeln auf dem Gesicht des Agenten ins Gedächtnis, nachdem er Gloria Mitchell erschossen und seine Pistole auf Jonah und Karen gerichtet hatte. Dann schlug sie die Augen wieder auf und starrte ihn an, richtete all ihre schweigende Wut auf den hässlichen Mistkerl. Du bist tot, flüsterte sie in ihren Knebel. Bevor das hier vorbei ist, bringe ich dich um.
     
    Entrüstet schlug Lucille mit der Faust gegen eine der großen durchsichtigen Kugeln im Versuchslabor der Abteilung für Virtuelle Kampf-Simulation. Nachdem ein Team von Computerexperten des Verteidigungsministeriums sechzehn Stunden damit verbracht hatte, die Server und Terminals des Labors auseinanderzunehmen, waren die Herren gerade zu dem Schluss gekommen, dass die in der Kriegsspiel-Software gespeicherten Daten unwiederbringlich verloren waren. Es war jetzt acht Uhr morgens, und Lucille war so wütend, wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Die Army hatte die Suche nach den Verdächtigen gründlich vermasselt; nachdem er sie vom Stützpunkt hatte entkommen lassen, hatte der Standortkommandant
zwei Stunden gewartet, bevor er die Staatspolizei in Georgia und Alabama alarmiert hatte. Die Delta Force hatte Kontrollpunkte an einigen der größeren Highways eingerichtet, die aus Columbus herausführten, aber mindestens die Hälfte der Straßen in der Umgebung waren unbewacht geblieben. In Wahrheit sah es schlicht und einfach so aus, dass sie nicht genug Soldaten hatten. Die Army hatte so viele Soldaten in den Irak geschickt, dass sie nicht mal mehr ihren eigenen Hinterhof verteidigen konnte.
    Lucille wandte sich von den Kugeln ab und ließ

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