Die Würfel Gottes
der Navy nicht, was sie tut, und die Navy erzählt es nicht den Marines. Vollkommen lächerlich, die ganze Angelegenheit.«
Davids rechter Fuß wurde von Moniques Gewicht, das auf seinem Oberschenkel lag, allmählich taub. Er versuchte sein Bein ein bisschen zu verlagern, wobei er darauf achtgab, Michael nicht zu streifen. Die Finger des Teenagers tanzten über die Knöpfe des Gameboys, aber der Rest seines Körpers war bewegungslos, arretiert in einer starren Fötushaltung. Auf dem Display des Gameboys schoss ein Zeichentricksoldat mit seinem Gewehr auf ein niedriges gelbes Gebäude. David sah der Handlung ein paar Sekunden zu, bevor er sich zu Gupta hinüberbeugte. »Ihr Enkel scheint jetzt viel ruhiger zu sein«, flüsterte er. »Das Computerspiel hat eine ziemlich wohltuende Wirkung auf ihn.«
»Das ist eins der Symptome des Autismus«, sagte Gupta. »Eine Hinwendung zu bestimmten Aktivitäten unter Ausschluss aller anderen. Das ist seine Methode, die Welt auszusperren.«
Guptas Tonfall war sachlich. Er sprach so, als wäre er der Arzt des Jungen, ohne jeden Anflug von Bedauern oder Verzweiflung. In Davids Augen schien das eine erstaunliche Leistung emotionaler Beherrschung zu sein. Dazu wäre er nie in der Lage gewesen, wenn Jonah als Autist auf die Welt gekommen wäre. »Wo sind seine Eltern?«
Der Professor schüttelte den Kopf. »Meine Tochter ist drogensüchtig, und sie hat mir nie gesagt, wer Michaels Vater ist. Der Junge lebt seit fünf Jahren bei mir.«
Gupta hielt den Blick weiter auf den Bildschirm gerichtet, aber seine Hände schienen sich um die Griffe zu verkrampfen. So viel zur emotionalen Beherrschung, dachte David.
Selbst die rationalsten Menschen haben ihre Schwachstellen. Um ihn nicht weiter zu quälen, zeigte David auf Michaels Gameboy. »Ist das nicht das gleiche Spiel, das auf dem Computer in Ihrem Empfangsraum gelaufen ist?«
Der Professor nickte, erfreut, das Thema wechseln zu können. »Ja, es ist ein Programm namens Warfighter. Die Army benutzt es zum Kampftraining. Das Robotics Institute hatte den Auftrag, ein neues Interface für das Programm zu entwickeln, und Michael kam eines Tages in das Computerlabor, als wir daran arbeiteten. Er hat einen Blick auf den Bildschirm geworfen, und seitdem ist er darauf versessen. Ich habe versucht, sein Interesse an anderen Computerspielen zu wecken – Major League Baseball, Dinge in dieser Art -, aber er will nur noch Warfighter spielen.«
Jetzt verlagerte Monique ihr Gewicht, hob ihr Hinterteil von Davids Oberschenkel und quetschte seine Kniescheibe ein. Ihr Po war fest und muskulös. Trotz der Schmerzen in seinem Bein spürte David, wie ihn eine Welle der Erregung ergriff. Er war eine geraume Zeit nicht mehr so nahe bei einer Frau gewesen. Er wollte die Arme um ihre Taille schließen und ihren Geruch einatmen, aber dies war nun beileibe nicht der richtige Zeitpunkt. Er wandte sich wieder an Gupta. »Ihr Institut hat viele Militäraufträge, nicht wahr? Der Dragon Runner, der Highlander, der Warfighter.«
Gupta zuckte mit den Achseln. »Die haben das große Geld. Meine Stiftung hat beträchtliche Mittel, aber nur das Pentagon hat genug, um diese langfristigen Forschungsprojekte zu finanzieren. Allerdings habe ich nie an Waffen gearbeitet. Aufklärung, ja, Kampfsimulation, ja. Aber nie an Waffen.«
»Warum ist das Militär Ihrer Ansicht nach so an der Einheitlichen Feldtheorie interessiert? Was für eine Waffe könnte möglicherweise dabei herauskommen?«
»Ich sagte Ihnen doch, ich kenne die Details der Einheitlichen Feldtheorie nicht. Aber jede Theorie zur Vereinheitlichung
muss beschreiben, was mit Teilchen und Kräften auf sehr hohem Energieniveau geschieht. Einem Energieniveau, das vergleichbar dem in einem schwarzen Loch ist, beispielsweise. Und es ist vorstellbar, dass in diesem Bereich unerwartete Phänomene auftreten.«
Monique drehte und wand sich, bis sie wieder auf David lag. Sie wirkte angespannt. »Aber wie könnte man um diese Phänomene herum eine Waffe konstruieren?«, fragte sie. »Es gibt keine praktikable Methode, derart hohe Energien zu generieren. Man würde einen Teilchenbeschleuniger von der Größe der Milchstraße benötigen.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht«, erwiderte Gupta. »Es ist unmöglich, die Konsequenzen einer neuen Entdeckung in der Physik vorherzusagen. Sehen Sie sich die spezielle Relativitätstheorie des Herrn Doktor an. Nachdem er den Artikel von 1905 geschrieben hatte, brauchte er mehrere
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