Die Würfel Gottes
Warfighter so programmiert, dass er das Spiel zu den Mahlzeiten automatisch eine halbe Stunde lang unterbricht. Und nachts schaltet er sich natürlich auch aus. Andernfalls würde Michael so lange spielen, bis er zusammenbricht.«
David fand unten in der Tüte ein abgepacktes Truthahnsandwich. »Mag Ihr Enkel Truthahn?«
Gupta schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht. Haben Sie sonst noch was?«
»Nicht viel. Nur eine Tüte Kartoffelchips und ein paar Kekse.«
»Oh, er mag Kartoffelchips! Aber nur mit Ketchup. Er wird nur einen Kartoffelchip essen, der genau zwei Kleckse Ketchup drauf hat.«
Als David unter dem Truthahnsandwich nachschaute, fand er ein paar Ketchup-Päckchen, die Monique zum Glück in die Tüte geworfen hatte. Er reichte sie Professor Gupta zusammen mit den Kartoffelchips.
»Ja, das ist perfekt«, sagte der Professor. »Wissen Sie, Michael ist sehr eigen, was sein Essen angeht. Das ist noch ein Symptom des Autismus.«
Während Gupta die Chipstüte öffnete, warf Monique einen weiteren Blick in den Rückspiegel. Ihre Lippen waren missbilligend zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Kartoffelchips und Ketchup waren kein vernünftiges Abendessen. »Leben Sie mit Michael allein zusammen, Professor?«, fragte sie.
Gupta nahm einen Chip aus der Tüte und drückte einen Tropfen Ketchup darauf. »O ja, wir sind nur zu zweit. Meine Frau ist leider vor sechsundzwanzig Jahren gestorben.«
»Haben Sie irgendjemanden, der Ihnen dabei hilft, sich um Ihren Enkel zu kümmern?«
»Nein, wir kommen allein zurecht. Er macht wirklich nicht viel Arbeit. Man muss sich nur an seine Routinen gewöhnen.« Gupta quetschte noch einen Tropfen Ketchup auf den Chip und reichte ihn seinem Enkel. »Natürlich wäre alles einfacher gewesen, wenn meine Frau noch am Leben wäre. Hannah hatte eine wundervolle Art, mit Kindern umzugehen. Sie hätte Michael tief in ihr Herz geschlossen.«
David spürte einen Anflug von Mitleid mit dem alten Mann. Während seines Interviews für Auf den Schultern von Riesen hatte Gupta David von der langen Kette persönlicher Tragödien erzählt, die ihm in den Jahren nach seiner Zusammenarbeit mit Einstein widerfahren waren. Sein erstes Kind, ein Sohn, starb an Leukämie, als er zwölf Jahre alt war. Ein paar Jahre später war Hannah Gupta von einer Tochter entbunden worden, aber das Mädchen wurde bei einem Autounfall schwer verletzt. Und 1982, kurz nachdem der Professor die Physik aufgegeben und die Softwaregesellschaft gegründet hatte, die ihn zu einem reichen Mann machen würde, war seine Frau im Alter von neunundvierzig Jahren an einem Schlaganfall gestorben. An einer Stelle des Interviews hatte Gupta David ihr Bild gezeigt, und er erinnerte sich jetzt deutlich daran – eine dunkelhaarige osteuropäische Schönheit, schlank und ernst.
Gupta hatte während dieses Interviews noch etwas über seine Frau zur Sprache gebracht, etwas leicht Beunruhigendes, aber David konnte sich nicht an die Einzelheiten erinnern. Er drehte sich um und wandte sich an den Professor. »Ihre Frau hat auch in Princeton studiert, nicht wahr?«
Der alte Mann quetschte gerade wieder etwas Ketchup auf einen Kartoffelchip und hob den Kopf. »Nein, nicht ganz. Sie hat zwar ein paar Oberseminare in Physik besucht, aber sie war nie richtig immatrikuliert. Der Krieg hat ihren
Bildungsweg unterbrochen, und deshalb fehlten ihr die notwendigen Zeugnisse für ein Studium, obwohl sie einen brillanten Verstand für die Naturwissenschaft hatte.«
Jetzt erinnerte David sich. Hannah Gupta hatte den Holocaust überlebt. Sie war einer der jüdischen Flüchtlinge, die mit Einsteins Hilfe im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg nach Princeton gekommen waren. Einstein hatte so viele europäische Juden zu retten versucht, wie er konnte, indem er ihre Einwanderung in die Vereinigten Staaten unterstützte und ihnen Jobs in den Forschungseinrichtungen der Universität besorgte. Das hatte damals Amil und Hannah zusammengeführt.
»Ja, ich habe einige sehr schöne Erinnerungen an diese Seminare«, fuhr Gupta fort. »Hannah saß in den hinteren Reihen, und alle Männer im Hörsaal warfen verstohlene Blicke auf sie. Es herrschte eine ziemliche Konkurrenz unter uns, als es darum ging, sie auf uns aufmerksam zu machen. Sowohl Jacques als auch Hans waren ebenfalls an ihr interessiert.«
»Tatsächlich?« David wurde neugierig. Gupta hatte während ihres früheren Gesprächs nichts von einer romantischen Rivalität zwischen Einsteins
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