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Die Wundärztin

Die Wundärztin

Titel: Die Wundärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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heißgeliebten Eric fortgebracht hast, ist sie bestimmt wieder ganz für dich und Meister Johann da. Für deine tapfere Heldentat wird sie dich ganz sicher belohnen.«
    »Was redest du da für einen Unsinn?« Wütend funkelte Magdalena sie an. »Dein dicker Galan hat dir wohl zu viel Wein und zu wenig Brot gebracht! Pass auf, was du sagst, nicht dass es übel für dich ausgeht.«
    »Für mich soll es übel ausgehen? Ich glaube, da verwechselst du was. Vielleicht darf ich dich daran erinnern, wer Eric aus dem Lager fortgeschafft hat, bevor er seine verdiente Strafe bekommen kann? Mit eigenen Ohren habe ich gehört, wie ihr beide gerade darüber geredet habt. Wenn ihr nicht aufpasst, baumelt ihr dafür ganz schnell am nächsten Baum! Zusammen mit der alten Roswitha und eurem hochverehrten Meister Johann«, setzte sie genüsslich nach, als sie die blassen Gesichter der beiden bemerkte.
    Zufrieden beobachtete sie, wie die Cousine und Rupprecht besorgte Blicke wechselten. Es war zwar nur ein kleiner Ersatz für die entgangene Genugtuung wegen der Sache mit der Tabakdose, aber besser als gar nichts. Sie kostete es noch etwas aus, die beiden in der Hand zu haben, bevor sie beschloss, es gut sein zu lassen. Letztlich zogen sie alle drei an einem Strang, insbesondere, was das Kind anging. Von ihm getrennt zu werden, durfte sie nicht riskieren. »Ganz so schlimm muss es nicht kommen«, sagte sie in versöhnlichem Ton.
    Schwer atmend setzte Magdalena die Kleine zu Boden. Elsbeth wollte sie bereits nehmen, da schob Magdalena sie weg und begann, Carlotta sorgfältig zu wickeln. Weil sie genau wusste, dass Elsbeth jeden einzelnen ihrer Handgriffe verfolgte, ließ sie sich aufreizend viel Zeit. Auf einmal wurde es Elsbeth zu viel, ansehen zu müssen, wie die Cousine Carlotta an den Füßchen kitzelte und ihr den Bauch liebkoste. Mit welchem Recht spielte Magdalena sich als Mutter auf? Wer nährte die Kleine an ihrer Brust? Wer tröstete sie über ihren Kummer und hielt sie, wenn sie Angst hatte? Magdalena konnte nicht so tun, als zählte das alles nicht, nur weil sie die Kleine auf die Welt gebracht hatte. Letztlich kümmerte sie sich doch nur, wenn ihr gerade der Sinn danach stand. Schon wollte Elsbeth sich wütend zwischen Mutter und Kind drängen, da beendete Magdalena so abrupt, wie sie begonnen hatte, die Liebkosungen. Flink wickelte sie Carlotta in frisches Leinen, hüllte sie behutsam in eine Decke und hob sie auf. Bedächtig wiegte sie sie auf den Armen.
    »Ich weiß gar nicht, was du hast«, sagte sie in betont ruhigem Ton. »Eric liegt drüben im Offizierslager und schläft friedlich seiner Genesung entgegen. Sobald es Seume will, wird er natürlich hängen und am Galgen seine furchtbare Tat büßen. Du kannst sicher sein, dass das ein Ereignis wird, das keinem hier im Lager entgeht.«
    Nahe baute sie sich vor Elsbeth auf. Carlotta streckte die Händchen aus. Elsbeth wollte das Kind wieder nehmen, da drehte Magdalena sich jäh ab. Erschrocken weinte die Kleine los.
    »Was erzählst du da für törichtes Zeug?«, fragte Elsbeth in das Brüllen hinein. Sie bemühte sich, ruhig zu wirken, auch wenn ihr plötzlich mulmig zumute war. »Du lügst doch, dass sich die Balken biegen!«
    Forschend sah sie Magdalena an. Die reckte das Kinn nach oben und erwiderte herausfordernd den Blick mit ihren engstehenden grünen Augen. Zu allem Überfluss begann sie, mit Carlotta auf dem Arm fröhlich herumzutanzen. Die Kleine hörte auf zu weinen und lächelte unter den Tränen hindurch ihre Mutter an. Elsbeth schluckte. Nichts in Magdalenas Gesicht verriet, dass sie ihrer Sache nicht absolut sicher war. Trotz der klammen Kleidung wurde Elsbeth heiß. Verstört sah sie zu Rupprecht. Zunächst war sie überzeugt, der mickrige Schwarzhaarige wäre bei Magdalenas Worten blass geworden. Inzwischen aber hatte er seine alte Sicherheit zurückgewonnen und sah sie ebenfalls siegesgewiss an. Das verunsicherte sie noch mehr. Hatte sie da eben etwas falsch verstanden? Nein, unmöglich! Ganz eindeutig hatten die beiden davon gesprochen, wie Rupprecht Eric aus dem Lager geschafft und in die Dachshöhle gebracht hatte. Warum sonst hätten sie so entsetzt reagiert, als sie Elsbeth bemerkt hatten? Ihr blieb nur eins, um die Wahrheit herauszufinden. »Dann lass uns gemeinsam zu Seumes Zelt gehen und nachsehen. Ihr wart lange im Lazarett, es ist höchste Zeit, dass Seume und Eric die Verbände gewechselt werden. Dabei könnt ihr meine Hilfe bestimmt gut

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