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Die Wundärztin

Die Wundärztin

Titel: Die Wundärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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aufmunternd zu.
    »Letzte Woche erst. Wie gesagt: aber nur fast. Reingekommen bin ich nicht in die Stadt. Interessieren dich die Schweden, die dort sind? Von Anfang an hatte ich das Gefühl, euer Hauptmann könnte derjenige sein, auf den sie so sehnsüchtig warten. Die Beschreibung würde passen. Er soll nur schnell hin, dann werden sie ihm wohl noch einmal verzeihen, dass er sie im Stich gelassen hat. Es pressiert ihnen nämlich, nach Landsberg zu kommen. Zuvor aber sammeln sich alle in Ansbach, um in einem großen Tross weiterzuziehen.«
    »Ich werde es ihm ausrichten«, bemerkte Rupprecht trocken und fasste Magdalena am Arm. Es war ihm anzusehen, wie wenig er von Ludwigs Informationen hielt. Das alles war schließlich nichts Neues. Dass Lindström mit den anderen in Rothenburg warten sollte, hatte Englund selbst angeordnet.
    »Warte noch. Vielleicht habe ich noch was für euch«, sagte Ludwig und hielt sie am anderen Arm fest. »So ganz von ungefähr wird es nicht kommen, dass ihr so brav bei dem Schweden bleibt, obwohl ihr doch zu den Unsrigen gehört. Irgendwer erzählte etwas von zwei Wundärzten, einem Mann und einer Frau, die vermutlich einen Quartiermeister erschlagen haben.«
    »Was?« Magdalena schnappte nach Luft, bemühte sich dann aber um einen beiläufigen Tonfall. »Das klingt ja hinterhältig!«
    »Keine Sorge«, blinzelte Ludwig ihr beruhigend zu, »solange der berüchtigte Hagen Seume diese Gerüchte streut, sitzt dem niemand auf. Dessen Ruf weht durch die ganze Armee. Da braucht man diejenigen, die er beschuldigt, nicht persönlich zu kennen, um zu wissen, was dahintersteckt: dass er der Hinterhältige und die anderen die Ehrlichen sind.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum du uns das alles erzählst«, ging Rupprecht dazwischen. »Das hat nichts mit uns zu tun. Komm schon, Magdalena, Englund wartet.«
    »Was anderes tut er doch nie«, warf Ludwig ein und wandte sich abermals an Magdalena. »Deine Idee mit den Salben klingt wirklich gut, mein Kind. Das Warten könnt ihr eurem Hauptmann verkürzen, wenn ihr ihm sagt, dass in Rothenburg nicht nur Lindström und seine Truppen auf sein Auftauchen hoffen. Als ich dort in der Gegend war, lief mir auch ein großer, rotblonder Mann über den Weg.«
    Bedeutungsvoll hielt er inne, sah erst auf Magdalena, dann auf Rupprecht, schließlich wieder auf sie. »Ausdrücklich hat er nach dem Hauptmann gefragt. Er hat behauptet, er sei ein alter Freund und brauche dringend seine Hilfe. Mir schien, er suchte eigentlich jemand ganz anderen, und ausgerechnet Englund könnte ihm da weiterhelfen.«
    »Wie kommst du darauf? Hat er dir das erzählt, oder reimst du dir das nur zusammen?« Rupprecht bedeutete ihr ein weiteres Mal, dass sie besser aufbrechen sollten. Magdalena aber schob ihn beiseite und nickte Ludwig zu.
    »Und?«, fragte sie gebannt. Ihr Herz klopfte so sehr, dass sie kaum einen Ton hervorbrachte. Ein Zittern durchlief ihren Körper. »Nach wem sucht er?«, presste sie mühsam zwischen den Lippen hervor.
    Einen Augenblick sonnte sich Ludwig in der Aufmerksamkeit, die sie beide ihm schenkten. Schon räusperte sich Rupprecht auffällig, da sagte er: »Nach einer rothaarigen, zierlichen Frau und einem schwarzhaarigen, kleinen Mann. Die Schweden sollen die zwei verschleppt haben.«
    Der Blick, den er daraufhin erst ihr, dann Rupprecht zuwarf, verriet, was er bei diesen Worten dachte.
    22
    Das rote Haar hing Magdalena in triefenden, dunklen Strähnen vom Kopf, der Umhang lag ihr tropfnass auf den Schultern. Im strömenden Regen stand sie mitten auf dem Salzmarkt, Rupprecht dicht vor ihr. Er hielt sie fest und drängte sie gegen den Stamm einer weit ausladenden Linde. Von deren Blättern und Ästen rann das Wasser zwar ebenfalls auf sie herunter, doch war es allemal besser, als jenseits des Baumes ungeschützt auszuharren.
    Auf Magdalenas Nasenspitze perlte ein Tropfen. Sie schielte, um zu beobachten, wie er träge hinunterfiel. Schon rückte der nächste an seine Stelle. Rupprecht war ebenfalls tropfnass. Die Krempe seines Filzhuts hing schwer herunter, der helle Stoff seiner Jacke schimmerte schwarz vor Nässe. An Nase und Kinn rann das Wasser herunter. Einem Hund ähnlich schüttelte er sich, dass die Tropfen nach allen Seiten flogen. Sie zuckte zurück. Als sie Kinder gewesen waren, war sie über diese Geste jedes Mal in schallendes Gelächter ausgebrochen. Es rührte sie, dass er als Erwachsener daran festhielt. Den kurzen Moment seiner Unachtsamkeit

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