Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
sagen, dass es eine Freude ist, Sie zu sehen, aber ich lüge nur ungern.«
»Das würde ich auch niemals von Ihnen verlangen, Philippe«, erwiderte ich charmant.
Er ließ seine teuren Zahnkronen aufblitzen, doch seine
Augen wirkten unnatürlich … sanft . »Um ganz ehrlich zu sein: Ich möchte Ihnen gratulieren.«
Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. »Ach ja?«
»Kaum zu glauben, nicht wahr? Ich gebe es wirklich ungern zu, aber die florale Gestaltung ist vortrefflich . Sie und Ihr Team haben ganze Arbeit geleistet und sogar meine Erwartungen übertroffen.«
In Anbetracht der geringen Meinung, die Philippe von Kowalski’s hatte, war ich mir nicht sicher, ob ich das als Kompliment auffassen sollte, aber ich freute mich trotzdem. »Danke. Ich bin mit dem Ergebnis auch sehr zufrieden.«
Nach kurzem Zögern gab er sich einen Ruck und reichte mir die Hand. Ihm war anzumerken, dass er in derlei versöhnlichen Gesten ungeübt war. »Frieden?«
Der Abend steckte ja wirklich voller Überraschungen! Ich nahm seine Hand und schüttelte sie herzlich. »Frieden. Vielen Dank.«
»Keine Ursache«, erwiderte er kühl. »Ich habe zudem gehört, dass Mimi einen längst fälligen Sinneswandel gehabt haben soll. Angeblich ist Kowalski’s ja so überholt. Nimmt man noch den Umstand hinzu, dass ich erst heute den Auftrag bekommen habe, künftig Lettermans Late Show mit Blumen auszustatten, dürfte ich wohl mit Ihnen und Ihrem kleinen Laden durch sein.« Damit drehte er sich auf seinen nicht unbeachtlichen Absätzen um und verschwand in der Menge.
Erst war ich sprachlos, dann musste ich lachen. Wahrscheinlich hatte Mimi geglaubt, mir damit einen schweren Schlag zu versetzen, aber tatsächlich war es eine große Erleichterung. Kowalski’s konnte sich auch so in New York behaupten – das hatten wir heute Abend bewiesen.
Plötzlich tauchte Marnie hinter einer der Marmorsäulen auf und hätte mich fast zu Tode erschreckt. »Rosie!«, rief
sie. »Ein Glück, dass du endlich da bist. Hast du Ryan Reynolds schon gesehen?«
»Hi, Marnie. Nein, noch nicht.«
»War das eben Philippe? Schade, dass wir ihn so unsäglich schrecklich finden müssen. Er ist wirklich ein Prachtexemplar von Mann.«
Ich lachte. »Wir haben uns gerade halbwegs versöhnt – also tu dir keinen Zwang an. Du siehst übrigens toll aus.«
Sie drehte sich im Kreis und wirbelte den bodenlangen Rock ihres schulterfreien türkisgrünen Chiffonkleides auf. »Findest du? Ich habe es aus einem ganz tollen Vintage-Laden in SoHo. Und das«, sie zeigte auf die Spange mit dem Strass-Schmetterling, mit dem sie ihre blonden Haare seitlich zurückgesteckt hatte, »habe ich auf dem Flohmarkt im East Village gefunden, den Mack mir empfohlen hat.«
»Die ist wunderschön.«
»Hoffentlich schön genug, damit sie auch Ryan Reynolds auffällt«, seufzte sie. »Oh, ich bin ja so aufgeregt, Rosie! Ich werde mit ihm in einem Raum sein! Ich werde dieselbe Luft atmen wie er – oh Gott, ich bekomme kaum noch Luft!« Ihre blassen Wangen hatten sich so sehr gerötet, dass ich einen Augenblick lang fürchtete, Marnie würde mit einem lauten Knall zu Sternenstaub zerplatzen.
»Ganz ruhig. Hast du dir schon was zu trinken geholt?«
»Ich habe mich an keinen der Kellner herangetraut, weil ich dachte, die schmeißen mich bestimmt raus.«
Ich hakte mich bei ihr unter. »Na, dann wollen wir deine Befürchtungen mal schnell zerstreuen.«
Wir bahnten uns einen Weg durch die Menge, zwischen eleganten Frackschößen und noch eleganteren Abendroben hindurch, und blieben in der Mitte des Saals stehen, um unser Werk zu bewundern. Die im dichten Grün der Girlanden verborgenen Lichterketten tauchten alles in ein verzaubertes
Licht. Manchmal muss ich mich selbst kneifen, wenn ich eins unserer fertigen Projekte sehe. Und das hier war das größte Event, das Kowalski’s jemals gemacht hatte, und es war wirklich atemberaubend gut geworden. Marnie schien genau dasselbe zu denken. Ihr Blick war ganz verklärt, als sie sich mit großen Augen umsah.
»Wow, Rosie«, hauchte sie. »Das haben wir gemacht!«
»Ja, haben wir. Du kannst wirklich stolz auf dich sein.«
Einer der Kellner näherte sich uns mit einem Tablett feiner Kristallgläser, randvoll mit golden sprudelndem Champagner. »Champagner, die Damen?«
Wir griffen gleichzeitig nach einem Glas, als neben meiner Hand wie aus dem Nichts eine dritte Hand auftauchte und mit meiner zusammenstieß. Ich drehte mich um und wollte mich kurz
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