Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
in die Küche, um Wasser aufzusetzen.
»Ah, der berühmte englische Humor«, erwiderte Celia. »So herrlich trocken . Sag mal, gehst du heute Abend auf Mimis Ball?«
»Sieht aus, als bliebe mir keine andere Wahl«, seufzte ich und warf einen Teebeutel in meine Lieblingstasse. »Warum? «
Am anderen Ende der Leitung folgte eine lange Pause. »Gut. Nur versprich mir, dass du mit niemandem redest, okay?«
»Liebe Celia, es ist eine große Feier mit vielen hundert Gästen – wie stellst du dir das vor? Soll ich mich taub stellen und alle ignorieren?«
»Sei nicht dumm, Rosie. Ich meinte nur, du sollst mit niemandem von der Presse reden.«
»Warum nicht?«
»Ich … das kann ich dir jetzt nicht erklären. Ich versuche gerade, Näheres herauszufinden. Vertrau mir einfach, okay?«
»Jetzt machst du mir aber Angst, Celia. Was ist los?«
»Gar nichts, Honey, alles bestens. Aber sprich bitte mit niemandem, der auch nur annähernd nach Journalist aussieht – insbesondere, wenn sie dich nach James fragen.«
Oh je. Das Herz rutschte mir in die Knie. »Was ist los? Wo ist er diesmal reingeraten?«
»Reg dich nicht auf – ich wusste , dass du dich aufregen würdest. James geht es bestens. Okay, es kann sein, dass er in eine etwas dumme Geschichte verwickelt ist, aber das sind bislang nur Gerüchte , also kein Grund zur Aufregung. Es könnte nur sein, dass jemand von der Presse darauf kommt, dass du seine Schwester bist, und versuchen wird, dich über diese Sache auszufragen.«
»Aber ich weiß doch gar nichts!«
» Eben . Deshalb brauchst du dir auch keine Sorgen zu machen.«
»Kommst du heute Abend?«
»Ich denke schon – vielleicht später. Erst muss ich noch zu meiner Mutter.«
»Was ist heute eigentlich mit meinen Freunden los? Ist Muttertag, oder was?« Es sollte witzig gemeint sein, doch ich merkte, wie gereizt ich klang.
»Wie bitte?«, fragte Celia irritiert.
»Nichts. Dann sehen wir uns später, und ich verspreche dir, mit keinem neugierigen Journalisten zu sprechen, okay?«
»Sehr gut. Und mach dir keine Sorgen.«
»Ich doch nicht.«
»Das höre ich gern. Bye!«
Mit meinem Tee setzte ich mich ans Fenster, schaute hinaus auf die winterliche Straße – und stand auf einmal vor dem Problem, was ich zu dem Ball anziehen sollte, auf den ich gar nicht gehen wollte.
Mr Kowalski fand weibliche Kleiderfragen und Klamottenkrisen amüsant und befremdlich zugleich. Wenn eine Kundin erschöpft von einem langen Einkaufsbummel mit unzähligen Tüten beladen in den Laden kam, erkundigte er sich manchmal höflich, was sie denn Schönes erstanden hätte – bereute es aber meist eine halbe Stunde später, wenn ihm die Ohren klingelten von all den detaillierten Schilderungen dessen, was es ganz allgemein zu bedenken galt und was speziell für oder gegen dieses oder jenes Kleidungsstück sprach.
»Ich verstehe Frauen nicht«, gab er oft zu. »Sie sind schöne Geschöpfe, verschwenden aber so viel Zeit ihres Lebens
damit, über Kleider und ihr Aussehen nachzudenken. Und wenn sie nicht mit ihrem eigenen Aussehen beschäftigt sind, dann reden sie über das Aussehen und die Kleider von anderen Frauen. Weißt du was, Rosie? Ich danke Papa jeden Tag dafür, dass er mich als Mann auf die Welt hat kommen lassen.«
Ich musste an seine Worte denken und unweigerlich lächeln, als ich nun aus dem Taxi stieg. Nach mehr oder minder langen Überlegungen hatte ich mich für ein schlichtes schwarzes Kleid entschieden, dazu eine Stola aus silbergrauem Samt, die Celia mir zum Geburtstag geschenkt hatte. Klassisches Understatement und hoffentlich unauffällig genug, um unbemerkt in der Menge zu verschwinden.
Es fing gerade zu regnen an, und ich lief schnell über den dicken roten Teppich, als das Blitzlichtgewitter der Paparazzi losging, die sich zu beiden Seiten des Eingangs postiert hatten. Schwarze Limousinen fuhren in feierlicher Prozession am Ende des roten Teppichs vor, und als ich die Treppe des Illustrian hinauflief, hörte ich hinter mir die Rufe der Fotografen, die mit den aufgeregten Fans um die Wette schrien: »Cate! Jennifer! Hierher, hierher !«
In der Lobby suchte ich nach bekannten Gesichtern in der Menge. Nach ein paar Minuten entdeckte ich schließlich eines – dummerweise das von Philippe Devereau. Ich versuchte mich unsichtbar zu machen, doch vergebens. Er hatte mich schon gesichtet und kam mit einem unverbindlichen Lächeln auf mich zu.
»Einen wunderschönen guten Abend, Ms Duncan. Gerne würde ich
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