Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
Washingtoner Korrespondenten davon gehört.«
Mein Herz begann schneller zu schlagen. »James arbeitet ja gerade in Washington. Seit einem halben Jahr pendelt er zwischen London und Washington hin und her.«
»Ich weiß. Hey, mach dir keine Sorgen. Wahrscheinlich ist alles halb so wild. Du weißt ja, was die Leute so reden – meistens steckt nichts dahinter.«
»Aber du warst immerhin besorgt genug, um mich vor der Presse zu warnen.«
Celia tätschelte mir den Arm und lächelte immer mal wieder in die Runde, während wir durch den Saal schlenderten, aber ihre Augen erzählten eine ganz andere Geschichte. Doch ich fragte nicht weiter – für einen Abend waren das schon genug Überraschungen gewesen.
»Ooooh, Rosie, ich habe da gerade jemanden entdeckt, mit dem ich unbedingt reden muss«, sagte Celia und schaute zur Treppe hinüber. »Würdest du mich kurz entschuldigen?«
»Ja, klar, geh nur.«
»Wird auch nicht lange dauern«, rief sie mir über die Schulter zu, ehe sie von dem Meer eleganter Roben verschluckt wurde.
Ich verschränkte die Arme, nippte an meinem Champagner und schaute mich um. Eines war offensichtlich: Wenn Mimi Sutton eine Party gab, dann war es eine in jedem Sinne spektakuläre Angelegenheit. Angefangen bei der Pracht des Ballsaals, über die erlesenen Gäste bis hin zur fast überirdisch
schönen Musik des Kammerorchesters zeugte alles auf dem Großen Winterball von der Macht, dem Einfluss und dem Ansehen, die Mimi in der New Yorker Gesellschaft besaß. Von Nate war allerdings noch immer nichts zu sehen. Einerseits sehnte ich mich danach, sein vertrautes Lächeln in der Menge zu entdecken, andererseits wusste ich eigentlich nicht so genau, was ich nach unserem Gespräch heute Nachmittag zu ihm sagen sollte. Ich sah an mir hinab und überlegte, was er wohl von mir in meinem schwarzen Abendkleid halten mochte. Sofort verdrängte ich den Gedanken wieder. Es war schon eine ganze Weile her, dass ich mir Gedanken darüber gemacht hatte, was ein Mann von meinem Aussehen halten mochte – und inmitten all der reichen, berühmten und bildschönen Menschen waren solche Überlegungen auch nicht gerade förderlich für mein ohnehin schon etwas angeknackstes Selbstbewusstsein. Gerade als es mir langsam anfing unangenehm zu werden, hier ganz allein herumzustehen, berührte mich jemand ganz leicht am Arm. Ich drehte mich um und stand einer großen rothaarigen Frau gegenüber, ebenfalls bildschön und offensichtlich reich, denn zu ihrem eleganten nachtblauen Kleid trug sie Diamanten um den Hals, die bei jedem ihrer Worte wie Sterne funkelten.
»Rosie Duncan?«
»Ja, die bin ich … hallo.« Ich wollte ihr die Hand geben, doch sie übersah meine Geste geflissentlich.
»Schön, Ihnen endlich persönlich zu begegnen«, sagte sie kühl, das Gesicht so perfekt und so reglos wie aus Marmor geschlagen. »Ich hatte Sie mir ganz anders vorgestellt.«
So, wie sie es sagte, war ich mir nicht sicher, ob ich das als Kompliment auffassen sollte, lächelte aber trotzdem. »Sie wären überrascht, wie oft ich das zu hören bekomme.«
Sie schien nicht zu lockerem Smalltalk aufgelegt zu sein und musterte mich prüfend von oben bis unten. »Wissen
Sie, ich war wirklich neugierig, warum Sie auf manche Leute einen solchen Eindruck machen.«
»Tue ich das? Entschuldigen Sie, aber ich hatte Ihren Namen eben nicht verstanden.« Wieder reichte ich ihr höflich die Hand, und diesmal erwiderte sie meinen Gruß mit einer flüchtigen Berührung ihrer langen, kalten Finger.
»Caitlin Sutton«, sagte sie und lächelte – sehr süffisant, wie ich fand. »Meines Wissens kennen Sie Nate, meinen Verlobten.«
Nur mit Mühe schaffte ich es, nicht die Fassung zu verlieren, als mich die geballte Wucht ihrer Missbilligung traf. In ihrer schillernden Gegenwart fühlte ich mich unscheinbar und ungelenk. »Schön, Sie endlich kennenzulernen«, brachte ich schließlich heraus und wurde knallrot.
Wieder lächelte Caitlin, diesmal eine eiskalte Kopie des Lächelns, mit dem ihre Mutter mich heute Morgen bedacht hatte. »Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass Sie – ach, wie kann ich es nur diplomatisch sagen? – eine größere Herausforderung wären. Aber wie ich sehe, waren meine Sorgen unbegründet«, meinte sie von oben herab und zertrümmerte mit einem einzigen Satz mein ohnehin schon angeschlagenes Selbstbewusstsein. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr mich das erleichtert.«
»Tja, ich bin eben immer für eine
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