Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
Darnek. Aber das ist noch nicht alles.«
Ich stöhnte leise. »Was hat er sich noch eingebrockt?«
»Einiges«, versicherte mir Celia mit besorgter Miene.
Ich verschränkte die Arme und machte mich auf alles gefasst.
»Senator Darnek gehört zu einer kleinen Gruppe Kongressabgeordneter, die den Präsidenten zu Bauprojekten im Nahen Osten beraten sollten. Man hoffte, dass einige arabische Staaten für amerikanische Investitionen offen wären und sich im Gegenzug gesprächsbereit zeigen würden, was letztlich zur Konfliktlösung in der Region beitragen könnte. Eine Handvoll Politiker wurden vom Präsidenten persönlich ausgewählt, um geeignete Projekte zu finden.«
»Und was hat James damit zu tun?«
»FRS Construction, ein milliardenschweres Bauunternehmen, das von James vertreten wird, sah sich jüngst dem Vorwurf ausgesetzt, exklusive Bauverträge in Afrika und Asien durch großzügige Waffenlieferungen ergattert zu haben. Das ist natürlich längst nicht bewiesen, aber in der Politik zeigen Gerüchte ja oft mehr Wirkung als die Wahrheit. Die Affäre deines Bruders mit Mrs Darnek war in einschlägigen Washingtoner Kreisen übrigens seit Monaten bekannt – niemand hat darüber berichtet, aber die Presse wusste Bescheid. Problematisch wurde es erst, als der Entwicklungsausschuss des Präsidenten plötzlich einen wichtigen Auftrag an FRS Construction vergab – das war für die Presse natürlich ein gefundenes Fressen. Irgendjemand
muss es einem Senator aus den Oppositionsreihen gesteckt haben, der prompt Beschwerde beim Kongress eingereicht hat, und seit heute Morgen Punkt neun Uhr beherrscht der Fall die Nachrichten.«
Bei mir schlug die Nachricht ein wie ein Blitz. Ich versuchte, das Gehörte zu begreifen, konnte aber keinen klaren Gedanken fassen. Ich war wütend auf James, weil er sich so unsäglich dumm angestellt hatte, und genervt, weil er es mal wieder geschafft hatte, in Schwierigkeiten zu geraten, aus denen er allein nicht herauskommen würde – und ich war sauer auf mich, weil ich so begriffsstutzig gewesen war. Denn natürlich fiel mir sofort sein nächtliches Telefonat in meiner Wohnung ein, und auf einmal ergab alles einen Sinn.
»Ich glaube, er hat noch versucht, aus der Sache herauszukommen«, meinte ich und sah alles wieder ganz deutlich vor mir.
»Wie? Wo rauskommen?«
»Als er mich im Herbst besucht hat, habe ich eines seiner Telefonate mitbekommen, und da hat er gesagt, er wolle aus der Sache raus. Wahrscheinlich hat er diesen Auftrag gemeint. «
»Dann kann ich nur für ihn hoffen, dass er das auch beweisen kann«, erwiderte Celia. Ihre Miene war sehr ernst und angespannt. »Sonst sieht es ziemlich schlecht für ihn aus.«
»Und was ist mit der Frau?«
Celia winkte ab. »Elizabeth Darnek ist schon zu lange mit einem Politiker verheiratet, um sich von so etwas aus der Ruhe bringen zu lassen. Sie hat eine Pressemitteilung rausgeschickt, in der sie sich vorbehaltlos beim Kongress sowie bei ihrem Mann entschuldigt hat und alles James in die Schuhe schiebt. Sie behauptet, er habe die Affäre mit ihr nur angefangen, um durch sie Einfluss auf ihren Mann zu
nehmen. Um einen ansonsten geschätzten Senator nicht weiter zu beschädigen, wird der Kongress alles daransetzen, James durch den Schmutz zu ziehen – noch dazu, wo er so ein dahergelaufener Engländer ist.« Sie verdrehte die Augen.
»Ich muss ihn unbedingt anrufen.«
»Ich könnte mir vorstellen, dass er sein Handy längst abgeschaltet hat, Honey.«
»Dann versuche ich es eben unter seiner Privatnummer. Vielleicht hat die Presse die ja noch nicht rausbekommen.«
Celia ging zur Tür. »Dann will ich dich nicht stören. Möchtest du einen Kaffee?«
»Oh ja, bitte! Und danke – für alles.«
»Keine Ursache. Und jetzt ruf ihn an.«
Nachdem ich ein paarmal tief durchgeatmet und mich ein bisschen beruhigt hatte, wählte ich James’ Nummer. Nach dem fünften Klingeln meldete sich eine gedämpfte Stimme.
»Ja?«
»James, bist du das? Hier ist Rosie.«
Schweigen am anderen Ende der Leitung. »Rosie? Wie schön, dich mal wieder zu hören. Hier ist Hugh. Hugh Jefferson-Jones – erinnerst du dich noch an mich?«
Obwohl mir vor Aufregung fast schlecht war, musste ich lächeln. Zu wissen, dass James jetzt nicht allein war – und dass ausgerechnet der berühmt-berüchtigte Huge Jefferson-Jones ihm zur Seite stand –, erleichterte mich ungemein. »Natürlich erinnere ich mich noch an dich. Hi, Hugh. Hallo.«
»Toller Artikel
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