Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
übrigens, der da über dich in der Times stand«, dröhnte mir Hugh ins Ohr. Wie immer klang er, als habe er keine einzige Sorge auf der Welt.
»Danke. Sag mal, ist James bei dir?«
»Ja … ja, ist er. Ich versuche hier gerade meinen Teil beizutragen
und zu retten, was zu retten ist. Im Konsulat, meine ich.«
»Kann man ihn deswegen eigentlich anklagen?«
Ich hörte Hugh schwer seufzen und seine Worte mit äußerster Sorgfalt wählen. »Möglich ist es schon. Aber ich hoffe, dass sich die Angelegenheit vernünftig regeln lässt, wenn das Medieninteresse erst mal nachgelassen hat.«
»Und bis dahin? Solche Skandale können sich doch über Monate hinziehen, Hugh!«
»In der Tat. Aber wir wollen einfach mal hoffen, dass dem diesmal nicht so ist. Fürs Erste bleibt James hier bei mir – als Ehrengast des Generalkonsuls Ihrer Majestät sozusagen.« Er lachte schallend. »Wenn es ganz schlimm kommt, werde ich für ihn politisches Asyl beantragen – dann kommt er wenigstens vor ein britisches Gericht.«
»Nein, jetzt mal ganz im Ernst, Hugh: Kann James dafür im Gefängnis landen?«
»Zum jetzigen Zeitpunkt wäre es durchaus möglich, dass ein Zivilprozess gegen ihn angestrengt wird. Da er kein amerikanischer Staatsbürger ist, halte ich es für höchst unwahrscheinlich, dass er hier eine Haftstrafe absitzen muss. Ich habe ihm geraten, sich erst mal bedeckt zu halten und die Verhandlungen mir zu überlassen.«
»Kann ich irgendetwas für ihn tun?«
»Abwarten und Tee trinken, Rosie«, meinte er lachend. »Und hoffen, dass es nicht zur Anklage kommt.«
Kaum hatte ich aufgelegt, kam Celia wie auf ein Stichwort herein – zwar nicht mit Tee, aber wie versprochen mit Kaffee. Ich berichtete ihr, was Hugh gesagt hatte, und wartete gespannt auf ihre Reaktion.
»Dein Bruder könnte mit einem blauen Auge davonkommen, weil zum Zeitpunkt, als die Affäre publik wurde, noch keine Verträge unterzeichnet waren. FRS befand sich
lediglich in Verhandlungen. Wären die Aufträge bereits unter Dach und Fach gewesen, würde es weit schlimmer für ihn aussehen.«
»Wie ist die Presse eigentlich so schnell auf mich gekommen? «
»Also, von mir haben sie das nicht, das schwöre ich dir. Aber ich könnte mir vorstellen, dass jemand, der gerade nicht besonders gut auf dich zu sprechen ist, ihnen das gesteckt hat.«
»Mimi?«
»Möglich. Oder Philippe?«
Das hielt ich für eher unwahrscheinlich, zumal er jetzt ja wieder Mimis Nummer eins war. Vielleicht täuschte ich mich ja, aber ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, dass er so etwas tun würde. Außerdem wusste er wahrscheinlich gar nicht, dass ich einen Bruder hatte – ganz zu schweigen davon, dass dieser Bruder es immer wieder schaffte, sich gnadenlos dämlich anzustellen.
Ich rieb mir die müden Augen. »Immer wenn ich gerade das Gefühl habe, dass in meinem Leben endlich mal alles rund läuft, geht garantiert wieder irgendetwas schief. Und zwar so richtig.«
Celia lächelte mitfühlend. »So ist das Leben nun mal, Honey. Eigentlich solltest du doch mittlerweile daran gewöhnt sein.«
Ein kurzer Anruf bei meiner Nachbarin bestätigte meinen Verdacht, dass die Paparazzi noch immer in meiner Straße herumlungerten. Ich konnte also nicht nach Hause, was mich ziemlich nervte. Celia gab mir ihre Schlüssel, und ich flüchtete mich dann so bald wie möglich in ihre Wohnung. Am frühen Nachmittag rief Marnie mich an.
»Rosie, wir haben uns Sorgen um dich gemacht! Wie geht es dir?«
»Eigentlich ganz gut, nur leicht genervt, weil ich nicht nach Hause kann.«
»Was glaubst du, wie lange das noch so geht?«
Ich ging zum Fenster und schaute hinaus auf die Straße. »Keine Ahnung. Das Ganze ist so was von lächerlich! Statt mich hier in der Wohnung meiner besten Freundin zu verstecken, müsste ich jetzt eigentlich im Laden sein. Wir haben so viel zu tun, Marnie!«
»Wir schaffen das schon. Soll ich nach der Arbeit vorbeikommen und dir ein paar Sachen bringen?«
Ich war gerührt. Und wie erwachsen meine ausgeflippte Assistentin auf einmal klang! »Das wäre nett, danke«, meinte ich lächelnd.
Die nächsten paar Stunden versuchte ich mich irgendwie abzulenken, aber vergebens. Ich kam einfach nicht zur Ruhe. Unkonzentriert blätterte ich in Zeitschriften herum, zappte mich durch sämtliche Fernsehprogramme, hörte Musik – alles ohne Erfolg. Gerade überlegte ich, dass ich vielleicht einen Kuchen backen könnte, als von draußen ungewohnter Lärm heraufdrang. Ich
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