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Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Titel: Die wunderbare Welt der Rosie Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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er. »Wenn du nichts über dich erzählen willst, mache ich es eben.« Er ging durch den Laden und riss die Tür auf. »Liebe Bewohner Manhattans, dürfte ich Ihnen die formidable Rosie Duncan vorstellen, die jede geschäftliche Herausforderung mit Bravour meistert, sich aber vor Angst ins Hemd macht, wenn sie anderen ihr Herz öffnen soll …«
    »Du bist ja bescheuert!« Ich zerrte ihn zurück in den Laden und knallte die Tür zu. »Gut gemacht, Ed, ich bin beeindruckt! Eine absolut zutreffende Analyse meines Lebens vom großartigen Amateurpsychiater Ed Steinmann, der sich anmaßt, alle seelischen Abgründe seiner Mitmenschen zu durchschauen, sich aber selbst erstaunlich bedeckt hält, wenn es um seine eigenen Schwächen geht! Der furchtbar perfekte Mr Steinmann, der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der rundum glücklich und zufrieden ist und überhaupt keine Probleme hat!«

    Mein letzter Satz hallte im Laden wider wie ein Pistolenschuss. Schweigend starrten wir uns an, rangen nach Atem und nach Worten.
    Ed holte tief Luft und sah als Erster beiseite. »Da täuschst du dich, Rosie. Was weißt du schon von meinen Problemen? « Wie weggeblasen war die Wut, sie war einem leisen Trotz gewichen.
    »Und was weißt du schon von meinen?«, entgegnete ich. Meine Stimme klang dünn und zittrig. Tränen brannten in meinen Augen. Wir standen uns gegenüber wie zwei Revolverhelden kurz vor dem Showdown. Ich war fest entschlossen, nicht nachzugeben – bis Ed das Schweigen brach.
    »Danke für deine ehrlichen Worte. Wenigstens weiß ich jetzt, woran ich bin«, bemerkte er trocken, und da bekam ich es wirklich mit der Angst zu tun. Einer von uns würde nachgeben müssen. Ich machte einen Schritt auf ihn zu, suchte in seinem Gesicht nach der leisesten Spur einer Andeutung, dass er mir verzeihen würde.
    »Ed, es tut mir leid. Das hätte ich nicht sagen sollen. Es ist nur … Ich habe es nicht so gemeint. Es tut mir leid … lass uns wieder Freunde sein, ja?«
    Seine Schultern hoben und senkten sich schwer bei jedem Atemzug. Er hielt den Kopf gesenkt und blickte zu Boden, sein zerzaustes dunkles Haar verdeckte fast seine blauen Augen, deren Blick sich eben noch in die meinen gebrannt hatte. Gespannt wartete ich auf seine Antwort und hatte doch Angst vor dem, was er jetzt sagen würde. Mir kam es wie eine halbe Ewigkeit vor, ehe er endlich aufsah und mich anschaute. Er musterte mich so prüfend, als könnte er es noch immer nicht fassen, wie ich ihn so sehr verletzen konnte. Mein Puls legte währenddessen kräftig zu. So langsam fürchtete ich wirklich, unsere Freundschaft für ein billiges Wortgefecht aufs Spiel gesetzt zu haben. Außer dem
gleichmäßigen Ticken der Uhr hinter dem Ladentisch war es totenstill im Laden. Auch die Welt schien den Atem anzuhalten. Schaute zu. Wartete.
    Schließlich seufzte Ed und kam zu mir. Seine Umarmung war warm und verzeihend, sein Hemd streifte weich meine Wange. Erleichterung erfüllte mich, als ich mich an ihn schmiegte.
    »Es tut mir leid, Rosie …«, sagte er leise und streichelte meinen Kopf. »Ich habe es auch nicht so gemeint. Schon gut, alles ist wieder gut …«
    Und dann kamen mir die Tränen, ganz zaghaft erst, doch bald schon so heftig, dass ich laut an Eds Schulter schluchzte. Eine ganze Weile war nichts zu hören außer meinem Schluchzen und dem kräftigen Schlagen seines Herzens. Dann flüsterte er mir sanft etwas ins Ohr.
    »Aber es wird wirklich Zeit, dass du anfängst, ein bisschen zu leben. Mehr wollte ich gar nicht sagen. Du hast Freunde, die dich mögen, und diese Stadt, die nur darauf wartet, dass du dich in ihr vergnügst. Und vergiss nie, dass du uns alles anvertrauen kannst.«
    Langsam versiegten meine Tränen. Ich hob meinen Kopf, und unsere Blicke trafen sich.
    »Danke, Ed. Ich weiß, dass du mich magst und dass ich dir alles erzählen kann. Aber der Grund, weswegen ich nach New York gekommen bin … darüber kann ich noch nicht reden, weil ich es selbst noch nicht so ganz begriffen habe. Aber du wirst der Erste sein, der davon erfährt, wenn ich so weit bin, okay?«
    Ed schüttelte den Kopf, doch die Andeutung eines Lächelns spielte um seine Lippen. »Na gut. Du kannst dich verdammt glücklich schätzen, dass du mich zum Freund hast. Ich werde dich nämlich an dein Versprechen erinnern, Duncan.«

    Ich erwiderte sein Lächeln. »Tu das«, meinte ich und war froh, dem Thema, das ich mehr als alles andere fürchtete, mal wieder knapp entkommen zu sein.
     
    Wenn

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