Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
kurzen Unterhaltung über Lavendel beteiligt und ein bisschen belanglosen Smalltalk gemacht.
»Ja, komisch – Mimi Sutton meinte das auch schon. Wer hat sich denn nach mir erkundigt?«
» Alle , Schätzchen! Angelika, Henrik, Jane, Brent. Eben habe ich übrigens mit Brent gesprochen, und er hat mir erzählt, dass ihr euch bei Mimi über den Weg gelaufen wärt. Ich hatte den Eindruck, dass er ziemlich angetan ist von dir. Er meinte, du wärst die englische Sandra Bullock!«
»Ich sehe überhaupt nicht aus wie Sandra Bullock«, entgegnete ich.
»Natürlich tust du das, Rosie! Alle sagen das! Mimi meinte das auch auf der Party zu mir, und diesen Ed – du weißt schon, der aus deinem Laden – habe ich das auch mal sagen hören.«
» Ed hat das gesagt?«, fragte ich entgeistert. »Okay, ich habe dunkle Haare und dunkle Augen, aber da hören die Ähnlichkeiten auch schon auf. Ich meine, wenn Sandra Bullock ein paar Kilo zulegen würde, dann vielleicht …«
Aber für Celia schien das Thema erledigt. »Na ja, ist ja auch egal, Rosie – du bist auf jeden Fall ein absoluter Volltreffer ! Was habe ich dir gesagt? Also, pass auf, mein Redakteur meinte, ich solle mir was Interessantes überlegen – du weißt schon, spannende Leute von der West Side, über die ich in der neuen Kolumne schreiben könnte –, und da dachte ich mir, das wäre doch die Gelegenheit, dir endlich ein bisschen Publicity zu verschaffen! Komm morgen um eins vorbei, dann besprechen wir alles Weitere. Mach’s gut, ich muss los.«
Und schon hatte sie aufgelegt.
Langsam ließ ich den Hörer sinken und nahm mir meinen
Kalender vor. Mein Verstand lief plötzlich auf Hochtouren. Warum interessierten sich seit dieser Party auf einmal alle für mich? Ich verstand es einfach nicht. Die Frage wollte mir auch dann nicht aus dem Kopf, als ich mir eine Hühnchenbrust grillte und einen großen Salat machte. Während ich aß, wanderte mein Blick immer wieder zu meinem aufgeschlagenen Terminkalender. Obwohl ich die Aussicht, in der Times porträtiert zu werden, ziemlich aufregend fand, schien mir doch eine gewisse Vorsicht geboten.
Mit Publicity ist das so eine Sache. Es kann ein durchschlagender Erfolg sein – oder aber voll nach hinten losgehen. So wie beispielsweise als meine Mutter vor ein paar Jahren eine Anzeige in der Lokalzeitung aufgegeben hatte: »Bei Eadern Blooms in der ersten Maiwoche alles zum halben Preis«. Doch irgendwo zwischen dem Fax meiner Mutter und der Drucklegung der Zeitung war aus »Eadern Blooms« dann »Eadern Bloomers « geworden, und eine ganze Woche lang rannten ihr vorwiegend ältere Herrschaften den Laden ein und suchten vergeblich Schlüpfer zum Schnäppchenpreis. Oder damals, als mein Bruder James mit seiner ersten Geschäftsidee in der Zeitung war: Das Foto zeigte ihn mit seiner Freundin, die – dem Artikel zufolge – seit drei Jahren mit ihm zusammen sei und sich freue, in naher Zukunft Mrs James Duncan zu werden. Das Problem war nur, dass vier weitere Frauen, mit denen mein Bruder auch zusammen war, den Artikel ebenfalls lasen. Plötzlich standen sie alle bei uns vor der Tür, und dann war der Teufel los. Beinahe hätte sich erfüllt, wovon James schon als kleiner Junge geträumt hatte – einmal mit Blaulicht und lautem Tatütata in einem Krankenwagen zu fahren …
Diese misslichen Begebenheiten hatte ich warnend im Hinterkopf, als ich beschloss, mich morgen wie geplant mit Celia zu treffen, ihr Angebot jedoch höflich abzulehnen.
Wir konnten uns bei Kowalski’s wirklich nicht beklagen: Das Geschäft mit den Stammkunden lief gut, und dank Mimi Suttons Auftrag für den Großen Winterball sah es auch in Sachen Events bestens aus. Die Publicity aus der »West Siders«-Kolumne würde uns womöglich mit Aufträgen überschütten, die wir so kurzfristig gar nicht bewältigen konnten – und das wäre schlechte Publicity. Oder anders ausgedrückt: Lieber erst laufen lernen, bevor man losrennt. Zurzeit fand ich die Gewichtung von eher kleinteiligem Tagesgeschäft und größeren Aufträgen genau richtig. Ich sah keinen Sinn darin, größenwahnsinnig zu werden und das zu opfern, was – meiner Ansicht nach – Kowalski’s von allen anderen Floristen in New York unterschied und zu etwas ganz Besonderem machte. Nachdem ich diesen Beschluss gefasst hatte, ging ich zufrieden zu Bett und schlief sofort ein.
Doch in der Nacht träumte ich lebhaft. Mit Schallgeschwindigkeit blitzten die Bilder durch meinen Kopf – ein
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