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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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zurückgekehrt.“
    „Beim allmächtigen Gott“, sagte Corcoran, der ja bekanntlich ein philosophischer Mensch war, nachdenklich, „es steht geschrieben: ‘Wer sich des Schwertes bedient, wird durch das Schwert umkommen.’ Dieser arme Robarts tut mir leid, doch er war ein schlechter Charakter. Er war zu ehrgeizig, und das schadet immer. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte ich wohl schon ein Loch im Kopf. Beerdigen wir ihn, wie es einem Christenmenschen geziemt, und verlieren wir kein Wort mehr darüber.“
     
     
18.
Wie durch Corcorans Initiative die Dividende der Ostindischen Kompanie auf ein Nichts reduziert wird, was einige Großaktionäre laut aufseufzen läßt
     
    Währenddessen konnte Colonel Barclay, obwohl ihm die siegreichen Marathen ziemlich zusetzten, verhindern, daß sein Rückzug in heillose Flucht ausartete. Er zog sich langsam zurück, leistete dem Feind ständig Widerstand, wenn ihn dieser angriff, und fand schließlich Unterschlupf in einer Befestigung, die seinem Verbündeten Rao gehört hatte und die einen Teil des Narbadaflusses beherrschte. Seine Armee war inzwischen auf die Mannschaftsstärke von drei europäischen Regimentern zusammengeschmolzen, denn die übrigen Sepoys waren geflohen oder hatten sich Kapitän Corcoran angeschlossen. Der Narbada, der hier eine Schleife wie die Seine zwischen der Concordebrücke und Saint-Denis machte, umspülte von zwei Seiten die Befestigung, die auf einer Anhöhe lag und von zahlreichen Kanonen verteidigt wurde.
    Als Kapitän Corcoran die Befestigungsanlagen genau inspiziert hatte und im Begriff war, an geeigneter Stelle mit den Schanzarbeiten für eine Sappe zu beginnen, wurde ihm ein englischer Parlamentär gemeldet.
    Corcoran ließ sich den Engländer vorführen. Der Offizier präsentierte sich hochfahrend. Es war der verdienstvolle Hauptmann Bangor, der sich im Krieg gegen die Sikhs dadurch hervorgetan hatte, daß er nach dem Sieg mit erstaunlicher Kaltblütigkeit alle seine Gefangenen erschossen hatte. In Anerkennung dieser glorreichen Tat hatte ihn die Ostindische Kompanie befördert und ihm eine Summe von zweitausend Rupien – das waren etwa achtzigtausend Franc – übergeben.
    Corcoran empfing ihn mit ausgesuchter Höflichkeit.
    „Sir“, sagte der Engländer, „Colonel Barclay schickt mich, um ihnen Frieden anzubieten.“
    „Sehr schön“, erwiderte Corcoran gut gelaunt. „Der Frieden ist die herrlichste Sache auf Erden, vor allem, wenn die Bedingungen gut sind.“
    „Sir, sie sind besser als alles, was Sie hoffen könnten“, sagte Bangor.
    Diese Eröffnung ließ Corcoran lauthals auflachen.
    „Colonel Barclay“, fuhr Bangor fort, „bietet Ihnen Leben und Freiheit für Sie selbst und Ihre europäischen Begleiter, falls Sie welche dabeihaben; er hat sogar nichts dagegen, wenn Sie Ihre ganze Bagage und eine Geldsumme mit sich nehmen, die hunderttausend Rupien nicht übersteigt.“
    „Oho, aha, hm, hm“, sagte Corcoran, „der Colonel ist ja wirklich großzügig, man merkt, daß er ein praktisch denkender Mensch ist. Aber welche Bedingung ergibt sich für mich?“
    „Die Bedingung für Sie“, fuhr Bangor fort, „ist die, daß man die gröbliche Verletzung der Menschenrechte, die Sie begangen haben, als Sie als Bürger einer neutralen Nation Krieg gegen die Ostindische Kompanie führten, vergessen wird, wenn Sie sich schleunigst aus Bhagavapur zurückziehen, um den englischen Truppen den Einmarsch zu ermöglichen.“
    „Ist das alles?“ fragte Corcoran.
    „Ich vergaß eine der Hauptbedingungen“, setzte der Engländer noch hinzu. „Colonel Barclay fordert, daß Sie ihm die Tigerin, die Sie ständig mit sich herumführen, übergeben, denn er hat sie als Schaustück für das Britische Museum in London bestimmt. Natürlich wird man sie von einem der besten englischen Präparateure konservieren lassen.“
    Bei dem Wort „konservieren“ ließ Louison ein Fauchen hören, daß Bangor in die Knochen fuhr.
    „Demnach wollen Sie sie wohl gleich erschießen lassen?“ fragte Corcoran weiter.
    Der Engländer hatte nur noch die Kraft, bejahend zu nicken. Das Wort „erschießen“ ließ Louison brüllen, als hätte man ihr drei Kugeln aufs Fell gebrannt. Sie betrachtete Bangor mit einem derart abschätzenden Blick ihrer meergrünen Augen, daß dieser die Hoffnung aufgab, in seinem Leben nochmals ein saftig gebratenes Steak essen zu können, sondern fürchtete, jeden Augenblick selbst zum Steak zu werden.
    „Sir“, sagte er

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