Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran
Brahma und Wischnu aus ihrem Feuerhimmel herabsteigen, um die Engländer ins Meer zu werfen? Sie wissen sehr wohl, daß hinter den tausendsiebenhundert Soldaten, die mir verblieben sind, die ganze mächtige Ostindische Kompanie steht, deren Sitz in London ist und die hundert-, zweihundert-, dreihundert-, wenn nötig sogar vierhundert- oder fünfhunderttausend Menschen nach Kalkutta schicken kann. Wie groß auch Ihr Mut sein wird – und Sie können sicher sein, wir haben in Indien noch nie gegen einen so klugen und unerbittlichen Gegner wie Sie gekämpft –, eines Tages werden Sie doch fallen, dessen können Sie gewiß sein. Also, lassen Sie sich nicht töten. Werden Sie von mir aus König, wenn Sie Lust dazu haben. Regieren Sie, herrschen Sie, administrieren Sie, verabschieden Sie Gesetze; wir werden Ihnen nichts Böses tun. Mehr noch, wir werden Ihnen helfen; dafür verbürge ich mich im Namen der Kompanie. Ihre Feinde werden die unseren sein, und unsere Soldaten werden Ihnen zu Diensten stehen.“
„Besten Dank für das großzügige Angebot“, antwortete Corcoran, „aber ich fürchte niemanden, und Ihre Soldaten werden mir auch nicht zu Diensten stehen.“
„Denken Sie nach…, man braucht immer jemanden…, vor allem die Ostindische Kompanie.“
Corcoran schwieg für einen Augenblick.
„Und um welchen Preis“, fragte er schließlich, „bieten Sie mir Ihre Allianz an? Denn ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie etwas umsonst bieten?“
„Ich stelle nur zwei Bedingungen“, sagte der Engländer. „Die erste ist die, daß Sie zwanzig Millionen Rupien im Jahr an die Kompanie zahlen, und…“
„Lieber Freund“, unterbrach ihn Corcoran, „Sie machen einen großen Fehler. Sie reden immer nur vom Geld. Ich habe in Saint-Malo einen Gerichtsvollzieher gekannt, der Ihnen wie ein Wassertropfen dem anderen glich. Er war lang, hager, trocken, traurig, hart und redete nur mit Leuten, um ihnen ihr Portemonnaie zu leeren.“
„Sir“, erwiderte Barclay von oben herab, „der Gerichtsvollzieher, von dem Sie sprechen, hatte nicht ganz Britannien hinter sich!“
„Zum Teufel! Wenn ganz Britannien hinter Ihnen steht, dann stand hinter ihm ganz Frankreich, vor allem die Gendarmerie, die wie sein Glorienschein war. Wenn ich ihn manchmal vor Gericht ‘Silentium’ sagen hörte, mit einer so imposanten und wohltönenden Stimme, daß Sie ihn beim ersten Augenschein für Karl den Großen gehalten hätten…“
„Sir“, fiel ihm Barclay ungeduldig ins Wort, „lassen wir bitte Ihre Geschichten aus Saint-Malo, von Karl dem Großen und dem Gerichtsvollzieher. Wollen Sie der Kompanie einen jährlichen Tribut von zwanzig Millionen Rupien zahlen, ja oder nein?“
„Wenn ich sie bezahlte“, erwiderte Corcoran, „wer würde Sie mir zurückerstatten, woher sollte ich sie nehmen? Meine Mittel, ausgenommen meine Brigg, kann ich bequem in eine meiner Taschen stecken.“
„Wer spricht von Ihren gegenwärtigen Mitteln. Verdoppeln, verdreifachen Sie die Steuern; ihr Volk wird bezahlen.“
„Und wenn es revoltiert? Wenn es sich weigert, die Steuern zu bezahlen?“
„Na, dann kommen wir Ihnen zu Hilfe.“
„Das ist einer Überlegung wert.“
Im Grunde war er mit seinen Überlegungen schon zu einem Ergebnis gekommen oder vielmehr – es gab eigentlich nichts mehr zu überlegen, aber er wollte gern soviel wie möglich über die Pläne der Engländer erfahren.
„Und welches wäre Ihre zweite Bedingung?“
Der Colonel schien zunächst ein wenig mit der Antwort zu zögern, doch dann sagte er entschlossen:
„Hören Sie, Kapitän. Ich habe Vertrauen zu Ihnen, vollstes Vertrauen, das schwöre ich Ihnen, es liegt also nicht an mir…, nun… ja, die Kompanie hätte gern Garantien. Was würden Sie zum Beispiel dazu sagen, wenn mit Ihnen zusammen ein englischer Offizier regieren würde, der, sozusagen, Ihr Freund wäre, der…“
„… alle meine Aktionen überwacht und darüber dem Generalgouverneur Bericht erstatten würde, nicht wahr?“ Corcoran lächelte. „Dieser Freund würde nur auf die Gelegenheit warten, mir im geeigneten Augenblick den Hals umzudrehen, wie Sie es für Holkar vorgesehen hatten. Sie nennen ihn einen Freund, ich würde es vorziehen, ihn als Spion zu bezeichnen.“
„Sir!“ entrüstete sich Barclay.
„Erregen Sie sich nicht. Ich bin ein echter Seemann und nicht gerade wohlerzogen. Ich nenne die Dinge bei ihrem Namen. Ich will nichts von Ihnen. Ich behalte meine Rupien, behalten Sie Ihren
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