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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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hatte er daran gedacht, sie zu vergiften, doch Louison nahm nichts von ihm an, denn Corcoran hatte ihr untersagt, außerhalb des Palastes zu fressen, was Louison natürlich mißfiel. Ihr einziger Fehler war die Naschsucht. Niemand ist eben vollkommen.
    Lakman, der bald einsah, daß ihr so nicht beizukommen war, nahm sie mit außerhalb Bhagavapurs, denn er hoffte, daß der Anblick des Dschungels Louison in Versuchung führen würde und sie auf Nimmerwiedersehen verschwände. Louison folgte ihm auch voller Vergnügen, wenn er in die Berge ritt oder in den Dschungel drang, doch sie kehrte immer wieder zu ihm zurück, wenn er sich auf den Rückweg machte.
    Indes, er mußte sie um jeden Preis loswerden. Eines Morgens nahm er sie in die Festung von Ayodhya mit, zehn Meilen von Bhagavapur entfernt, die ihm gehörte und deren Garnison ihm ergeben war. Auf der Spitze des Hauptturmes, der das Tal des Narbada beherrschte und von wo man den größten Teil der blauen Kette des Ghatsgebirges erkennen konnte, befand sich ein Raum, in dem der ganze Boden – außer einem kleinen rechteckigen Stück – eine Falltür war. Von dort ließ der Zemindar seine ungeliebten Freunde sechzig Fuß tief in ein Burgverlies fallen.
    Zusammen mit Louison bestieg er den Turm.
    Als er oben angekommen war, öffnete er, noch immer gefolgt von seinem Schatten, die Tür. Die Tigerin, neugierig wie alle Frauen und Katzen, darüber hinaus etwas verärgert wegen der Dunkelheit auf der Treppe, die sie soeben heraufgestiegen waren, hatte nichts weiter gesehen als das offene Fenster, hinter dem die herrliche Landschaft lag, die nicht ihresgleichen hatte in der Welt, so daß sie ihre natürliche Vorsicht vergaß und in den Raum sprang. Und darauf hatte der schurkische Lakman nur gewartet.
    Die Falltür, deren Mechanismus Lakman betätigt hatte, gab plötzlich unter dem Gewicht unserer armen Freundin nach, und sie fiel, ohne sich irgendwo anklammern zu können, in die Tiefe. Sie hatte nicht einmal Zeit zu brüllen und die göttliche Gerechtigkeit gegen den Brahmanen herbeizuwünschen. Ihr Aufprall verursachte ein dumpfes Geräusch, als wenn man eine Weintraube gegen eine Wand wirft. Lakman beugte sich über die Öffnung, hörte auf Geräusche aus der Tiefe, konnte jedoch nichts wahrnehmen, ließ, da er nun endlich freie Hand hatte, ein höhnisches Gelächter erschallen, daß selbst seinen Vetter, den Teufel in der Hölle, hätte erschauern lassen, und schloß die Falltür wieder. Dann lief er die Treppe hinab, stieg in seine Sänfte, gab vor, nach Bombay zu wollen, damit man glauben sollte, er würde um Asyl bei den Engländern nachsuchen, ließ sich jedoch heimlich nach Bhagavapur in sein Haus bringen. Niemand hatte ihn dabei beobachtet, und niemand wußte, daß er wieder in der Stadt war.
    Alles war vorbereitet. Der einzige Zeuge für seine Aktion, dessen Anwesenheit und Krallen er fürchten mußte, war beseitigt, und der Tag des Verbrechens nahte. Corcoran, der mit anderen Sorgen beschäftigt war, zumal er glaubte, Lakman sei nach Bombay gereist, war insgeheim froh, daß der Verräter geflohen war und ihm somit erspart blieb, den Verschwörer zu bestrafen. Aber in diese Genugtuung mengte sich ein bitterer Beigeschmack. Er wunderte sich, daß Louison nicht wieder aufgetaucht war, die ihm doch sonst so pünktlich ihre Aufwartung machte, vor allem zur Essenszeit. Er fürchtete, daß sie den Verlockungen eines Lebens in Freiheit nicht hatte widerstehen können. Er bezichtigte sie der Undankbarkeit. Ach ja, arme Louison! Er hatte keine Ahnung von dem schnöden Verrat, dessen Opfer sie geworden war. Noch viel weniger wußte er, wo sich sein feiger Mörder befand.
    Endlich war der Tag angebrochen, an dem die Versammlung der Volksvertreter der Marathen stattfinden sollte. Eine unübersehbare Menschenmenge strömte durch die Straßen und ergoß sich auf die Plätze Bhagavapurs. Sechshunderttausend Hindus, die aus dem Umkreis von dreißig Meilen in die Hauptstadt gekommen waren, priesen den Namen von Corcoran Sahib und der schönen Sita, der letzten der Raghuiden.
    Beide waren in Gold und Silber gekleidet, mit Diamanten und Steinen von unschätzbarem Wert geschmückt. Majestätisch bewegten sie sich auf ihrem Elefanten Scindiah durch die Menge, die die unvergleichliche Schönheit Sitas bewunderte. Als sie, von allen Volksvertretern gefolgt, in der großen Pagode von Bhagavapur dem leuchtenden Indra, dem höchsten Wesen alles Seins, Vater der Götter und Menschen, ihre

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