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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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denkst, und das weiß ich jetzt. Doch wenn du die Waffen gegen mich erhebst, wenn du versuchst, mich zu ermorden, bist du ein toter Mann. Ich werde dir heute einen Aufpasser zur Seite geben, der dich niemals verlassen und mich über all deine Pläne unterrichten wird. Er ist diskret, er ist stumm. Vor allem ist er unbestechlich, denn er hat nur frugale Bedürfnisse, und ausgenommen Zucker mag er nichts, was andere Menschen verführen könnte. Ihn zu erschrecken ist nutzlos. Sein Mut und seine Ergebenheit sind über jeden Zweifel erhaben… Kurz gesagt: Es ist Louison.“
    Bei diesen letzten Worten erbleichte Lakman und zitterte am ganzen Körper.
    „Fürst Corcoran“, sagte er, „habt Erbarmen mit mir. Ich…“
    „Du hast nichts zu befürchten“, sagte der Bretone. „Wenn du mir ergeben bist, wird Louison deine Freundin sein. Wenn du konspirierst, wird sie, die alles weiß, es bald erfahren und mich informieren, oder noch besser – sie wird mit einem Tatzenschlag jeder Konspiration und jedem Konspirateur ein Ende machen… Louison, meine Schöne, gib Sugriva eine Probe deiner Klugheit. Wer ist die Perle dieser glanzlosen Welt?“
    Louison legte sich zu Sitas Füßen nieder und betrachtete sie zärtlich.
    „Sehr gut“, fuhr Corcoran fort. „Und jetzt schau dir diesen Brahmanen an. Ist das ein Mann, dem man vertrauen kann, ja oder nein?“
    Die Tigerin ging langsam auf den Brahmanen zu, musterte ihn mit einem argwöhnischen Blick und schaute Corcoran aus Augen an, deren Ausdruck keinen Zweifel zuließ.
    „Wie du siehst, Sugriva“, sagte Corcoran, „gibt sie mir zu verstehen, daß sie den Geruch eines Schurken gewittert hat, der ihr Abscheu einflößt… Louison, überwache ihn, und wenn er Verrat begehen sollte, dann bring ihn um.“
    Mit diesen Worten verabschiedete er den Brahmanen, der kreidebleich den Palast verließ. Hinter ihm marschierte die Tigerin mit bewundernswerter Würde. Man sah sofort, daß sie beauftragt worden war, über das Wohl des Staates zu wachen.
     
     
22.
Unvorhergesehene Katastrophe
     
    Die Großzügigkeit Corcorans – wenn auch nur aus der Verachtung gegenüber dem Brahmanen geboren – berührte das verhärtete Herz Lakmans nicht. Er setzte seine Konspiration in aller Stille fort, aber er verwarf den Plan wieder, den er vorbereitet hatte und der vorsah, zunächst in den Straßen von Bhagavapur einen bewaffneten Aufruhr herbeizuführen. Louisons Gesellschaft, der zu entgehen ihm nur selten gelang, hinderte ihn, sich beliebig mit den anderen Verschwörern zu treffen. Er war nahe daran, zu glauben, daß die Tigerin durch besonderen Einfluß Brahmas in der Lage war, in seinem Herzen zu lesen und alle Gedanken zu erraten.
    Währenddessen hatte er jedoch ganz öffentlich fünf oder sechs Fässer Pulver, von denen er behauptete, es sei Wein, in sein Haus schaffen lassen. Louison, obwohl sehr neugierig, kam nicht hinter dieses Geheimnis, und Sugriva dachte, daß sich der Brahmane damit tröste, einen guten Tropfen im Haus zu haben. Mehrmals spielte er Lakman gegenüber auf die Weinfässer an, worauf ihm dieser für den nächsten Tag eine Kostprobe dieses erlesenen Weines versprach. Es sei, so behauptete er, Chateau Margaux allerbester Qualität.
    Und während er nach außen hin immer freundlich tat und sich nur um sein Wohlergehen zu kümmern schien, bereitete er insgeheim einen schrecklichen Anschlag vor. Er hatte einen unterirdischen Raum von hundert Schritt Länge freigelegt, der sein Haus durch einen nur ihm bekannten Geheimgang mit einem Keller unter Holkars Palast verband. In diesen Keller, der unter dem großen Saal lag, in dem die erste Sitzung eines zukünftigen Parlaments der Marathen stattfinden sollte, hatte Lakman durch zwei ihm ergebene Diener die sechs Fässer Pulver bringen lassen. Er selbst hatte Louisons zeitweilige Abwesenheit – die jeden Tag zweimal in den Palast rannte, um Corcoran zu sehen –, genutzt, um die Zündschnur zu legen, die dazu bestimmt war, das Pulver zur Explosion zu bringen und zugleich mit Corcoran und Sita die mächtigsten Radschas des Marathenreiches, die ihm den Thron hätten streitig machen können, in die Luft zu sprengen.
    Louison hatte von diesem Treiben nichts gemerkt. Drei Viertel des Tages erledigte sie ihre Pflicht gewissenhaft, folgte dem Brahmanen Schritt auf Schritt und beobachtete ihn voller Mißtrauen. Der hingegen verhielt sich ihr gegenüber immer höflich und schmeichelnd und versuchte ihr Wohlwollen zu erlangen. Zuerst

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