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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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zu sein. Ich brenne nicht vor Ehrgeiz, das Marathenreich zu regieren. Wenn ich einverstanden war, mir die Krone aufzusetzen, so nur deshalb, um den Unberührbaren wie den Brahmanen, den armen Bauern und den reichen Zemindars Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Wenn man mich daran hindern will, werde ich meine Krone in die Ecke legen und sofort mit Sita, die ich mehr liebe als Sonne, Mond und Meer, abreisen. Danach könnt ihr euch mit Barclay arrangieren, wie ihr wollt. Wenn er euch ausplündert und ruiniert, so ist das eure Sache. Ich liebe die Menschen so, daß ich mich für sie aufopfere, jedoch nicht um den Preis, mich deswegen von ihnen opfern zu lassen.“
    „Je länger ich Ihnen zuhöre“, sagte Sugriva nach einigem Nachdenken, „desto mehr glaube ich, daß Sie die elfte Inkarnation Wischnus sind, so viel Sinn und Verstand steckt in Ihren Worten.“
    „Wenn ich Gott Wischnu wäre“, entgegnete der Bretone lachend, „müßtest du mir bedingungslos gehorchen. Laß also meine Proklamation anschlagen und einen großen Saal für die Repräsentanten des Marathenvolkes herrichten, denn ich will in drei Wochen die erste Nationalversammlung der Marathen eröffnen.“
    Louison, die dieses Gespräch mit angehört hatte, lächelte still vor sich hin. Sie rechnete damit, ihren Platz zur Rechten des Thrones, neben Corcoran Sahib und der schönen Sita, zu erhalten. Vielleicht träumte sie auch von neuen und schrecklichen Gefahren, denen ihr Freund entgegenschritt.
     
     
21.
Von der Freundschaft, die Corcoran dem Zemindar Lakman erweist, und von den Pflichten der Freundschaft
     
    Doch die Schwierigkeiten waren nicht etwa zu Ende. Die meisten Zemindars ertrugen nur widerwillig ihren neuen Herrn. Mehrere unter ihnen hatten darauf gehofft, Sitas Hand zu erhalten und Holkars Erbe zu werden. Alle hätten gewünscht, unabhängig zu sein, jeder in seiner Provinz, und die Tyrannei und Selbstherrlichkeit wie in den guten alten Zeiten des vorhergehenden Fürsten fortzusetzen. Dennoch wagte niemand, offen gegen Corcoran zu intrigieren. Man fürchtete und man respektierte ihn. Viele Menschen aus dem Volk hielten ihn, wie Sugriva schon bemerkt hatte, für die elfte Inkarnation Wischnus; und Louison, deren scharfe Krallen zu so vielen Heldentaten beigetragen hatten, galt als die furchtbare Kali, Göttin des Krieges, deren Blick niemand ertragen kann. Wenn man ihr in den Straßen von Bhagavapur begegnete, hob man die Hände zum Gruß und erwies ihr beinahe göttliche Ehren.
    Ein einziger Mann hielt den Moment für gekommen, sich des Thrones zu bemächtigen und Corcoran zu ermorden.
    Er war einer der reichsten und einflußreichsten Zemindars, Brahmane von edler Geburt, namens Lakman, der glaubte, seinen Stammbaum von Ramas Bruder herleiten zu können und somit legitime Rechte auf das Reich Holkars zu haben. Zu Lebzeiten des letzteren hatte er mehrfach versucht, sich unabhängig zu machen, und zusammen mit Barclay gegen Holkar intrigiert; nach der Niederlage der Engländer jedoch war er der erste, der Corcoran Sahib huldigte und sich ihm zu Füßen warf.
    Im Grunde wartete er nur auf eine günstige Gelegenheit, seine Interessen zu wahren und das Volk gegen Corcoran aufzuwiegeln. In seinem Haus versammelte er alle Unzufriedenen; er beklagte sich, daß man das heilige Gesetz Brahmas verletzt habe, indem man Holkars Krone einem Abenteurer aus Europa zugeschanzt habe; er forderte die Rückkehr zu den alten Sitten und Gebräuchen; er bezichtigte Corcoran, Stiefel aus Rindsleder zu tragen (was übrigens stimmte und in den Augen der Marathen ein schreckliches Vergehen war, das sich aber wiederum – so erklärten Corcorans Anhänger – eben nur ein gottgleiches Wesen leisten könne); schließlich bestückte er seinen Palast mit neuen Kanonen und ließ von allen Seiten Kugeln und Pulver herbeischaffen.
    Sugriva war über diese Aktivitäten unterrichtet und wollte ihm den Kopf abschlagen lassen, bevor er Zeit finden würde, gefährlich zu werden, doch Corcoran widersetzte sich diesem Ansinnen.
    „Maharadscha“, sagte der treue Brahmane, „Ihr glorreicher Vorgänger Holkar hätte nicht so lange gewartet. Beim geringsten Verdacht hätte er dem Verräter hundert Peitschenhiebe auf die Fußsohlen verabreichen lassen.“
    „Mein Freund“, erwiderte der Bretone, „Holkar hatte seine Methoden, die, wie du ja selbst gesehen hast, nicht verhindert haben, daß er verraten wurde. Ich habe die meinigen. Es ist an Brahma, Verbrechen zu ahnden, denn

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