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Die Wunderheilerin

Die Wunderheilerin

Titel: Die Wunderheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Gesicht ein leises Lächeln lief, dann drehte sie sich um und ging davon, ohne darauf zu achten, ob Regina ihr folgte.

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    Adam hatte kein Wort darüber verloren, als Priska ihm ihre Schwester als neue Magd vorstellte. Er hatte sie angesehen und genickt, dabei aber so gleichgültig gewirkt, als sähe er sie zum ersten Mal.
    «Kannst du sie ertragen?», hatte Priska später gefragt.
    «Warum nicht?»
    «Nun, sie war es, die Baptist und dich beim Rat angezeigt hat.»
    Adam hatte mit den Schultern gezuckt. «Das ist nicht mehr wichtig.»
    «Nicht mehr wichtig, Adam? Sie hat deinen Liebsten auf dem Gewissen!»
    Er antwortete nicht. Priska stand auf, trat zu ihm an seinen Arbeitstisch, legte ihm die Hand auf die Schulter. Er zuckte zusammen und drehte sich weg.
    «Was ist los mit dir, Adam? Als Baptist tot war, hast du begonnen zu schweigen. Ich dachte damals, dass es von der Trauer käme. Doch das ist nun schon Jahre her. Du hast nicht mehr gelacht seither, es sei denn mit Nora. Du redest nicht mehr mit mir, du isst ohne Appetit, du ziehst dich von der Welt zurück. Einzig deine Kranken und deine Experimente interessieren dich noch.»
    «Was erwartest du, Priska? Glaubst du, ich könnte lachenund feiern mit all der Schuld, die ich auf mich geladen habe? Nein, ich habe nicht nur Baptists Leben zerstört, sondern auch deines. Du liebst einen anderen. Ich bin dir noch nicht einmal mehr ein guter Freund.»
    Gern hätte ihm Priska widersprochen, doch sie tat es nicht. Er hatte Recht.
    «Wie geht es deinen Kranken?», fragte sie und erwartete im Grunde keine Antwort darauf, denn auch über seinen Beruf sprach Adam nicht mehr.
    «Es geht ihnen so gut wie möglich. Aber es reicht nicht. Sie sterben.»
    «Kommst du nicht voran mit deinen Experimenten?»
    Er schüttelte den Kopf, stand auf. «Lass es gut sein, Priska.»
    Jetzt wurde sie ärgerlich. Sie stampfte mit dem Fuß auf. «Nein, Adam. Ich lasse es nicht gut sein. Du versinkst im Selbstmitleid. Um dein Unglück drehen sich alle deine Gedanken. Um deine Ziele dreht sich der Rest.»
    «Das denkst du?», fragte er und sah sie so verwundert an, als hätte sie in einer fremden Sprache zu ihm gesprochen. «Das denkst du? Du glaubst, ich versinke im Selbstmitleid?»
    «Ist es nicht so?»
    Er zuckte mit den Achseln. «Nein, ich glaube nicht. Es ist mir vollkommen gleichgültig, was mit mir geschieht. Ich lebe nicht mehr, Priska. Ich atme. Und allein das erfordert meine ganze Kraft.»
    Mit diesen Worten ging er aus dem Zimmer.
    «Und deine Schwester?», rief Priska ihm hinterher. «Deine Schwester ist seit Wochen verschwunden. Warum kümmerst du dich nicht wenigstens um ihr Schicksal?»
    Er blieb stehen, schloss die Tür, die er schon aufgemacht hatte, wieder hinter sich, lehnte sich mit dem Rücken daran. «Vielleicht liegt ein Fluch auf unserer Familie», erwiderte er leise. «Die Pelzhändlerin Sibylla, meine Stiefmutter, hat viel Kummer gehabt in ihrem Leben. Auch Eva ist mit dem Leid vertrauter als mit der Freude. Vielleicht sind wir einfach nicht dafür gemacht, glücklich zu sein. Vielleicht fehlt uns die Begabung zum Glück.»
    «Das ist Geschwätz, Adam. Worte, die niemandem helfen und nichts erklären. Sorgst du dich nicht um sie?»
    «Doch, das tue ich. Aber ich kann ihr nicht helfen.»
    Er drehte sich um und öffnete erneut die Tür.
    «Du machst es dir zu einfach», rief Priska ihm nach, doch er hörte sie nicht mehr.
    Am Abend ging sie zu Aron. Mehr als je zuvor wollte sie mit ihm leben, wollte nur ihm angehören. Doch, obwohl Adam sie jeden Tag mehr enttäuschte, fühlte sie sich immer noch nicht frei, den Wünschen ihres Herzens zu folgen. Aron war ein wenig enttäuscht, doch er versprach wiederzukommen. Diesmal blieb Priska nicht über Nacht, sie hatte Angst vor der üblen Nachrede Reginas. Mit schwerem Herzen ging sie in der Nacht zurück in das Haus in der Klostergasse. Die nächste Messe war so weit weg, sie wusste gar nicht, wie sie die Zeit überstehen sollte.
     
    Am nächsten Tag holte sie sich wieder ein Pferd aus dem Mietstall und ritt nach Zuckelhausen. Als sie durch das Dorf kam, winkte ihr die Alte und rief ihr einen Gruß zu. Priska grüßte zurück, dann bog sie in den Feldweg ein.
    Das Jagdhaus lag still am Rande der Lichtung, doch Priska sah, dass die hölzernen Läden aufgeklappt waren.
    «Eva?», rief sie schon von draußen. «Ich bin es, Priska.»
    Sie nahm die Lebensmittel und die Kleidung aus den Satteltaschen, schleppte

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